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53 XXI. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.« Nu 6 1903/1904. soll die Kurbel i um 90° vor- und rückwärts gedreht werden. Die Kurbel ist aber so groß gewählt, daß sie einen hinreichend großen Steuerruderaussehlag herbeiführen kann. Sämtliche Mechanismen werden in den Torpedo eingebaut, bis auf die Frittröhre F und den Klopfer t, die in einem Schutzkasten r an einem kurzen hohlen Maste befestigt sind; letzterer nimmt in seinem Fig. 5. Schaltungsschcma (1er Torpedofernsteuerung. Innern die Stromleitung auf und dient auch als Träger einer Glüh lampe, um bei Nacht den Lauf des Torpedos verfolgen zu können. Der Mast kann auch mit einem Scharniere versehen werden, nach Art der Stromabnehmer bei Straßenbahnen, um so auch in den gebräuchlichen Lanzierrohren verwendbar zu sein. Der Kasten r wird in Hohlspiegelform aus einem schlechten Leiter für elektrische Wellen in der Art ausgebildet, daß die einzige offene Seite dem Wellengeber zugewendet ist, und zur Erhöhung der Empfindlichkeit der Frittröhre F wird eine Seite derselben in bekannter Weise mit d ;m Wasser bei P in leitende Verbindung gebracht, die andere Seite der Röhre F mit dem Auffangdraht D versehen. Auch über die praktische Erprobung dieser Erfindung ist bishe r noch nichts bekannt geworden. Die Einwendung, daß der Auffangdraht D die Möglichkeit bieten kann, die Ablenkung des Torpedos von seiner Bahn durch den Gegner herbeiführen zu können, indem dieser elek trische Wellen erzeugt, wird damit zurückgewiesen, daß diese Manipulation des Gegners ebensoviel nützen wie schaden kann, da er weder die zeitige Stellung des Kommutators, noch die Intervalle selbst kennt, in denen das Chronometer den Kommutator im Torpedo umschaltet. Es bliebe also dem Absender des Tor pedos nur noch die Aufgabe, den Veränderungen des Zieles Rechnung zu tragen und durch richtig gegebene Wellen den resultierenden Einfluß aus schädlichen und nützlichen Einwirkungen des Gegners zu kompensieren. Selbst wenn eine Division von mehreren Torpedo boten ganz gleichzeitig ihre derart steuerbaren Ge schosse absenden würde, so soll die gegenseitige Be einflussung nie Störungen hervorrufen, die so groß wären, daß sie nicht durch entsprechende Wellen des zugehörigen Wellengebers kompensiert werden könnten. Jedenfalls zeigen diese Erfindungen, daß, wie schon bemerkt, die elektrischen Wellen im Seeverkehr und der Kriegsmarine noeh mancherlei Anwendungen finden dürften, über die man sich heute aus zeitlichen Gründen noeh nicht ganz klar ist, oder deren Ver wirklichung noch im Schoße der Zukunft schlummert. F. L. Elektrisches Treideln auf dem. Eriekanal. Der Eriekanal ist bereits der Ort verschiedener Versuche ge wesen, Flußschiffe elektrisch zu schleppen, aber obgleich andere Kanäle in Amerika und Europa bereits mit elektrischen Traktions einrichtungen der einen oder anderen Art ausgerüstet sind, begnügt sich der alte berühmte künstliche Wasserweg zwischen Albany und Buffalo immer noch mit Maultieren und einigen wenigen Dampf schiffen als Betriebsmittel. Die Konkurrenz mit den Eisenbahnen hat sich dadurch als derart hoffnungslos erwiesen, daß seitens des Staates New-York jetzt eine Summe von über 100,000,000 Dollars für den Erie-, den Oswego- und den Champlein-Kanal bewilligt Rolle von einer Luftleitung entnommen, die mittelst quergespannter Drähte von den an den Ufern aufgestellten Masten getragen wurde. Der Versuch war sofort erfolgreich, aber die Anlage gab zu der durch die Schraube herbeigeführten Beanstandung Anlaß, daß bei selbst auch mäßiger Geschwindigkeit der Schraube die hierdurch her vorgerufenen Wasserbewegungen die Ufer beschädigten. Auch ent standen bei seitlicher Bewegung Schwierigkeiten mit den Rollen, von denen zwei benutzt wurden. Die nächste Versuchsanlage rührte von R. Lamb Lex, der auf dem Schleppweg eine ingeniöse, aus zwei übereinanderbefindlichen Drähten bestehende und von kräftigen Säulen getragene Leitung herstellte, innerhalb deren ein Telphermotor entlang lief, wobei der obere Draht den Motor trug und der untere Fig. l. Eingleisiges elektrisches Treideln auf dem Eric-Kanal. — Ein Zug von vier beladenen Kähnen. worden ist, um diese Kanäle für Schiffe von 1000 Tonnen Tragfähig- I keit passierpar zu machen, wohingegen die Tragfähigkeit der Schiffe jetzt nicht über 250 Tonnen hinausgeht. Die Tatsache, daß der elektrische Betrieb ebenso gut auf große Schiffe wie auf kleine an wendbar ist, macht die erneuten Vorführungen, die letzthin am Erie kanal mit mehreren, von den bisher versuchten mannigfach ab weichenden elektrischen Triebmitteln stattgefunden haben, besonders interessant. Die ersten elektrischen Versuche auf dem Eriekanal fanden im im Jahre 1893 statt; damals wurde von B. W. Darley ein alter Sehraubendampfer mit zwei Westinghouse-Elektromotoren versehen, um die Schraube zu drehen, und der Strom wurde mittelst einer die Traktionsbeanspruehung aufnahm. Mit dem Motor ging ein Mann der ihn bediente. Dieses System war in Tonawanda [N. T.] und auf dem Raritankanal in Tätigkeit, wurde aber aus verschiedenen Gründen nicht weiter entwickelt. Inzwischen ist auf dem Miami-Kanal ein Mehrphasenstromsystem mit einer auf einem gewöhnlichen Gleis laufenden Sehlepplokomotive eingerichtet worden, wohingegen die Praxis in Europa, Betriebseinriehtungen geschaffen hat, bei denen gleislose elektrische Schlepplokomotiven von einer Oberleitung aus mit Strom versorgt werden. Das neueste System ist das jetzt auf dem Eriekanal in Tätigkeit befindliche System von Stephen W. Wood, von welchem eine Ver- suehsstrecke gegenüber dem Elektrizitätswerk von Schenectady von