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149 XXI. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 13. 1903/1904 Das Königl. Sächsische Elektrische Prüfamt*) Von Ingenieur R. Hennig, Chemnitz. Das Königl. Sächsische Elektrische Prüfamt (E. P. A. 5) hat die Befugnis, Gleichstrom-, Wechsel- und Drehstromzähler aller Systeme, sowie andere elektrische Meßgeräte für Meßbereiche bis 200 Ampere und 500 Volt zu prü fen und zu be glaubigen, es ist aber geplant, das Meßbereich für Wechsel- und Drehstrommes sungen demnächst bis auf 3000 Volt zu erweitern. Der Vorstand des Elektrischen Prüfamtes ist Herr Prof. Dr. Koll ert,Lehrer für Elektrotech • nik an der Kgl. Gewerbe -Akade mie, die eigent liche Betriebslei tung liegt in den Händen desHerrn Ingenieur K eis hold. Das Prüf amt befindet sich in Chemnitz, im Hause des Herrn Hugo Heyl, Neu städter Markt 14a, wo es die Räumlichkeiten in der ersten Etage (Fig. 1) nebst den dazu gehörigen Keller und Bodenräu men inne hat. Die Maschinen sind in einem beson deren Häuschen im Hofe aufge stellt. Nach Voll endung des neu en Laboratoriums der Technischen Staatslehranstal ten, welche vor aussichtlich 1907 erfolgen wird, j soll das Prüfamt in diesem ent sprechende Räu me erhalten. Die zum Be triebe notwen dige Energie wird dem städtischen Netz, Drehstrom 3X2000 Volt, entnommen und durch einen im Keller aufgestellten Trans formator von 15 Kw Leis tung auf die Gebrauchs spannung von 3X120 Volt gebracht und von hier nach der ersten Etage geleitet. Hier befinden sich die Zähler und die Haupt- anschalter für Kraft und Licht. Die Beleuchtung er folgt ausschließlich durch Glühlampen, und zwar sind in den Meß zimmern und in der Werkstatt Schnurzugpendel verwendet worden, in den andern Räumen dagegen einfache Hängependel. Außerdem ist durch zahlreiche Anschlußdosen Gelegenheit gegeben, nach Belieben Hand- oder Tischlampen anzuschalten. Die Hauptleitungen, welche den zum Betriebe der Maschinen erforderlichen Strom führen, gehen nach Passieren der Hauptschalter nach dem Maschinenhaus (Fig. 2), wo folgende Maschinen Aufstellung gefunden haben: Ein asynchroner Drehstrommotor, welcher mittelst Riemenkuppelung einen Gleichstromgenerator für 200 Amp. und *) Die Veröffentlichung geschieht mit Genehmigung des Herrn Prof. Dr. Kollert, Vorstand des Elektrischen Prüfamtes. Fig. 2. Grundriss des Maschinenhauses. 16 Volt treibt und mit Hülfe eines Riemens einen Gleichstrom generator für 20 Amp. und 160 Volt bewegt. Zur Erzeugung des Wechsel- und Drehstromes dient ein Doppelgenerator, dessen eine Fig. 3. Blick in das Maschinenbaus. Seite 125 Volt und 3X27 Ampere liefert und dessen andere Seite 125 Volt und 3X7 Ampere leistet. Erstere gibt bei den Zähler prüfungen den Strom für die Stromspulen, letztere denjenigen für die Spannungsspulen. Die beiden Generatoren sind in ein gemeinsames Gebänse eingebaut, die Wicklung der Spannungsseite ist zur Erzielung einer variablen Phasenverschiebung drehbar und mit einfacher Teilung auf dem Induktorkranz versehen. Die Drehung erfolgt von Hand mittelst Schnecke und Schneckenrad. Die gemeinsame Welle ist beiderseitig verlängert und trägt auf der einen Seite zur Erhöhung des Gleichförmigkeitsgrades ein kleines, aber schweres Schwungrad, an welchem sich ein Mitnehmerstift für ein Tachometer von Dr. Horn in Leipzig befindet. Auf der andern Seite befindet sich eine Klauen kupplung für den Motor. Als Motor wird ein vierpoliger Synchron motor verwendet, der entsprechend der normalen Weebselzahl 6000 pro Minute 1500 Umdrehungen macht. Da auch die beiden Gene ratoren vierpolig ausgeführt sind, hat der entstehende Strom die normale Wechselzahl, wenn Motor und Generator durch die Klauen kupplung verbunden sind, um aber auch einen Strom mit 5000 Fig. 4. Hauptschalttafel. Wechseln pro Minute erzeugen zu können und die in einer Anlage nahe der böhmischen Grenze verwendeten Apparate prüfen zu können, kann zwischen Motor und Generator ein doppeltes Rädervorgelege eingeschalten werden, welches die Tourenzahl von 1500 auf 1250 reduziert. Das Vorgelege ist von der Firma J. E. Reinecker, Chemnitz-Gablenz geliefert, je ein Rad der beiden Räderpaare ist aus gepreßtem Leder hergestellt, sodaß der Gang ein ziemlich geräusch loser ist. Das Anlassen des Synehronmotors e. folgt durch Gleichstrom, zu welchem Zwecke derselbe einen besonderen Kollektor trägt.