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262 XXL Jahrgang. ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.« No. 20. 1903/1904. Notiz in der „Täglichen Rundschau“ und eine ähnliche im „Reichs- | boten“ gestanden habe. Warum man mit Schwebebahnwagen nur 50 bis 60 km pro j Stunde leisten können soll, darauf bleibt das Blatt die Antwort j schuldig. Daß die „Wägelchen" klein sein müssen, verlangt die | Technik nicht und daß man mit kurzen Zügen in kleinen Intervallen ebensoviele Passagiere befördern kann, als mit großen Zügen in vergrößerten Intervallen, darüber besteht doch wohl kein Zweifel. Auch daß man die einzelnen Wagen mit Gepäckabteilen versehen kann, ist ohne weiteres klar. Im Uebrigen habe ich ausdrücklich | betont, daß nicht in übertrieben hohen Geschwindigkeiten der Vorteil zu erblicken sei, sondern in kurzen Zugfolgen und zwar umsomehr als die Schnellbahnen große Strecken ohne Aufenthalt durchfahren sollen, sodaß allein hierdurch große Zeitgewinne erzielt werden. Was die Bemerkung über die Beanspruchung des Viaduktes durch das Bremsen langer Züge — die ich nicht beabsichtige — anbelangt, so erledigt sich dieselbe teilweise eben dadurch, daß nach meinem Vorschläge weder lange Züge noch exorbitant hohe Geschwindigkeiten in Frage kommen, teilweise aber — und zwar hauptsächlich — dadurch, daß der Bahnkörper der „Standbahn“ den gleichen An sprüchen genügen müßte, ohne die Vorteile kleinerer Krümmungen aufzuweisen. Gerade die kleineren Krümmungen sind es, welche die Schwebebahn dazu befähigen, sich dem vorhandenen Bahnkörper anzupassen, während die Standbahn zur Vermeidung der Krümmungen häufig von der bestehenden Linie abweichen müßte und schon aus diesem Grunde an Grund und Boden soviel Kapital beanspruchen würde, daß die Rentabilität ernstlich in Frage gestellt wäre. Vor allen Dingen beabsichtige ich aber nicht, eine definitive Schwebebahnlinie zu befürworten, sondern ich vertrete lediglich den Standpunkt, daß es unbedingt erforderlich ist, auf dem einmal be- sehrittenen Wege weiterzugehen und mithin auch mit der Schwebebahn die Versuche anzustellen, welche die Studiengesellschaft für Schnell bahnen mit der Standbahn durchgeführt hat. Ich verweise in dieser Hinsicht auf die detaillierten Ausführungen des Herrn Richard Petersen in Heft 8 und 9 der Zeitschrift „Elektrische Bahnen“, Jahrgang 1904.*) Den Vorschlag, die Schnellzüge auf hoch gelegene Geleise zu verweisen und so alle Niveaukreuzungen zu eliminieren, haben Hunderte vor mir gemacht. In den eigentlichen Verkehrszentren ist dieser Vorschlag auch für die übrigen Zugsarten acceptiert worden. Wenn trotzdem „einer unserer bedeutendsten Eisenbahntechniker den Schnellzugbetrieb der „höheren Etage“ für ein — „Hirngespinnst“ erklärt haben sollte, so kann ich darauf nur erwidern, daß sieh ein so wenig sachlicher Ausspruch nicht mit der Gründlichkeit deckt, welche unsere ersten Eisenbahntechniker bei der Beurteilung von Neuerungen beobachten. Wer mag dieser „eine“ unserer bedeutendsten Eisenbahntechniker sein und warum wird sein Name verschwiegen, da es sich um technische Dinge handelt?“ Daß die Anschauung, wie sie in der „Deutschen Tageszeitung“ zum Ausdruck gelangt, nicht diejenige der Allgemeinheit ist, geht daraus hervor, daß unter andern der „Berliner Börsen-Kourier“ eine Besprechung meines Aufsatzes damit einleitet, daß er ihn des besonderen Interesses wert erachtet, weil „der Verfasser zu dem gleichen Resultat kommt, zu dem Fachleute wie v. Bor ries, Bark hausen, Göring u. s. w. gekommen sind,“ nämlich, daß die Anwendung des Schwebebahnsystems gerade für den Schnellverkehr viel praktische Vorzüge bietet. dacht werden kann, so wie der praktische Arzt schon Röntgen- Strahlen für seine Privatpraxis, im eigenen Sprechzimmer für die Diagnose zahlreicher Krankheitsfälle zu Rate zieht, so ist es für den Kriegsfall von allerhöchstem Werte, wenn dem Arzte ein Röntgen- Instrumentarium zu Gebote steht. Nirgends mehr als im Felde bietet Eine Röntgen-Einrichtung für Kriegzwecke. Bei allen Kultur-Nationen ist es das ernsteste Bestreben, die j Schrecken des Krieges nach Möglichkeit herabzumildern dadurch, J daß man dem verwundeten Soldaten ärztliche Behandlung, sorgsamste Pflege und Wartung in dem bestmöglichen Umfange zuteil werden läßt. Zu dem Zwecke werden die Feld-Lazarette mit Allem ver- j sehen, was von ärztlichen Einrichtungen und Apparaten unter den besonderen Verhältnissen, wie der Krieg sie bietet, sich nur beschaffen und verwenden läßt. Man ist bemüht, alle die Errungenschaften der Wissenschaft wie der Technik, die man zu Hause, in der Klinik zu Hülfe nimmt für die Tätigkeit des Arztes und die Behandlung des Patienten auch im Felde unter Anpassung an die veränderten ein schränkenden und beengenden Verhältnisse sich dienstbar zu machen, zum Heile für die verwundeten Krieger. Jedoch es ist ohne Weiteres klar, daß im Kriege der Arzt nur zu oft gezwungen ist, mancher Hilfsmittel sich zu entschlagen, deren Anwendung oft gerade lebens rettend gewesen wäre. Es gibt ja der Schwierigkeiten zu viele, die der Benutzung und Ausnutzung aller ärztlichen Hülfsquellen hindernd im Wege stehen, schafft doch der Krieg so viel Plötzlichkeiten und Unvorhergesehenes, daß man ganz außer Stande ist, auch nur in annähernder Voraussicht seine ärztlichen Vorbereitungen zu treffen. In den letzten Jahren hat ein ärztliches Hülfsmittel physikalischer Natur die gesamte Aerztewelt erobert, das ganz neue Perspektiven 'für die Erkennungskunst geschaffen hat und auch, als Heilmittel verwandt gegenüber einer großen Zahl bestimmter Krankheitsformen schätzbare Dienste leistet: ieh meine die Röntgen-Strahlen. So wie heute keine chirurgische Klinik mehr ohne Röntgen-Einrichtung ge *) Petersen macht dort den Vorschlag, die Schnellbahnversuche aui der Schwebebahn weiterzuführen. (Die Red.) Fig. 1. Röntgen-Apparat für K liegszwecke geliefert von der Elektrizitätsgesellschaft Sanitas-Berlin für die russischen Lazarette im russisch-japanischen Kriege. sich Gelegenheit, Röntgen-Strahlen mit unschätzbarem Erfolge zu verwenden; geben sie doch die beste und zuverlässigste Auskunft über den Zustand der Verwundung, über die Art der Knochenver letzung, den Sitz des Gesehoßstückes, mahnen sie hier zu schnellem Eingreifen, zu rascher Operation, dort zu abwartender Behandlung. Gerade für die „konservative“ Methode der Chirurgie sind sie ein jederzeit zuverlässiger Berater. Lange schon ist der Wunsch brennend gewesen, die ausge zeichnete diagnostische Unter stützung, wie die Röntgen- Strahlen sie liefern, auch im Felde verwerten zu können bei der Behandlung des Ver wundeten. Mußte man sich doch eine ganze Reihe neuer Erfolge für die ärztliche Tätigkeit aus ihrer Anwendung versprechen. Wie groß aber die Schwierig keit sein mußte, diesem Wunsehe nachzukommen und ein für Kriegszwecke wirklich brauch bares, den Anforderungen voll auf genügendes Röntgen-Instru mentarium zu schaffen, das vermag ein Jeder, der sich mit Röntgographie beschäftigt hat, zu ermessen. Schon unter den sicheren heimischen Verhält nissen stellt eine Röntgen-Einrichtung einen sehr diffizilen Apparat dar, der nicht allein sehr umfangreich ist, sondern dessen Anlage auf das Sorgfältigste durchgeführt sein muß. Es wird deßhal'b für jeden ein doppeltes Interesse haben, eine Röntgen-Einrichtung kennen zu lernen, die ausdrücklich für Kriegszwecke konstruiert ist und da bei eine vollbefriedigende Leistungsfähigkeit besitzt, sowohl in Bezug auf gute Durchleuehtungsresultate auf dem Schirm, wie Herstellung scharfer Bilder auf der photographischen Platte. Unsere Abbildungen veranschaulichen eine von den Kriegs- Röntgen-Einriehtungen, mit denen die Elektrizitäts-Gesellschaft „Sanitas“ zu Berlin, der wir schon verschiedene Neuerungen im Röntgen-Instrumentarium verdanken, die russischen Lazarette für den gegenwätig russisch-japanischen Krieg ausgestattet hat. Wie das erste Bild zeigt, ist der gesamte Apparat in drei starken, eisen beschlagenen Holzkästen mit Tragringen untergebracht; die Kästen sind so fest gebaut und in ihrem Innern für die Aufnahme der ver schiedenen Teile des Instrumentariums so zweckentsprechend einge richtet, daß Beschädigungen des Apparates oder Bruch einzelner Teile vollkommen ausgeschlossen ist. ln dem einen Kasten ist die Fig. 2. Aufbewahrung von Röntgen-Röhi en und Utensilien.