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XXI. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ Als typisches Beispiel einer solchen modernen amerikanischen I Anlage mag die des North Coast Limited gelten, eines Expreßzugs | der Northern Pacific Railway, der die 2000 Meilen lange Strecke J von St. Paul, Minnesota nach Portland, Oregon, als geschlossenes Glanzes zurücklegt. Die Lokomotive dieses Zuges ist eine aehtzigtönnige, zehnrädrige j „Schenectady“, die im Tender einen Kohlenvorrat von 9 Tonnen und 16,400 Liter Wasser führt. Der Kessel, der auch den Betriebs dampf für die elektrische Anlage liefert, besitzt einen Minimal durchmesser von 157 cm und arbeitet mit einem Normaldruck von 13,5 Atmosphären, für dessen Aufreehterhaltung ein Feuerungsraum von 180 cm Höhe, 152 cm Weite und 275 cm Länge sorgt. Die sechs Treibräder der Lokomotive, die bei jeder Umdrehung den Zug um ca. 6 m vorwärts schaffen, werden von einer verhältnismäßig einfach gebauten Kompoundmaschine angetrieben. Aussichtswagen, der den Abschluß der imponierenden Wagenreihe bildet. Er enthält eine gut ausgestattete Bibliothek, einen Barbierladen, Badezimmer, Bar, Damensalon und einen gemütlichen Raum, der etwa dem Hall eines englischen Hotels entspricht. In allen Räumen sorgen elektrische Ventilatoren für fortwährende Lufterneuerung. Die hintere Plattform, von der man einen unbeschränkten Ausblick auf ' die zurückgelegte Strecke genießt, ist als Veranda ausgestaltet und J mit Sonnendach und Sehiffsstühlen ausgerüstet. Die Signal lichter am Zugende sind in geschickter Weise als dekoratives Moment verwendet; neun Glühlampen erleuchten das Handelszeichen der Gesellschaft, das nachts einen strahlenden Lichtkegel hinter dem sausenden Zug herzieht. Es ist nicht nötig, Fachmann zu sein, um die Vorzüge einer elektrischen Zugbeleuchtung zu würdigen. Keine andere ambulante L'chtquell vermage ein solch angenehmes, intensives und konstantes Ein neues System Elektrische Anlage im Gepäckwagen des North Coast Limited der Nord-Pacific-Bahn. Lieht zu geben; dazu kommt noch der Wegfall der schwerfälligen Gasbehälter und der kostspieligen Generatoren, der allein deren allgemeine Einführung rechtfertigen würde, eine bessere Verteilung der Lampen und leichte Regulierung derselben vom Wageninnern, die das halsbrecherische Amt des Lampenanzünders entbehrlich macht. Die geringen Mehrkosten werden durch die Ersparnis an Zeit und Arbeit gedeckt und Betriebsstörungen sind bei Unterbringung der Dynamo im Gepäckwagen und sorgfältiger Ausführung der Anlage, so gut wie ausgeschlossen. Für den ausnahmsweisen Fall eines nächtlichen Lokomotivenwechsels genügen ein paar Notlaternen, um den Einbruch vollkommener Dunkelheit zu verhüten. Wie weit eine elektrische Zentrale in Eisenbahnzügen für Heiz- und Motorzwecke, sowie im Signalwesen dienstbar gemacht werden kann, ist noch eine offene Frage, deren Lösung einer nicht allzu fernen Zukunft Vorbehalten bleibt. gleichzeitiger Telegraphie und Telephonie. *) Elektrisch beleuchteter Touristenschlafwagen mit Reserve-Petroleumlampen. Gewöhnlich umfaßt der Zug 7 Wagen, die sämtlich mit Strom zu versehen sind, an der Spitze einen Wagen zweiter Klasse mit einer Abteilung für Raucher, einen Wagen erster Klasse und einen Touristen-Schlafwagen. Darauf folgt der Küchen- und Speisewagen, an den sich der „Pullman-Sleeper“ anschließt, der dank der größeren Spurweite der amerikanischen Bahnen eine prunkvolle und doch zweckmäßige Ausstattung besitzt, die auf den meisten europäischen Bahnen unerreichbar wäre. Neben einer fast überreichen Korridor beleuchtung sind hier zwei lOkerzige Edisonlampen in jeder der geräumigen Schlafabteilungen untergebracht, eine wahre Wohltat für alle, die der schlechten Gewohnheit nächtlicher Lektüre huldigen. Der krönende Zug des North Coast Limited ist der 21 m lange Kapitel I. Ueber die Trennung zweier Effekte von zwei einfachen sinusoidaien Strömen verschiedener Frequenz, welche in demselben Stromkreise laufen. I. Es sei E = E 0 sen wt = E 0 sen 2 eine E. M-Sinusoidale in einem geschlossenen Stromkreise, wobei a die Frequenz bedeutet. Man teilt diesen Stromkreis auf eine gewisse Strecke in zwei ^Abzweigungen, welche bevor sie sich vereinigen, eine differenziale Wicklung auf einem Kerne von weichem Eisen (Fig. 1) bilden. Die beiden Zweige des Differenzial seien gleichzeitig auf dem Kern gewickelt, haben den gleichen Ohm-Widerstand und vollführen die gleiche Anzahl Um drehungen. Es seien nun t ± und r. 2 , L t und L 2 , C x und C g die respektiven Ohm-Wider stände, die Koeffizienten der Autoin duktion und die Kapazität der zwei Abzweigungen des Stromkreises; Vj und v s die Potential-Differenzen an den Armaturen der Kondensatoren; M der Koeffizient der wechselseitigen Induktion zwischen den beiden Zweigen; Lz Fig. 1. *) Wir verdanken diese wissenschaftlich bedeutsame Arbeit dem Entgegenkommen der italienischen Zeitschrift „L’Elettricista“, Rom. Inneres des Aussichtswagens: Blick auf die Bibliothek. Die ganze elektrische Anlage ist in dem zwischen Tender und Personenwagen eingeschalteten Gepäckwagen untergebracht. Den Motor bildet eine kleine, Schnelllauf ende Dampfmaschine von ca. 8—87g cm Zylinderdurchmesser, die nachts durch die Wagenkupplung mit dem Kessel der Lokomotive verbunden wird. Die Dynamo, eine 25 Kilowatt „Westinghouse“, ist direkt mit der Achse des Motors verkuppelt und vermag bei einer Betriebsspannung von 125 Volt bis zu 300 Ampere Strom zu liefern. Ein elegantes Schaltbrett mit den nötigen Meßapparaten vervollständigt die ungemein gefällige Anlage, die trotz ihren geringen Umfanges — sie nimmt nur einen Winkel des 21 m langen Gepäckwagens ein — den Zug mit einer Fülle von Licht überschwemmt.