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XXI. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 12. 1903/19Ü4 146 letzten Rad. An das unterste Niederdruckrad schließt sich ein ringförmiger Anspuffkanal an, durch welchen der Dampf nach der Mitte zum Kreiselkondeh- sationsrad strömt. Gleichzeitig strömt Einspritzwasser aus einem Ringkanal in diesen Riugraum ein, wobei die Geschwindigkeit des Wassers durch die Dampf geschwindigkeit entsprechend erhöht wird. Das Kondensat mit der Luft tritt in das Kreiselrad ein und wird durch den Diffusor nach einem Außenraum befördert, an welchen sich das Abfallrohr anschließt. Die Gewichte der laufenden Teile werden durch ein Oeldrucklager aufgenommen, welches zwischen Dynamomaschine und Turbine ein gebaut ist. e) Vergleich des Dampf verbrauchs mit anderen Dampfturbinen-Systemen. Die Riedler-Stumpf-Turbine ist schon in den bisherigen Aus führungen, welche nur die Billig keit anstrebten, gleichwertig mit bekannten und erprobten Tur binen, dabei die einfachste und bestzugängliche aller Turbinen, frei von Dichtungen, schwierig auszuführenden und zu erhalten den Spielräumen und reparatur bedürftigen Teilen. Die Kon struktionen für die höchsten An forderungen hinsichtlich des Dampfverbrauchs und für be sondere Zwecke sind vorbereitet. Riedler und Stumpf sind den Weg gegangen, zuerst die ein- achste und erst später die vollkommenste Turbine zu schaffen, wesentlich auch deshalb, weil sie die ersten Ausführungen aus eigenen Mitteln und Kräften besorgten, sind aber trotzdem hinsichtlich des Dampf Verbrauchs auf hervorragend günstige Werte gekommen. Trotz der auf Kesten der Dampfausnutzung bewußt angestrebten möglichsten Einfachheit der Turbinen ergaben die Betriebsversuche über den Dampfverbrauch folgende Resultate: 1. Die SOOpferdige Versuchsturbine im Maschinen-Laboratorium der Königl. Technischen Hochschule bat maschinentechnisch und ökonomisch nur als Auspuffmaschine sofort entsprochen und bei wiederholten Dauerversuchen mit einem Turbinenrad ohne Abstufung mit viel zu kleinem Turbinen-Durchmesser von 1500 mm einen Dampfverbrauch von 13 kg für die Nutzpferdeki aft bei freiem Dampfauspuff ergeben. Laval-Turbinen gleicher Leistung arbeiten mit ca. 18 kg Dampf- verbrauch und darüber. 2. Die 20pferdige Versuchsturbine von 800 mm Raddurchmesser, mit 3500 Umdrehungen in der Minute und freiem Auspuff betrieben, ergab bei den Versuchen: Fig. 14. 500 KW.-Riedler-Stumpf-Tuvbiiie~mi.t 4 Druckstufen, jerle mit 2 Geschwindigkeitsstufen. ohne Geschwindigkeitsabstufung einen Dampfverbrauch von 26 kg für die Stunden-Nutzpferdekraft; mit Geschwindigkeitsabstufung durch Umkehrapparate 17 kg für die Stunden-Nutzpferdekraft. Ein gleich günstiger Dampfverbrauch ist mit so kleinen Auspuffmaschinen bisher niemals erzielt worden. Laval-Turbinen solcher Größe verbrauchen ca- 20 kg. Die Parsons-Turbine eignet sich überhaupt nicht für so kleine Leistungen. 3. Maßgebend für die ökonomische Beurteilung der Riedler-Stumpf-Turbinen sind die Versuchsergebnisse mit der 2000 pf er digen ei n s tu figen Turbine im Elek tr iz it ät s w er k Mo abit. Mit dieser Maschine wurde Dauerbetrieb dnrchgeführt, hierbei auf das städtische Leitungsnetz gearbeitet und durch zahlreiche Betriebsversuche der mittlere Dampfverbrauch nachgewiesen. Aus diesen Versuchsreihen sei erwähnt: Versuche mit ungefähr halb belasteter Maschine. Versuchs-No. Belastung Dampf spannung 1 Dampf temperat. »C. Luftleere JJampf- verbrauch Tag Kw 0/ 10 au der Dü-eAtm. cm. Ol Io p.KW Stunde p. elekt. Nutz- PS-St. I 12. Nov. 1902 850 57 8 298 70,1 92 j 9,4 6 89 II. 13. und 14. Nov. 1902 850 57 8,1 290 70,2 92 9,2 6,8 V. 17. und 18. Mai 1903 ; 554 37 6,9 273 67,3 89 9,9 7,3 Bei annähernd voller Belastung der Maschine (vom 4. bis 15. Juli 1903) ergab sich: bei 3000 Umdrehungen min., 1365 kg Belastung, 9 Atm. Düsenspannung 294 Dampftemperatur, jedoch bei nur 64,8 cm Vakuum (85 0 / 0 ), ein Dampfverbrauch von 8,89 kg pro KW-Stunde entsprechend 6,5 kg für die elektrische Nutzpferdekraft-Stunde. Dem würde bei 95 °/ 0 Luftleere entsprechen ein Dampfverbrauch von 8 kg pro KW-Stunde. Dieser Dampfverbrauch mit nur einem Turbinenrad ohne Druck- oder Geschwindigkeitsabstufung ist den besten Ergebnissen mit Dampfturbinen und den Verbund-Dampfmaschinen an die Seite zu stellen. Das Resultat wurde erzielt mit der früher erwähnten unzureichenden Turbinengeschwindigkeit bezw. unzureichendem Raddurchmesser und den er wähnten großen Verlusten infolge zu hoher Ausströmungsgeschwindigkeit. Die Turbine wurde deshalb mit erhöhter Geschwindigkeit, bis 3800 Umdrehungen minütlich (mit hydraulischer Bremse statt mit Dynamomaschine), betrieben und hierbei ein Dampfverbrauch von 7,9 kg pro KW-Stunde erzielt, gleichfalls bei unzureichender Luftleere. Dem würde bei vollkommener Luftleere von 95 °/ 0 entsprechen ein Dampf verbrauch von 7,5 kg pro KW-Stunde. Der Vergleich mit dem Dampfverbrauch anderer Turbinen ergibt sich aus der folgenden Tabelle. Darin sind für Turbinen von de Laval, Parson, Curtis und Riedler-Stumpf die Ergebnisse von Dampfverbrauchs-Versuchen znsammengestellt. Aus dem Vergleiche geht hervor, daß schon die erste größere Ausführung der Riedler-Stumpf-Turbine mit einem Dampfverbrauch arbeitet, der mit Curtis ungefähr auf gleicher Höhe steht und die Dampfverbrauchszahlen von Laval und Parsons wesentlich unterschreitet. Bei erhöhter Geschwindigkeit ist sie auch der Curtis-Turbine hinsichtlich des Dampfverbrauchs überlegen. cß j cß Dampf- | s 2 S,S 'S ci z ■ - ? ,■ ’S n System Y er wendungsort £ £ temperatur "Pä S 5 £ i? © CD 2! ^ — S m Cß o f- >_✓ de Akt.-Ges. der Manufakturen 100 PS 12.1 207" C. 'mit l- 0,15 11,9kg*) Laval von 1^. Grohmami in Lodz Atm. Kondensation . Atm. de Laval Baumwollmanufakturen von Krusche &Ender, Pahianice 100 PS 14.0 Atm. 200° G mit Kondensation 1 - ■ 0.11 Atm. 9,8kg*) de Laval Böhm. Krummauer Maschinen-Papier-Fabriken in PötSchmühle 300 PS 10.47 Atm. 192" C. mit Kondensation 0,08 Atm. 10,2kg*) Parsons Konsolidierte Tschöpelner 400 Kw 7,5 Atm. 41» C. 3000 • — 9.9 kg Braunkohlen- und Ton werke üb. Süttigungs- G. in. b. H. in Tschöpeln bei temperatur mit Muskau (Turbodreliström- Kondensation Generator) Stadt Chur 200 K w 12.5 250° C 1 . *nit 3900 — 9,59 kg (Turbodrehstromgenerator) Kondensation Sclilieper & Baum. Elberfeld 5 JO lv w 10 Atm. 250" C. mit 3000 ' — 9 kg (Turbodrehstromgenerator) Kondensation Set vices Ind ustriels der Stadt Neuchatel (Turbo-Gleiclistromdynamo) 300 K w 12 Atm. 50" über Sättigungs- 3000 11,3 kg temperatur mit Societö des Filatures de 10 Atm. Kondensation Schappe in Troyes (Aube) (Turböd re h s tr o mgen e r ator ■ 900 h w 250° mit Kondensation 1500 9,(3 kg . - Elektrizitätswerk Heidelberg (Turbogleichstromdvnamo) 180 Kw 9.5 Atm. 230" mit 3500 — 11,3 kg Werke der französischen Kondensation Marine in Indret 280 Kw 14—15 3000 11,58 kg (Turbo-Gleiclistromdynamo) Atm. Zellulosefabrik Villach 350 Kw 11,5 250" mit 3000 — 9.3 kg (Turbodrehstromgenerator) Atm. Kondensation Röclilingsche Eisen- und 250° mit 3000 9,82 kg Stahlwerke in Diedenhofen (Turbodrehstromgenerator) 380 Kw 10 Atm. Kondensation Curtis General Electric Co. 000 Kw 9,5 Atm. Sättigungs temperatur 1500 0.0725 8.7 kg Riedl.- Berliner Elektrizitätswerke. 1305 9 Atm. 294,5° 3000 Atm. 8,89 kg Stumpf Zentrale Moabit Kw 0,15 Atm. Berliner Elektrizitätswerke. 1917 PS 12 Atm. 300" 3800 0.0855 7.9* kg Zentfale Moabit Atm. Zum Vergleiche auf Kilowatt-Stele, umgerechnet. Anmerkung: Pie Angaben über Pärsons-Turbinen sind (len Mitteilungen der Firma Brown, Boverie & Cie. in Mannlieim-Käfertal in der „Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1 * No. 4 vom 24. Januur 1903 entnommen. Die Angaben über die Laval-Turbinen sind gleichfalls dieser Zeitschrift, die über die'Curtis-Turbine der Broschüre „The Curtis Steam Turbine 14 von Emmet entnommen. Polytechnische Notizen. Leistung einer Fleming-Maschine mit 4 Schiebern. Nach einem Bericht der „El. Review“ war der Vortrag B. T. Aliens vor der American Society of Mechanical Engineers ein Protest gegen komplizierte Steuerungen als Hülfs- mittel zur Erzielung besserer Dampfausnutzung. Die Fleming-Maschine ist eine Corliß-Maschine ohne Corliß-Expansionssteuerung. Die Drehschieber werden wie bei der alten Porter Allen-Maschine durch Hebel unter ungleichen Winkeln angetrieben, sodaß Perioden des Stillstandes und Perioden schneller Abschlußbewegung erzielt werden. Die Indikatordiagramme zeigen bei der Expansion keine absolut scharfen Ecken, haben aber richtige Verhältnisse. Das Zyiinderverbältnis ist nach Rockwood zu 7,33: 1*) angenommen. Bei einer Kesselspannung von 11,5 Atmosphären absolut und einem Vakuum von 26 Zoll hatte eine SOOpferdige Maschine bei einer Belastung von 358 PS. einen Dampf verbrauch von 5,52 kg für die induktive PS.-Stunde. Es wurden keine Dampf mäntel oder Ueberhiizung verwendet. Dabei war das aus den Diagrammen berechnete abgesperrte Dampfquantum beim Expansionsanfang 63,9 und 67,0 pCt. des gesamten verbrauchten Dampfes im Hochdruck- bezw. Niederdruckzylinder und 80,6 und 73,2 pCt. l ei Beginn des Austritts. Bei voller Last betrug das aus dem Diagramm ernfttelte Dampfquantum 89,2 bezw. 92,4 pCt. und bei einer indizierten Leistung von 508 PS. war der Datnpfverbrauch 5,65 kg pro PS.- Stunde, wobei der Anfangsdruck 11,1 Atmosphäre absolut und das Vakuum 26 Zoll war. Bei '/c L a “t war 4er Dampfverbrauch 6,45 kg, bei ’/ 10 Last 5,52 kg und bei ‘7,0 Last 5,7 kg. Die Diagramme bei 7 / 10 Last nähern sich rankinisiert sehr der theoretischen Hyperbel, aber sowohl die Hochdruck- wie die Nieder druckkurve zeigen tatsächlich eine beträchtliche anfänglich^ Kondensation und Wiederverdampfnng; dieser Fehler kann nur durch Ueberhitzung oder Mantel heizung beseitigt werden. Die beabsichtigte Schlußfolgerung, daß einfache, einfach bewegte Schieber ebensogut sind wie verwickelte Konstruktionen, ist *) Dieser Wert dürfte kaum richtig- sein. D. Bef.