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I. Normal-Lichtquellen. Die einfachste und auch am leichtesten zu beschaffende Licht quelle, welche als Normal-Lichtquelle zu photochemischen Massbestim- mungen in Vorschlag gebracht wurde, ist die schon in der optischen Photometrie benützte „Normalkerze“ 1 ). Dieselbe soll in gleichen Zeiten gleiche Mengen Brennstoff consumiren, daher eine constantc Leuchtkraft besitzen. Vielfältige Versuche und insbesondere jene von Schwendler 2 ) und Bowditeh 3 ) haben jedoch ergeben, dass in der Leuchtkraft verschiedener, aus demselben Materiale erzeugten Normal kerzen, Variationen bis zu 50^ Vorkommen. Diese Variationen werden durch verschiedene Pactoren bedingt, unter denen hauptsächlich der Aufbewahrungsort der Kerzen, die Zeit, welche seit der Erzeugung der selben verstrichen ist, und endlich die Temperatur des Raumes, worin der Versuch ausgeführt wird, den meisten Einfluss ausüben. Eine Verwendung der „Normalkerze“ als Norm al-Lichtquelle zu photochemischen Massbestimmungen erscheint aus diesem Grunde nicht räthlich. Eine andere Lichtquelle, welche in Betracht gezogen wurde, ist die Flamme des Steinkohlengases, obwohl auch diese nicht jene Eigenschaften besitzt, welche sie zur No r ma 1 - Li ch t que 11 e ge eignet machen würden. Es ist, ein geregelter Fabriksbetrieb voraus gesetzt, wohl denkbar, die Zusammensetzung des Leuchtgases so zu regeln, dass bedeutende Schwankungen, welche erhebliche Ungleich heiten in der chemischen Lichtstärke der Flammen herbeiführen könnten, vermieden werden. Dies ist aber nur an einem und demselben Orte und nur insolange möglich, als zur Gaserzeugung dasselbe Material verwendet und derselbe Fabricationsmodus eingehalten wird. Es wird daher wohl zulässig sein, die Leuchtgasflamme während einer kurzen Beobachtungsperiode als constant anzusehen und zu photo chemischen Massbestimmungen zu verwenden; als N o rma 1 - Li ch t- quelle kann aber dieselbe nicht in Betracht kommen, indem Leuchtgas nicht überall zu beschaffen ist, und wo es zu beschaffen ist, an jedem Orte eine andere Zusammensetzung zeigen dürfte; ferner, weil es über haupt schwer ist, es in grösserer Menge in vollkommener Reinheit zu erhalten und weil es während der Verbrennung complicirte Zersetzungs erscheinungen zeigt. In ausgedehnterem Masse wurde die Leuchtgas flamme zu photochemischen Massbestimmungen zuerst von Bunsen und Roscoe 4 ) (1857), und zwar bei Prüfung ihres Chlorknallgas-Photo meters verwendet. ') Die Normalkerze wurde durch einen Act des englischen Parlamentes, wie folgt, normirt: Dem Gewichte nach sollen auf ein englisches Pfund sechs Kerzen kommen; jede Kerze hat per Stunde 120 grn zu verbrauchen. — Als Material zur Erzeugung derselben hat raffinirter Wallrath mit einem geringen Zusatz von Wachs gewählt zu werden. 2 ) Philosoph. Magazin 1880. 3 ) „The Analysis, Purification etc. of Coal Gas.“ *) Poggendorff. Ann. f. Pliys. u. Chem. lid. 100, p. 60.