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XXI. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 3. 1903/1904 26 Sollen. Alle andere Motoren sollen von der Westinghouse Mehrphasen-Induktions- type sein. Diese werden fünf 50pferdige Motoren für die Klopf- und Brech- masehinen einschließen, einen 35pferdigen Motor zum Betrieb eines Brechers und 3 kleinere Motoren zum Antrieb der Stärke-Anlage und Schneidemaschine. Ein 75pferdiger Motor mit veränderlicher Geschwindigkeit wird das trockene Ende der Pap erbereitungs-Maschinen und ein 30pferdiger Motor das nasse Ende an treiben. Alle Pumpen werden elektrisch betrieben, ebenso auch das Zurichthaus, die Tintenstampfer etc. Ein Babcock-Wilcox-Kessel mit Kettenrostheizer, Ueber- hitzer und Sparapparat wird der Anlage beigefügt. Bei dieser elektrischen An lage wird eine große Kohlenersparnis vorausgesetzt; die Biegsamkeit des elektrischen im Vergleich zum mechanischen Betrieb ist vom Gesichtspunkt gewisser Mühlenerweiterungen von großer Wichtigkeit. F. v. S. Telephonische Lichttelegraphie. Die telegraphische Gedankenübertragung ohne Draht ist in ein neues Stadium getreten, dadarch, daß man die Buhmersche Lichttelephonie auch fü r telegraphische Zwecke benutzt. Die im vorigen Jahre von dem Physiker Ernst Ruhmer, in Verbindung mit der Kriegs- und Schiffsbautechnischen Abteilung der Siemens-Schuckertwerke auf dem Wannsee gemachten Versuche, mittelst eines Scheinwerfers gewisse Lichtsignale auf einige Entfernung hinauf eine Selenzelle zu übertragen, haben seinerzeit großes Aufsehen erregt. Wie bekannt, wurden damals durch ein Kohlenkörner-Mikrophon die Schallwellen der menschlichen Stimme in elektrische Schwingungen nmgesetzt, die, genau nach dem Rhythmus der Schallschwingungen im Mikrophon Aenderungen in der Strom- und Licht stärke einer Gleichstromlampe hervorbrachten und diese zu einer sogenannten sprechenden machten. Die in ihrer Helligkeit schwankenden Strahlen der Bogenlampe wnrden auf der Empfangs; tation von einem Parabolspiegel auf eine sogenannte Selenzelle konzentriert. Das Selen ist ein Element mit gewissen metallischen Eigenschaften und wirkt unter bestimmten Umständen stromleitend. Die Selenzelle reagiert bei der großen Empfindlichkeit des Selens auf die kleinsten Unterschiede der Lieh stärke und überträgt sie auf das mit ihr verbundene Telephon, wodurch in dem Hörer der Empfangsstation die in das Mikrophon des Senders gesprochenen Laute wieder vernehmbar wurden. Diese Lichttelephonie wurde zur Telegraphie durch eine neue von Ruhmer angegebene Sender-An ordnung. Man beeinflußt die Bogenlampe durch die Induktionswirkung einer Transformatorspule mit einem Quecksilber-Unterbrecher, welcher mit einem Morsetaster in den sekundären Stromkreis geschaltet ist, wenn der Lampenstrom die primären Windungen durchfließt. Wird durch den Morsetaster der sekundäre, häufig unterbrochene Strom geschlossen, so entsteht im primären Lampen- Stromkreis ein undulierender Strom, der entsprechend seiner momentanen Stärke ein schnelles Wechseln der Helligkeit der Lampe bedingt, welches auf die Selen zelle übertragen wird. In dem mit ihr verbundenen Telephon äußert sich dieser Vorgang als deutlich wahrnehmbarer gleichmäßiger Ton, welcher solange anhält, als der Morsetaster den Sekundärstrom schließt. Es ist ohne Weiteres klar, daß man durch lange und kurze Zeichen entsprechend denen des Morsealphabets Nachrichten übermitteln kann, welche mit den Telephonen der Empfangsstation ahgehört werden können. Da man die rasch aufeinander folgenden Veränderungen in der Lichtstärke des Scheinwerfers weder mit bewaffnetem noch unbewaffnetem Auge wahrnehmen kann, so läßt sich auch eine Geheimhaltung der Zeichen, z. B. für Kriegszwecke erzielen, und die neue Art der telephonischen Lichttelegraphie wird sich besonders im Krieg-wesen bei der Armee und Marine v e rwenden lassen, zumal sie leicht und ohne große Kosten mit vorhandenen Scheinwerfer Anlagen in Verbindung gebracht werden kann. Für andere Zwecke dürfte sie sich weniger eignen, da sie immer nur für kurze Entlernungen anzuwenden ist. Durch den Vorzug der Selenzelle, verhältnismäßig leicht auf Lichtstrahlungen zu reagieren, wird sich die neue Art von Uebertragung der Elektrizitäts- und Lichtschwingungen auch für Einschaltung von Lampenkreisen, Auslösung von Schaltwerken etc. gut benutzen lassen. Die Siemens-Schuckertwerke konstruieren sowohl die nötigen Apparate der Sende- und Empfangsstation, als auch einfache nnd leicht transportable Demonstratiousapparate, welche dazu angetan sind, die Erfindung auch Laienkreisen näher zu bringen. Neue Regulier- und Anlass widerstände. Die vor Kurzem von der Firma Voigt & Haeffner Akt en-Ges.,Frankfurt a.M.- Bockenheim herausgegebene Liste über Regulier- und Anlaßwiderstände bietet viel Neues auf diesem schwierigen Gebiete des elektrischen Apparatenbaues. Figur 1 zeigt eine Regulatorentype NHS (D. R.-P.) für direkte Montag® hinter der Schalttafel und Antrieb von der Vorderseite mittels Handrad. Die Spiral-Widerstände sind zu beiden Seiten einer Eisenplatte angebracht. Jede Spirale ist mit beiden Enden direkt an den Kontakten befestigt und außerdem n der Mitte um eine Porzellanrolle herumgelegt. So sind die Spiralen in ihrer Lage gesichert und vermögen außerdem ihre Wärme gut an die in der Nähe befindliche Eisenplatte ahzugehen, sodaß ihre Abkühlung eine ausgezeichnete ist. Die Entfernung des eigentlichen Apparates von der Rückseite der Schalttafel ist so reichlich bemessen, daß an der Schalttafel noch Leitungen entlang geführt werden können. Auf ganz anderer konstruktiver Grundlage beruht die Ausführung der Anlaßwiderstände (Type MA) mit automatischer Minimal-Auslösung (Fig. 2), deren Konstruktion ebenfalls durch D. R.-P. geschützt ist. Die Widerstände sind hier als sogenannte Röhrenwiderstände ausgeführt. Hierbei ist der Wider standsdraht in ein mit Asbest ausgelegtes Metallrohr eingebracht. Das Rohr wird mit Asbest ausgefüllt und mit 2 geeigneten Porzellanstopfen verschlossen. Der Einbau dieser Widerstandsrohre gestaltet sich außerordentlich einfach; der Apparat macht in der Tat den Eindruck bester Isolation und größter mechanischer Solidität. Die Kontaktplatten dieser Apparate sind den Vor- Fig. 1. Fig. 2. s chriften des Verbandes Deutscher Elektrotechniker entsprechend ahgedeckt. Die Apparate werden auch mit kombinierter Minimal- und Maximal-Auslösung sowie mit Nebenschluß-Regulierung zur Erhöhung der Tourenzahl geliefert. Wir haben von den Typen des Katalogs 2 herausgegriffen, ver fehlen aber nicht, die Interessenten darauf hinzuweisen, daß die Liste auch an Reversieranlassern, Kontrollern, automatischen Anlassern für Pumpen und Auf züge etc. soviel Neues bringt, daß ihre Durchsicht jedem Fachmanne ange. legentlichst empfohlen werden kann. Verwendung der drahtlosen Telegraphie bei Feuersgefahr. Nach der „Gazette de l’Electricien“ hat Guarini einen Apparat erfunden, welcher aus einem kleinen, in jedem zu schützenden Gebäude aufzustellenden Uebertrager besteht. Die Feuerwehrwache ist mit einem einzigen Empfangs apparat versehen. Der Uebertragungsapparat besteht aus einem Quecksilberthermometer, in dessen Röhre zwei Platindrähte eingeschaltet sind, welche mit einer Batterie und einem Elektromagneten in Verbindung stehen. Sobald das Quecksilber der Röhre den Platindraht berührt, zieht der Elektromagnet einen Anker an, welcher das Rad eines automatischen Uebertragers der drahtlosen Telegraphie auslöst, Derselbe überträgt die nötigen Meldungen, Straße- und Hausnummer an den Empfangsapparat der Feuerwache. Der Empfangsapparat kann mit einem Morse- Apparat, Wecker und kleiner Spule versehen werden, welche den erschlafften Wächter aufrüttelt. F. v. S. Kleine /Mitteilungen. Dienst,jnWliium. Der Chefingenieur der Siemens & Halske A.-G., Ernst Richter, konnte am 20. Oktober den Tag begehen, an dem er vor 25 Jahren seine Tätigkeit für die Firma begonnen hat. Am Vormittag beglückwünschte Direktor Dr. Berliner den Jubilar im Namen des Vorstandes der Gesellschaft und betonte in seiner An sprache, daß der Gefeierte einen großen Teil der Erfolge, die die Firma im Laufe der Jahre in technischer und materieller Hinsicht davongetragen habe, auf sein Konto schreiben könne. Im Namen der Mitarbeiter und Freunde überbraehte Dr. Berliner einen silbernen Tafelaufsatz, dessen Figurenwerk und Gravierung auf das Tätigkeits gebiet des Gefeierten in künstlerisch durchgeführten Symbolen Bezug nehmen. Am Abend des Jubiläumstages vereinte eine Festlichkeit im Motivhause Herrn Richter mit seinen Vorgesetzten, Mitarbeitern und Freunden. Der elektrische Betrieb der Berliner Stadtbahn. Die Ein führung des elektrischen Betriebes auf der Stadtbahn, sowie auf den Vorortstrecken stieß noch vor wenigen Jahren bei den maßgebenden Stellen auf den entschiedensten Widerstand. In zwischen hat sich, nachdem andere Großstädte mit gutem Beispiel vorangegangen sind und besonders nachdem die Hochbahn von Siemens & Halske in Berlin selbst die Wirtschaftlichkeit und Zu verlässigkeit der Elektrizität einleuchtend nachgewiesen hat, bei der preußischen Eisenbahn Verwaltung ein bemerkenswerter Wechsel der Anschauung vollzogen. Bereits ist eine Vorortlinie vollständig für elektrischen Betrieb eingerichtet und wie sehr man seine Einführung für den gesamten Stadt- und Vorortsverkehr ernstlich ins Auge faßt, ist aus einem vor einiger Zeit gerade von dem Dezernenten der Eisenbahndirektion Berlin, Geheimen Baurat Bork, gehaltenen Vor trag zu ersehen, der sich eingehend mit den Details eines solchen Planes beschäftigt und auf den wir darum aufmerksam machen möchten. Nach einem Bericht der Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahnver“ waltungen führte Geheimrat Bork in seinem Vortrag Folgendes aus: Die gesamten Vorortlinien von Berlin erstrecken sich fast gleichmäßig über eine Kreisfläche, deren Halbmesser etwa 30 Kilometer beträgt und deren Mittelpunkt annähernd am Bahnhof Friedrichstraße liegt. Für den elektrischen Betrieb eines derartigen