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Elektrotechnische Rundschau Zeitschrift für Abonnements «erden von allen Buchhandlungen und Postanstalten zum Preise von Mk. 4.— halbjährl., Mk. 8 — ganzjährl., angenommen. — Polytechnische Rundschau — die Gesamt=Interessen der elektrischen Industrie. Verlag: von: G. L. DAUBE & Co., Frankfurt a. M. Expedition: Frankfurt a. M., Kaiserstrasse 10. Fernsprechstelle No. 586. Redaktion: Fr. Liebetanz, Düsseldorf, Herderstr. 10. -—-- Erscheint am 1. und 15. jeden Monats. Inserate nehmen ausser der Expedition in Frank furt a. M. sämtliche Annoncen-Expe ditionen und Buchhandlungen entgegen. Insertions-Preis: pro 4-gespaltene Petitzeile 30 Berechnung für */,, *4> l U und '/ 8 Seite nach Spezialtarif. XXI. Jahrgang. Frankfurt a. M., den I. Juni 1904. Heft 17 Alle für die Redaktion bestimmten Zuschriften werden erbeten unter der Adresse: Redaktion der „Elektrotechnischen Rundschau“, Düsseldorf, Herderstr. IO. Beiträge für den elektrotechnischen und polytechnischen Teil sind willkommen und werden gut honoriert. Einphasen-Wechselstrommotoren für grosse Anzugskraft. Von Obeiingenieur F. Collischonn, Frankfurt a. M. Seitdem man den einphasigen Wechselstrom für die Energie verteilung anzuwenden gelernt hatte, haben die Bemühungen, einen brauchbaren Einphasenmotor zu konstruieren, nicht aufgehört. Aber trotz der unzähligen Konstruktionen, die teilweise in äußerst scharf sinniger Weise dieses Problem zu lösen suchten, ist die Frage kaum zu einem befriedigenden Abschluß gebracht worden. Seihst den Motorsystemen, die sieh in begrenztem Umfange durchzusetzen ver mochten, haften noch erhebliche Mängel an, und diesem Umstand ist es nicht zum geringsten Teil zuzuschreiben, daß die Verwendung des Dreiphasensystemes immer mehr in den Vordergrund getreten ist und der einfache Wechselstrom mehr und mehr zurückgedrängt wurde. Neuerdings hat die akut gewordene Frage des elektrischen Vollbahnbetriebes wieder eine kräftige Anregung auf dem Gebiet des Emphasenmotorbaues gegeben. Den diesbezüglichen eingehenden Studien und Versuchen mehrerer deutscher und ausländischer Firmen verdankt eine Reihe von Einphasenmotoren ihre Entstehung, die teil" weise auf dem längstbekannten System der Serienmotoren aufgebaut sind, teils sich an das ebenfalls bekannte Repulsionsprinzip anlehnen. Einige dieser neuen Typen haben durch Proben im Großen ihre Feuertaufe bereits bestanden, wenn auch gesagt werden muß, daß in einigen Fällen die Betriebsbedingungen von vornherein auf das Allergünstigste gewählt waren. Wenn z. B. für die praktische Er probung von Einphasenbahnmotoren mit Kollektor Weehselzahlen von nur 20 i. d. Sekunde und noch weniger gewählt wurden, so ist der unter solch’ günstigen Verhältnissen erzielte Erfolg nicht allzuhoch anzuschlagen und in keiner Weise geeignet, ein abschließendes Urteil über die praktische Brauchbarkeit der geprüften Motoren zu gewähren. Von einem Einphasenmotor, der sich in die Praxis einführen soll, muß verlangt werden, daß er bei den heute allgemein üblichen Periodenzahlen von 40—50 i. d. Sekunde allen Ansprüchen gerecht werden kann. Als ein solcher Motor darf der auf einer Kombination des Repulsions- und Indnktionssystemes beruhende Motor nach D. R. P. 140 925 bezeichnet werden, der sich in einer großen Reihe von mit der Wechselzahl von 100 i. d. Sekunde arbeitenden Aufzugs anlagen — also unter verhältnismäßig schwierigen Bedingungen — bewährt hat. Diese von der E. A. G. vorm. W. Lahmeyer & Co,, Frankfurt a. M. auf den Markt gebrachte Motortype bildet, wie oben angedeutet, gewissermaßen die Kombination eines Repulsions- und eines Induktionsmotors und vereinigt so die schätzenswerte Eigenschaft der hohen Anzugskraft des ersteren mit der bei allen Belastungen nahezu konstanten Geschwindigkeit, die dem Induktionsmotor eigen und gerade für den Aufzugsbetrieb erwünscht ist. Die Bauart der Motoren geht aus der Schnittzeichnung Fig. 1 hervor. In einem nach Art der gewöhnlichen Tnduktionsmotoren gewickelten Primäranker dreht sich ein mit Gleichstromwicklung und Kollektor ausgerüsteter Sekundäranker. Außer mit dem Kollektor ist die Rotorwicklung noch nach Art des Drehstrommotors mit 3 Schleifringen verbunden, die an 3 um je 120° versetzte Punkte der Ankerwicklung angeschlossen sind. Die auf dem Kollektor schleifenden Bürsten sind kurzgeschlossen, an die Sehleifringbürsten wird ein Drehstromanlasser gelegt. Würde dieser Anlasser geöffnet bleiben, so würde der Motor die Cha rakteristik eines Repulsionsmotors Fig. 2 (Kurve II, maximales Dreh moment bei Still stand, Abfall des selben mit zuneh mender Touren zahl) zeigen. Setzt man da gegen voraus, daß der Motor seine volle Geschwin digkeitbesitzt und als reiner Induk tionsmotor, d. h. mit kurzgeschlos senen Schleifringen arbeitet, so gilt für diese Betriebsweise Kurve I (maximales Drehmoment in der Nähe des Synchronismus). Ans der Fig. 2 ist nun ohne weiteres ersichtlich, daß man die Vorteile beider Betriebszustände vereinigen kann, indem man den Motor als Repul sionsmotor anlaufen läßt und dann den Anlasser allmählich einschaltet, sodaß die Induktionswirkung zur Geltung kommt. Durch die Ueber- einanderlegung der Kurven I und II ergibt sich dann die Summen kurve III, die ein hohes Drehmoment während der ganzen Anlaufs periode aufweist. Der Motor vereinigt also das hohe Drehmoment des Repulsions motors mit der nahezu konstanten Umdrehungszahl des Induktions motors und ist bei diesen wertvollen Eigenschaften besonderes für Hebezeugbetrieb geeignet. Nachdem die Schleifringe durch den Anlasser einmal kurzgeschlossen sind, wird der Kollektor nahezu stromlos, da fast der gesamte Rotorstrom sich durch die kurz geschlossenen- Schleifringe schließt; eine Funkenbildung am Kollektor ist daher während des Betriebes völlig ausge schlossen. Die Umkehrung der Drehrichtnng erfolgt bei dem nach D. R. P. 140925 gebauten Einphasenmotor der E. A. G. vormals W. Lahmeyer & Ccu durch die Verwendung zweier Ililfswicklungen, die aus dem Schaltungsschema Fig. 3 er sichtlich sind. Es bedeutet dort F die Hauptwicklung, f 1 und f 2 zwei Hilfs wicklungen, deren jede, je nach der Stellung des Schalters S, mit der Haupt, wicklung in Reihe geschaltet und mit dieser an das Netz gelegt werden kann. Die Hilfsw'icklungen sind um einen solchen Betrag gegen die Hauptwicklung versetzt, daß das Feld um etwa + 20° gegen die j magnetische Achse der Hauptwicklung verschoben werden kann. Durch diese Drehung der Feldwicklung gegenüber den kurzgeschlossenen Kollektorbürsten kann der Motor in einfachster Weise umgesteuert werden. Falls für eine bestimmte Anlage die Anzugskraft eines Motors unnötig groß ist, kann zur Verringerung derselben zwischen die Kollektorbürsten ein Widerstand W (Fig. 3) geschaltet und dadurch gleichzeitig Strom gespart werden.