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— Polytechnische Rundschau — Zeitschrift für die Gesamt = Interessen der elektrischen Industrie. Abonnements werden von allen Buchhandlungen und Postanstalten zum Preise von Hk. 4.— halbiiihrl, Mk. 8.— ganzjährl., angenommen. Verlag von: G. L. DAUBE & Co., Frankfurt a. M. Expedition: Frankfurt a. M., Kaiserstrasse 10. Fernsprechstelle No. 586. Redaktion: Fr. Liebetanz, Düsseldorf, Herderstr. 10. Inserate nehmen ausser der Expedition in Frank furt a. M. sämtliche Annoncen-Expe ditionen und Buchhandlungen entgegen. Insertions-Preis: pro 4-gespaltene Petitzeile 30 /S), Erscheint am 1. und 15 . jeden Monats. nach Spezialtarif. XXI. Jahrgang. Frankfurt a. M., den 1. August 1904. Heft 21 Alle für die Redaktion bestimmten Zuschriften werden erbeten unter der Adresse: Redaktion der „Elektrotechnischen Rundschau“, Beiträge für den elektrotechnischen und polytechnischen Teil sind willkommen und werden gut honoriert. , Düsseldorf, Herderstr. IO Die Deutsch-atlantischen Kabel. Die unterseeischen Telegraphenverbindungen sind vor einigen Wochen durch die Vollendung der Auslegung des zweiten Deutsch- atlantischen Kabels Emden—Azoren—New-York um eine, für Deutsch land bedeutungsvolle Linie vermehrt werden. Während 1876 der ganze Besitz Deutschlands an solchen Linien nur in der Hälfte des Kabels zwischen der Insel Rügen und der schwedischen Küste bei Trelleborg mit ca. 36 km, gegenüber dem gesamten Kabelnetz der Welt von ca. 108.000 km Länge, bestand, beträgt derselbe z. Z etwa 23,000 km, gegenüber 418,000 km, und zwar setzt sich dieses, Deutsch land gehörige Kabelnetz zusammen aus einigen im Besitze der Reichs post befindlichen Kabeln zwischen den Inseln in der Nord- und Ostsee, sowie nach England, Dänemark, Schweden und Norwegen, und ferner 2 Kabeln in China, von Tsingtau naeh Tschifu und von Tsingtau nach Woosung. Hierzu kommen das der Deutsch-Atlantischen Tele graphengesellschaft in Köln gehörige Kabel von Borkum über die Azoren nach New-York und das der Deutschen See-Telegraphen gesellschaft in Köln gehörende Kabel von Borkum nach Vigo. Alle diese Kabel dürften einen Wert von 37 bis 38 Millionen Mark darstellen. Gewiß eine ganz ansehnliche Summe; aber was bedeutet sie gegenüber dem Wert des gesamten z. Z. bestehenden Kabelnetzes der Welt mit ca. 1046 Millionen Mark, wovon allein auf England über 651 Millionen Mark entfallen! Die nachstehende Tabelle enthält die hauptsächlichsten Angaben über die Verteilung der Kabel auf die einzelnen Länder: Insgesamt km | Wert 1. England (260340 Jl. 651000000 2. Nordamerika 73271 183200000 3. Frankreich 33973 84930000 4. Deutschland 23020 57550000 5. Dänemark 13298 33250000 6. Japan 3927 9820000 7. Spanien 8. Niederlande 3235 8090000 2300 5750000 9. Italien 1966 4920000 10. Verschiedene Länder .... 3171 8000006 Kabelnetz der Welt 41850111046510000 Fig. l. Die Norddeutschen Seekabelwerke mit davor liegendem Aus den vorstehenden Zahlen geht hervor, daß das in deutschem Besitz befindliche Kabelnetz nicht nur nicht im Entferntesten an das jenige Englands heranreichen kann, sondern daß auch Nordamerika und Frankreich bedeutend größere Kapitalien in derartigen Unter nehmungen angelegt haben. Nachdem die Telegraphen-Verwaltung des Deutschen Reiches bereits seit langen Jahren kürzere Seekabel, wie solche zur Verbindung des Festlandes mit den vorgelagerten Inseln, sowie letzterer unter einander, erforderlich waren, durch deutsche Firmen, und zwar hauptsächlich durch Felten & Guilleaume in Mülheim a. Rh. hatte hersteilen und legen lassen, führte der Wunsch, die von dem Reichs-Postamt ge planten direkten überseeischen Kabelverbindungen, zunächst im Atlantischen Ozean, auch durch ein deutsches Werk ausführen zu lassen, dazu, daß die Deutsch-Atlantische Telegraphen-Gesellschaft in Verbindung mit der Firma Felten & Guilleaume (jetzt Felten &Guilleaume Carlswerk Aktien-Gesellschaft) in Mülheim a. Rh. im Jahre 1890 die Norddeutsche Seekabelwerke Aktiengesellschaft mit dem Sitze in Köln und mit einem (seither auf 6 Millionen Maik erhöhten) ursprünglichen Aktienkapital von zwei Millionen Mark gründete, welche die von der Land-und Seekabelwerke A.-G. in Nordenham begonnene Anlage eines Seekabelwerkes übernahmen und darauf ein Kabelwerk ausbauten, das zur Herstellung der längsten unterseeischen Kabel be fähigt ist. In unmittelbarer Nähe des Seehafens Bremerhaven gelegen, zeichnet sich Nordenham durch günstige Wasserverhältnisse aus, sodaß Seeschiffe größten Tiefganges selbst zu Zeiten des stärksten Frostes ohne Schwierigkeiten laden und löschen können. Ein eigener Pier ist zu diesem Behufe vor der Fabrik errichtet worden, während ein Schienengeleise sie mit der Eisenbahn verbindet. Schon vor Beginn des Fabrikbaues war ein mit den besten Ein richtungen versehener Dampfer in Auftrag gegeben worden , welcher sich bei zahlreichen Kabellegungen sowohl wie Kabelreparaturen bestens bewährt hat. Dieser Dampfer lief am 9. November 1899 vom Stapel und machte im Februar 1900 seine Probefahrt Er er hielt den Namen des damaligen Staatssekretärs des Reichs-Postamtes von Podbielski. Zum Vorstand der neuen Gesellschaft wurde der damalige Direktor der Land- und Seekabelwerke, Herr Ernst Diederichs, ernannt. Es war beabsichtigt, den Betrieb der Fabrik im Sommer 1900 aufzunehmen. Infolge der chinesischen Wirren des Jahres 1900 be schloß das Reichs-Postamt die Verlegung eines Kabels von Tsingtau nach Woosung, konnte jedoch der Eile wegen die Betriebseröffnung in Nordenham nicht abwarten und ließ deshalb das Kabel in der Fabrik der Felten & Guilleaume Carlswerk Aktiengesellschaft in Mülheim a. Rh. hersteilen; dasselbe wurde im Dezember 1900 durch den Dampfer „v o n Podbielski“ nach Asien übelgeführt und gelegt. Unterdessen war die maschinelle Einrichtung des neuen Werkes in dem damals geplanten Umfange beendigt worden und übernahm dasselbe, nachdem ein kleinerer Auftrag für die D. A. T. G. aus- . geführt worden war, mit Schluß des Jahres 1900 die Ausführung des vom Reichs-Postamt erteilten Auftrages auf ein neues deutsch-eng lisches vieradriges Tele graphenkabel von 478 km Länge, welches im Mai 1901 durch den Kabeldampfer „?on Pod bielski“ verlegt worden ist. Danach wurden noch eine Reihe kleinerer Ka belaufträge für die Reichs post und sonstige in- und ausländische Behörden sowie für die deutschen ^beidampfcr V. Podbielski. Telegraphen-Gesellschaf- ten ausgeführt und auch ein neues Lichtkabel von Wangeroog nach dem Rotesand-Leuchtturm hergestellt und im Sommer 1902 verlegt. Der Kabeldampfer „von Podbielski“ ist vielfach, namentlich zur schlechten Jahreszeit, mit der Instandsetzung unterbrochener Kabel der R eiehs- post und der beiden deutschen Telegraphen-Gesellschaften beauftragt worden. Das Schiff hat einen stark nach vorn überneigenden Vorder-