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164 XXI. Jahrgang. ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU, No. 14. 1903/1904. Ingenieur und schlechter Kaufmann doch noch recht viele Klippen vor sich hat, an die man vorher nicht dachte. Zwar kommt man den in dieser Beziehung gestellten Erfordernissen durch Einrichtung volkswirtschaftlicher und handelswissenschaftlicher Vorlesungen an verschiedenen technischen Lehranstalten entgegen, sie werden aber anscheinend in ihrem großen Werte verkannt. Kaufmännische Kenntnisse und Erfahrungen sind häufig für einen sonst tüchtigen Ingenieur die eigentlichen Sprossen der Leiter gewesen, auf der er rasch emporstieg, während seine, ganz in der Technik wurzelnden, nicht minder tüchtigen Kollegen in ziemlich patriarchalischer Weise ihren behäbigen Weg machten, der hübsch gleichmäßig dahin führte. Bei anderen wieder kam mit der kaufmännischen Tätigkeit die eigentliche Befähigung zum Ausbruch. Die Technik trat mehr und mehr zurück und schließlich vergaß man überhaupt, daß man Techniker von Beruf ist, die Geschäftsfreunde sahen immer nur den Kaufmann in dem Umgesattelten und er selbst fühlte sich in diesem Berufe so sehr zu Hause, daß er jedenfalls bei dem Gedanken er schauerte, wieder in die Technik zurücktreten zu müssen. Gerade hierfür bietet ja die elektrische Industrie verschiedene typische Beispiele. Die Erwerbung wirtschaftlicher Kenntnisse und Er fahrungen schärft den Blick für das Praktische, man könnte sagen, sie bedeuten das Latein der Technik, denn sie tragen unzweifelhaft zur Logik des Denkens viel bei und stellen den Techniker sozusagen erst auf die eigenen Füße. Wie oft trifft man bei Vertretern der Technik nicht Leute, die in den einfachsten kaufmännischen Dingen ganz unerfahren sind. „Das sind nicht meine Sachen!“, sagt man und tröstet sich über den Mangel hinweg, bis man schließlich selbst durch die Verhältnisse vor das Tor gestellt wird, zu dessen Oeffnung man den Schlüssel nicht besitzt.. So manches ist in dieser Beziehung durch die eigene Erkenntnis der Techniker geändert worden, was u. a. auch aus der wiederholten Anregung von Mitgliedern des Vereins deutscher Ingenieure hervor geht, in der Vereinszeitschrift den wirtschaftlichen Fragen größere Aufmerksamkeit zu widmen, aber es ist verschwindend wenig im- Verhältnis zu der bestehenden Notwendigkeit. Daß jedoch auch dieser Teil der Ausbildung unserer Ingenieure nach und nach ein wesent licher Bestandteil des Studiums werden dürfte, dafür scheinen die verschiedenen in den letzten Jahren erschienenen Kundgebungen zu sprechen. Liebetanz. Die beistehenden Figuren repräsentieren die eine, den Apparat in Perspektive gesehen, die zweite, den Apparat von oben gesehen: Der Hospitalier’sche Ondograph besteht wesentlich aus: 1. einem synchronen Motor a mit einfachen Wechselströmen, direkt angetrieben durch die elektrische Quelle, deren periodisch veränderliche Elemente man registrieren will; 2. einem Zahnradgetriebe b, bestimmt um der Kontaktwalze oder dem Kommutator d eine solche Winkelgeschwindigkeit zu geben, daß, wenn der Motor eine gewisse Anzahl von Umdrehungen bewirkt Öndograpli von Hospitalier. hat, der Kommutator deren eine gleiche Zahl (oder eine vielfache derselben) bewirkt, vermehrt oder vermindert. Die Verzögerung oder Beschleunigung vermeidet den Bürsten des Motors eine wirkliehe Rotation zu geben ^ 3. einer automatischen Kontaktwalze oder Kommutator d (Um schalter), gebildet aus einem zylindrischen Kern aus Isolierstoff, der eine passend zugesehnittene Messingröhre trägt, auf welche sich drei Bürsten 1, 2, 3 stützen. Dieses Ganze hat zum Zweck, einen Kondensator der Reihe nach in Verbindung zu setzen mit Der Hospitalier’sche Ondograph. Von Emile Guarini. Die immer mehr und mehr sich verbreitende Anwendung ein- oder mehrphasiger Wechselströme, die immer größere Komplikation der Phänomene, deren Sitz die Apparate sind, nötigt die Konstrukteure, den Formen, welche diese Ströme annehmen, den Modifikationen, denen sie durch die gegenseitigen Reaktionen der Apparate und Ströme unterworfen sind, eine von Tag zu Tag größere Aufmerksamkeit zu schenken. Die von der Sinusoidal-Hypothese abgeleiteten Resultate lassen häufig im Stich; die erste annähernde Schätzung welche sie in den Berechnungen liefert, wird heute offenbar ungenügend. Um eine größere Berechnung zu erreichen, ist es unerläßlich, die genaue Form der elektromotorischen Kraft- und Intensitäts kurven zu kennen. Unter den bis jetzt angewandten Methoden war die Punktiermethode die einfachste, aber sie ist lang, mühsam und gibt nur den allgemeinen Gang des Phänomens wieder. Die Beobach ung eines schnell wechselnden Phänomens kann gemacht werden mit Hülfe von Apparaten, die auf zwei ganz ver schiedenen Prinzipien basiert sind: die direkte und die indirekte Beobachtung. Die erste dieser beiden Gruppen umfaßt zwei Methoden. Die am meisten angewandte besteht darin, dem Beobachtungsapparat ein schwaches Trägheitsmoment und eine im Verhältnis des zu registrierenden Phänomens sehr kurze Oszillation zu geben. Die zweite Methode, welche bis jetzt nur den A br a ha m’sehen Rheographen umfaßt, benutzt einen Apparat, dessen Trägheitsmoment sehr hoch ist und dessen eigene Oszillationsperiode viel länger ist, als diejenige des zu beobachtenden Phänomens. Der Apparat ist nicht der Aktion des Phänomens selbst ausgesetzt, sondern einem viel komplizierteren Phänomen, in welchem die störenden Ursachen kompensiert sind. Die auf dem Prinzip der Stroboskopie basierte indirekte Beobachtung besteht darin, das periodische Phänomen zu dämpfen und die Gesamtheit seiner Phasen zu erhalten, indem man sie auf einanderfolgend in einer großen Anzahl von Perioden sammelt. Um in zwei Werten das charakteristische Prinzip eines jeden Apparats zu resümieren, kann man mit Hospitalier sagen, daß die ersteren dem Finger und dem Auge gehorchen, die zweiten den Knüppelschlägen und die anderen, indem sie sieh Zeit nehmen. Der Hospitalier’sche Ondograph gehört zu der zweiten dieser Gruppen. Er hat zum Zweck direkt mit Tinte auf einen Papier streifen die repräsentativen Kurven eines periodischen elektrischen und schnell wechselnden Phänomens einzuschreiben (elektromotorische Kraft, Intensität, Potentialdifferenz, Stärke etc.) Er ist im Prinzip basiert auf einer Kombination der Joub ert’sehen Methode auf einanderfolgender Punkte, deren Anwendung kontinuierlich und automatisch gemacht ist durch Zahnradgetriebe-Kombinationen und Anwendung elektrischer Registratoren. i a) zwei Punkten derStromkrei- se, wo das zu registrierende periodisch veränderliche Phänomen stattfindet; b) einem Meß apparat e. In der ersten Operation wird der Kon densator ge laden, in der zweiten ent ladet er sich in den Meß apparate. Für die Kraftlinie reduziert sich die Kontakt walze zu ei nem einfachen Leitungsstabe, der den Stromkreis einmal per Umdrehung Der Ondograph von oben gesellen. auf der Se- kundärspule des Registrators durch Vermittlung zweier Bürsten schließt; 4. einem Kondensator, dessen Kapazität nach Belieben durch Stäbe beständig oder veränderlich sein kann, um die Empfindlichkeit des Apparats zu regeln; 5. einem, dem einzuschreibenden Phänomen angemessenen Registrier-Meßapparate e. Für die Potentialdifferenzen und Intensitäten ist der Registrator ein Apparat mit beweglichem Rahmen, Modell Meylan. Für die Bezeichnungen der Stärken ist der Registrator ein gewöhnlicher Wattmeter; der periodische Strom durchfließt die feste Primärspule in kontinuierlicher Weise, während die sekundäre bewegliche Spule in den Stromkreis plaziert ist, der durch die rotierende Kontakt walze d auf dem Potential-Regulator geschlossen wird, welcher den zweiten Kraftfaktor bestimmt. Die Regulierung erfolgt durch Ein führung von Widerständen in den sekundären Stromkreis. Die direkte Methode kann ebenfalls angewandt werden zur Einschreibung der Potentialdifferenzen und Intensitäten, welches die Anwendung des Kondensators beseitigt, aber der Kondensator