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XXI. Jahrgang »ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.« No. 16. 1903/1904. 196 Auf die Serpentinplatte ist der obenerwähnte Widerstandskasten w und Fig. 4. mit kreisförmiger Anordnung der Widerstände aufgesetzt. Der Widerstandskranz umschließt das zur Gleichstromeinstellung dienende Galvanoskop. An die Klemmen X wird der zu messende Apparat ange schlossen, an N das Selbstinduktionsnormal, an T das Hörtelephon, teilung des Meßdrahtes ist, um Rechnungen zu ersparen, gleich im ein scharfes Wechselstromminimum ein, alsdann legt man durch Ein- Verhältnis der Drahtlängen links und rechts vom Kontakt ausgeführt. stecken des Stöpsels in G die Gleichstromapparate an die Brücke bringt durch abermaliges Ziehen im Widerstandssatz den Ausschlag des Galvanoskops zum Verschwinden. Der zuletzt gezogene Widerstand ist der obenerwähnte Verlust widerstand R’ — R. Die Ablesung am Brückendraht mit dem Wert des Normals multipliziert, ergibt die gesuchte Selbstinduktion des Apparates. Außerdem erhält man gleichzeitig die Einzelwerte R’ und R des Wechsel- und Gleichstromwiderstandes. 3. Selbstinduktionsnormale. Es ist das Verdienst von M. Wien, zuerst Einheits rollen der Selbstinduktion in die Meßtechnik eingeführt zu haben. Die von W. Siedentopf in Würzburg ange fertigten Normalien entsprechen ihrem Zweck, Präzisions einheiten zu sein, im allgemeinen sehr vollkommen. Bei Wechselströmen von über 1500 Perioden zeigt sich jedoch eine geringe Abhängigkeit der Selbstinduktion von der Periodenzahl. Wie die Untersuchungen mit der soeben beschriebenen Brücke gezeigt haben, entsteht diese Ab hängigkeit durch Fo u cault s ch e Ströme, welche in den auf den Steinrollen befindlichen Klemmschrauben, sowie in dem Querschnitt des zur Wicklung verwendeten Kupferdrahtes selbst erzeugt werden. Diese Uebelstände lassen sieh vermeiden, wenn man die großen Klemmschrauben durch kleine Schräubchen ersetzt, welche hinreichend weit aus dem Magnetfelde der Spule gerückt sind und außerdem zur Wicklung n cht einen massiven Kupferdraht benutzt, sondern eine Kupferlitze aus einer großen Anzahl sehr dünner, voneinander isolierter Kupferdrähte. 1 ) 4. Apparat zur Bestimmung sehr kleiner Selbstinduktionen. Mit der soeben beschriebenen Weehselstrombrücke lassen sich Selbstinduktionen bis herab zu 0,001 Henry (10 6 cm) messen. Unterhalb dieses Wertes ist eine genaue Bestimmung infolge der in den Zuleitungen und Widerständen enthaltenen geringen Beträge an Selbstinduktionen nicht mehr möglich. Für kleine Selbstinduktionen unterhalb des genannten Betrages soll die in Figur 6 abgebildete Meßbrücke dienen. Zur Vermeidung der Fehler aus gegenseitiger Induktion ist der Brückendraht gradlinig gespannt und auf 1 dm verkürzt; an Stelle des Widerstandskranzes ist ein 2 cm langer Manganindraht W gesetzt, auf welchem ein Schleifkontakt mittels des Griffes g grob und mittels der Schraube M fein verschoben werden kann. Die zu messende Spule wird an die Klemmen k, und k 2 angelegt. Das Telephon wird zwischen den Brückenkontakt und den Schleifkontakt an W eingeschaltet. Da die erste Einstellung am Meßdraht infolge des über wiegenden Einflusses des Widerstandes nicht wie bei größeren Selbstinduktionen in der Nähe des Selbstinduktionsrainimums, sondern in der Nähe des Widerstandsminimums erfolgt und man nicht weiß, ob sich das Selbstinduktionsminimum rechts oder links von der Kontaktstellung befindet, so läßt sich die scharfe Einstellung des Minimums nur durch zeitraubendes Ausprobieren ausführen. Man vermeidet diese Schwierigkeit, wenn man auch das Selbstinduktionsnormal veränderlich macht, sodaß man das Selbstinduktionsminimum für sich verschieben und so mit dem Widerstandsminimum zur Deckung bringen kann. Diesem Zweck dient die bei N befindliche variable Selbstinduktion. Die Ver änderung der Selbstinduktion wird dadurch herbeigeführt, daß ein Kern K aus wirbelstromfreier Eisenmasse mehr oder weniger tief in die Spule N hineingeschoben werden kann. Die jeweilige Stellung des Eisenkerns kann an einer Teilung abgelesen werden. Bei der Ausführung einer Messung stellt man das Minimum durch abwechselndes Verstellen am Brückenkontakt, am Widerstandskontakt und an der variablen Selbstinduktion ein. Auf diese Weise ist es möglich, die Messung auch der kleinsten Selbstinduktion in wenigen Minuten auszuführen. Mit diesem Apparat lassen sich Selbstinduktionen bis herab zu 1CV 7 Henry (10 2 cm) mit einer Genauigkeit von 1—2 pCt. bestimmen. Es läßt sich also hiermit die Selbsinduktion von wenigen Windungen dicken Kupferdrahtes mit genügender Genauig keit ermitteln, sodaß die Meßeinrichtung als bequemes Messungshülfsmittel bei Unter suchungen mit schnellen elektrischen Schwing ungen dienen kann. Zum Schluß sei noch erwähnt, daß sich mit den beschriebenen Apparaten auch die Messung gegenseitiger Induktionskoeffizienten Fig. 5. an B ein Trockenelement und an S die Wechselstromquelle. Wird der Stöpsel in das mit W bezeichnete rechte Loch gesteckt, so ist die Weehselstromquelle und das Telephon T eingeschaltet, bei Fig. 6. Stöpselung in G dagegen das Galvanoskop und die Gleichstrom quelle. Zur Ausführung einer Selbstinduktions- und Verlustmessung stellt man nach Einstecken des Stöpsels in W durch abwechselndes Verstellen am Kontakthebel und Ziehen von Widerständen zunächst *) Die Widerstandserhöhung durch den Wirbelstrom in massiven Kupferdrähten ist schon bei 0,5 mm Durchmesser und bei Periodenzahlen unter 1000 bedeutend, sodaß sich genaue absolute Bestimmungen nur bei Normalien mit Litzenbewicklung ausführen lassen.