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ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU No. 10. 1903/1004. 107 XXI. Jahrgang. Schwieriger gestaltet sich die Anbringung von Schutzvorrichtungen bei unterirdisch verlegten Kabeln, da häufig eine große Anzahl derselben ein und denselben Ausführungskanal besitzen. Zu nächst ist es zur Verhütung von Kabelbränden und Kurzschlüssen erforderlich, daß die Kabel ihrer Polarität nach getrennt werden, sodaß Hin- und Rückleitungen einen besonderen Kanal in An spruch nehmen. (Fig. 20.) Die einzelnen Kabel sind so zu legen, daß eine gegenseitige Berührung ausgeschlossen ist. Um eine mög lichst bequeme Revision der Kabel zu ermöglichen, sind dieselben, wenigstens innerhalb der Betriebsräume, in gemauerte Kanäle einzulegen, die mit eiser nen Platten abgedeekt sind. Findet eine Ueberkreuzung von Kabel statt, so sind dieselben durch eine besondere Isolation von einander getrennt zu halten. Eine zweckmäßige, gesicherte unterirdische Verlegung der Kabel außerhalb der Zentrale, kann auf verschiedene Weise erfolgen. Die einfachste Verlegungsart besteht darin, daß das Kabel in einen 60 bis 70 cm tiefen Graben mechanischen äußeren Be- (Fig. 21.) eingelegt wird und als Schutz Schädigungen eine Bedeckung vor mit Ziegelsteinen erhält. /% 22 Zur Erhöhung des Schutzes und zur Kennzeichnung der Gefahr kann bei Hochspannungskabeln 20 bis 30 cm oberhalb der Ziegel schicht ein verzinntes Eisendrahtnetz eingelegt werden. Liegen in ein und demselben Graben mehrere Leitungen, die eventuell verschiedenen Werken angehören, so können sie durch eine Ziegel schicht von einander getrennt werden. (Fig. 22.) Um bei einer Aufgrabung rasch feststellen zu können, welche Polarität jedes Kabel besitzt, befestigt man zweckmäßig an demselben bei der Verlegung in gewissen Abständen Bleistreifen, auf denen die Polarität angegeben ist. Ein besserer allerdings auch teurerer Schutz der Kabel wird erreicht, durch Bedeckung derselben mit langen, schmalen, mit Zement gefüllten Säcken, welche durchfeuchtet auf die Kabel aufgelegt werden. Der Zement erhärtet bald und bildet einen wirksamen Schutz. (Fig. 23.) Um ein Anbacken der Säcke an das Kabel zu verhindern, liegt zwischen Sack und Kabel eine Schicht Dachpappe. An Stelle der Zementsäcke treten bisweilen halbe glasierte Thon rohre (Schalen) (Fig. 24) oder sogenannte Kabelsteine aus Beton. Letztere besitzen verschiedene Form und sind in Fig. 25 und 26 zwei derselben abgebil- - - Zty 24 jtyoccA- ■77, t Fig. 26 det. Der Kabelstein nach Figur 25 be sitzt den Vorteil, daß er in mehreren Lagen neben und über einander Ver wendung finden kann. Da die Kabelsteine eine gut isolierende Hülle bilden, werden sie vielfach bei Ueberkreuzungen von Kabeln benutzt, wäh rend auf der übrigen Strecke die Kabel nur eine einfache Abdeckung besitzen. Ein eigenes Kabelverlegungssystem, das leichte Revision bietet, besteht darin, daß die Leitungen als blanke Schienen auf Iso latoren verlegt werden, die in Kanälen aus Mauerwerk oder Beton angebracht sind. Außer diesem Kabelsehutz aus Steinmaterial wird zum Schutze der Leitungen bisweilen auch Eisen verwendet. Die Kabel werden ähnlich wie bei den zweiteiligen Kabelsteinen in eiserne Schalen gelegt (Fig. 27 u. 28), welche durch Keile oder Schrauben mit einander verbunden werden. Bei der Kreuzung eines Starkstromkabels mit einem Telegraphen kabel der Reichspost sind besondere Schutzmaßregeln zu treffen. Das c Starkstromkabel Fq 28 „ muß Feg 2 / o S-c/t 7 o o in einen 3 m langen Zie gelsteinkanal verlegt werden. Der Kanal er hält eine ge mauerte Sohle, welche mit einer 30 mm starken Asphaltdecke zu überziehen ist. In Fig. 29 stellt A dasStarkstrom- kabel, B das Schwachstrom kabel und C den Kanal mit As- S •Sc/i/va<AsTro/n/Cal)i2t Fiothei 3=3 Besondere Verlegungsarten der Kabel sind ferner geboten bei Unterführungen des Kabels unter wichtige Verkehrsstellen, Eisenbahn- oder Straßenbahnareal u. dergl. Man verlegt das Kabel an solchen Stellen zweckmäßig in eiserne Rohre (Gasrohre), welche abgedichtet werden, damit keine Feuchtigkeit eindringen kann. Zu demselben Zwecke ist dem Rohrstrang eine kleine Steigung zu geben. Außerdem kann man an den tiefsten Stellen eineGrube ausschachten, die mit Bruchsteinen an gefüllt wird, um das Wasser ahzu- führen. (Fig. 30.) Bei einer Kreu zung einer Hoch spannungsleitung mit einer Eisen bahn dürfen die Leitungen wegen der durch even tuellen Bruch ent stehenden Ge fährdung von Eisenbahnzügen den Bahnkörper nicht oberirdisch überschreiten. An solchen Stellen muß deshalb stets die oberirdisch verlegte Leitung zu beiden Seiten der Bahn an ein unterirdisch ver legtes Bleikabel angeschlossen werden. Eine Ueberführung der Leitungen vom Maste nach dem Kabel ist durch Fig. 31 wiedergegeben. Die drei Leiter (Drehstrom) endi gen an den Iso latoren desMastes und sind durch drei weitere Iso latoren gegenZug verankert. Durch Anschlußklemmen werden die Leitungen in den Kabelkasten, der gleichfalls am Maste angebracht ist, geführt, in welchem sie durch Verbindungsmuffen an ein Drehstromkabel ange schlossen werden. Zum Schutze gegen äußere mechanische Beschä digungen wird das Kabel in einem Gasrohr in den Erdboden ein geführt. Dasselbe geschieht mit der Erdleitung der drei Blitzableiter. Eine etwas andere Ausführung, die demselben Zwecke dient, zeigt Figur 32. Wie ersichtlich, werden die Leitungen von zwei Isolatoren getragen, welche an E-Etsen befestigt sind. Zwischen den beiden Isolatoren befindet sich eine Abzweigmuffe, welche die Leitungen vermittels starker Kupferschienen nach weiteren drei