Volltext Seite (XML)
XXL Jahrgang. ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.« No. 20. 1Q03/1904. 4000 Pferdekräfte liefern. Hier handelt es sich also um Millionen jährlichen Ge winns. In diesem Sinne hat bereits die Umgestaltung der Hüttenwerke im größten Maßstabe begonnen und auch bei den Koksöfen entstehen derartige großartige Kraftanlagen. Von ähnlicher Bedeutung ist auch der Gasmaschinenbetrieb mit Kraftgas, der heute allerdings noch zum großen Teile an Koks und Anthrazit gebunden ist. Es wird aber auch hier gelingen, gewöhnliche Kohle und Minderwertige Brenn stoffe zu verwenden. Die Gasmaschine selbst wird zu dem ursprünglichen Ausgangspunkte, zum Viertaktmotor, zurückkehren, aber'die reichen Erfahrungen des heutigen Großmaschinenbaues benützen müssen, wie dies von der Maschinen fabrik Nürnberg vorbildlich bereits geschehen ist, was die bisherigen sogenannten „Spezialisten“ verabsäumt haben. Deshalb hat auch der Uebergang von der Kleinmaschine zur Großmaschine schweres Lehrgeld gekostet. Flammrohr-Zusammendrückung. Direktor C. Car io, Magdeburg schildert in der »Ztschr. für Dampf kessel- u. Maschinenbetrieb« (1904, 21 S. 201) einen eigenartigen Fall von Flammrohr-Zerstörung. Das in beistehender Illustration dargestellte .zusammengedrückte Flammrohr hatte Cario Gelegenheit zu sehen; es bildet, wie er mit Recht schreibt, einen selten vorkommenden Fall, der interessant genug ist, um besprochen zu werden. Das Rohr ist in seiner ganzen Länge vollständig, sozusagen flach zusammengedrückt. Nur die äußersten Enden sind von den Stirnböden rund erhalten worden. Etwas hatten sich auch die beiden gewölbten Stirnböden verbogen. Das zweite zugehörige Rohr , welches man in Figur 1, weiter hinten liegen sieht, ist ganz und rund geblieben. Die vier Versteifungsringe haben eine traurige Rolle gespielt, indem sie wie Pappe nachgegeben haben. Die Stehbolzen derselben sind zum Teil stehen geblieben, zum anderen Teil durchgerissen, zum dritten Teil aus den Flammrohrblechen herausgerissen. Trotz der denkbar stärksten Formveränderung ist nicht der geringste Riß im Blech entstanden, obwohl der nach oben gerichtete Rücken ganz schmal zusammengepreßt ist und einen inneren Biegungsgrad von kaum 35 mm hat. Auch die Rundnähte haben diese Biegungen ohne jeden Rißschaden mitgemacht. Das Rohr ist nicht von oben herunter, sondern von beiden Seiten her zusammengedrückt. Fig. i. Diese Art der Formverbiegung ist nur möglich, wenn das Rohr in seiner ganzen Länge total glühend war. Es hat demnach Wassermangel stattgefunden. Dabei pflegt aber das Rohr von oben herunter eingedrückt zu werden, was hier nicht der Fall ist. Ferner wird auch immer nur der vordere Teil, in zwei bis drei Schüssen glühend und‘verbogen, weil die untere noch im Wasser liegende Rohrhälfte die Feuergase inzwischen so weit abkühlt, daß der hintere Teil des Rohres weniger warm wird. Was kann der Grund zu dieser ausnahmsweisen Deformierung ge wesen sein ? Allem Anschein nach ist beim Anheizen des Kessels in dem selben so wenig Wasser gewesen, daß dieses kaum bis an die Flammrohre heran reichte, und so wurden diese von vorn bis hinten hin fast gleich mäßig glühend. Durch das zusammengedrückte Rohr ging vielleicht zu fällig mehr Zug und Feuer als durch das andere, was leicht Vorkommen kann. Der Kessel war einer von sechs gleichen zu einer Batterie ver einigten Kessel, und er stand mit den anderen unter dem gemeinschaft lichen Betriebsdrucke; durch diesen wurde das wärmere der beiden Flamm rohre zusammengedrückt, und da es rund herum fast gleichmäßig warm war, hing die Richtung d.es Abflachens rein vom Zufall ab, und deshalb konnte es von den Seiten her zusammengedrückt werden. Naturgemäß mußte das Rohr in seiner unteren Hälfte etwas weniger warm werden, als in der oberen, weshalb die untere, in Figur 1 sichtbare Biegung nicht ganz so kurz und scharf herum gebogen ist wie der obere Rücken. Es soll nicht ganz in Abrede gestellt werden, daß die Rohre unten noch etwas von Wasser berührt würden. Der Braunschweigische Dampfkessel-Ueber- wachungsverein, welcher diesen Unfall speziell untersucht hat, ist über die Ursache desselben anderer Meinung, und er schreibt darüber in seinem Geschäftsberichte vom Jahre 1903, dem Cario folgendes entnimmt: Die sechs Dampfkessel gehören zu einer chemischen Fabrik, sie sind alle im Jahre 1901 neu erbaut, haben 100 qm Heizfläche 6 Atm. Ueberdruck, Treppenrost-Vorfeuerung und werden mit erdiger Braunkohle geheizt. Der havarierte Kessel war ven links gezählt der vierte; der dritte Kessel war leer und in Reinigung begriffen, die übrigen Kessel, einschließlich des be schädigten, waren im Betriebe. Die Mittagspause von 2 bis 3 Uhr war dazu benutzt worden, um die Feuerungen abzuschlacken, nachdem vorher die in Betrieb befindlichen Kessel reichlich hoch gespeist waren. Um eine lebhaftere Verbrennung auf den Rosten wieder herbeizuführen, begann nach Beendigung der Mittagspause der Heizer, die während des Abschlackens zum Teil herab gelassenen Rauchschieber wieder hochzuziehen. Auf diese Weise hatte er bereits lebhaftes Feuer bei vier Kesseln erzielt. Kaum hatte er aber um 3 Uhr 15 Minuten den Rauchschieber des beschädigten Kessels hochgezogen, als bei diesem ein dumpfer Knall er folgte und die Flamme aus den Rosten herausschlug. Der herbeigerufene Meister stellte nach Verlauf von einer Viertel stunde fest, daß der Dampfdruck noch 1 Atmosphäre betrug und nach weiteren 5 Minuten bis auf 0 herabsank. Die am 2. Januar, abends, vorgenommene Untersuchung des Wasser standes ergab, das sämtliche Hähne gangbar und sämtliche Oeffnungen frei von Verstopfungen waren. Da das im Kessel vorhandene Wasser, welches bis an den unteren Scheitel der Flammrohre reichte, noch verdampfte, so mußte von einer Besichtigung des eigentlichen Kessels vorläufig Abstand genommen und am Montag, den 4. lanuar, nachmittags, vorgenommen werden. Kleine Zeitteilungen. Naturwissenschaft. Das neue deutsch=atlantische Kabel im Stillen Ozean ist jüngst zu einer astronomischen Längenbestimmung zwischen Vancouver an der Westküste Canadas und Auckland auf Neuseeland, sowie Sydney in Australien benutzt worden. Diese telegraphische Längenbestimmung durch elektrische Zeitsignale, in Verbindung mit astronomischer Zeitbestimmung über die größte Erstreckung des Stillen Ozeans ist in doppelter Hinsicht bemerkenswert. Einmal verbindet sie durch elektrische Messungen die geographischen Positionen zweier Orte auf der Erdoberfläche, die über 90 Breitengrade, also mehr als 10,000 km von einander abstehen, zweitens wird durch dieselbe das Netz tele graphischer Längenbestimmungen rings um den Erdball herum geschlossen. Versuche mit elektrischen Wellen. Prof. Braun führte kürzlich im Naturwissenschaftlichen Verein in Straßburg i. E. Versuche mit elektrischen Wellen vor, über die er seinerzeit in der Physikalischen Zeitschrift berichtet hat. Diese Wellen werden auf ein regelmäßig geschichtetes Gemenge, ein Gitter isotroper, d. h. für Elektrizität gleichmäßig elastischer Stoffe geworfen und erfahren dadurch eine Doppelbrechung mit Brechungsexponenten, deren Unterschiede größer waren, als die der doppeltgebrochenen Lichtstrahlen im Kalkspat. Die „Gitter“ bestanden aus Backsteinen und gleichgroßen Luftschichten dazwischen. Sie verhielten sich, wie die Versuche erwiesen, gegenüber den elektrischen Schwing ungen, wie eine homogene doppeltbrechende Masse. Da das Verhalten elektrischer Wellen in der Doppelbrechung dasselbe ist, wie das von Lichtstrahlen, so müssen sich diese Erscheinungen auch optisch hersteilen lassen. Wenigstens ist die prinzipielle Möglichkeit nachgewiesen, aus isotropem Material doppelbrechen des aufzubauen. Die praktische Bedeutung dieser Entdeckung würde darin liegen, daß die immer seltener und teurer werdenden doppelbrechenden Kristalle, die Kalk- und Doppelspate, die für gewisse Industrien, namentlich die Zuckerindustrie, unentbehrlich sind, durch künstlich hergestellte Körper aus isotropen Stoffen völlig und zwar zu wohlfeilen Preisen ersetzt werden können. Dieses Ziel auf dem vorgegebenen Wege zu erreichen, ist eine Aufgabe der Technik, die, wie der Vortragende betonte, sehr wohl gelöst werden könne. Des weiteren legte Prof. Braun Präparate vor, die beweisen, daß es ihm gelungen sei, Metalle gierungen mittels des elektrischen Stromes in ihre einzelnen Be standteile zu zerlegen. Resonanz in Luftdrahtsystemen. In der „Phys. Review“ beschreibt Taylor eine einfache Methode, um in Systemen, welche elektrischen Schwingungen von hoher Frequenz unterworfen sind, Resonanz zu erhalten. Ausgeprägte Resonanz erscheinungen treten nur dann ein, wenn die Dämpfung des Systemes klein ist im Verhältnis zu der aufgewendeten Energie. Eine Anordnung, wie sie in der nebenstehenden Figur gezeigt ist, giebt geringe Dämpfung in dem Stromkreis von kleinem Widerstande, welcher den Kondensator C, eine Funken strecke und die Niederspannungsspule P eines Tesla - Induktors enthält. Der Luft draht A ist mit dem System magnetisch gekuppelt, indem er mit der Hochspannungs spule des Tesla-Induktors S, deren anderes Ende zur Erde abgeleitet ist, in Verbindung steht. Eine derartige Schaltung ist von Braun, Marconi und anderen benutzt worden. Die Dämpfung der Schwingungen in dem Luft drahte ist sehr groß, desgleichen aber auch die aufgewendete Energie, sodaß die gesamte Dämpfung verhältnismäßig klein ist. Die Resonanz eines Luftdrahtsystemes kann sehr gut dadurch gezeigt werden, daß eine kleine Lampe z. B. von einer Kerzenstärke bei 4 Volt entweder mit den empfangenden Luftdrahte in Reihe gestellt oder zwischen die Funkenstrecke des primären Schwingungskreises gebracht wird. Um genügende Energie übertragen zu können, ist es erforderlich, die Induktionsspule mit Wechselstrom zu betreiben. A. Elektrotechnik. Del für Isolationszwecke. Unter den Vorträgen, die auf der ersten Ver sammlung der National Electric Light Association gehalten worden sind, ragt besonders der von Mr. C. E. Skinner, über obengenanntes Thema gehaltene hervor. Er enthält die wichtigsten Ergebnisse, die man über die Beschaffenheit -'VWWVWv— L j • Pt