Es geben also die Sensitometerangaben, wie schon oben erwähnt wurde, nicht immer einen sichern Anhaltspunkt für die photographische Brauchbarkeit einer Emulsion. Dr. Stolze will daher als Kriterium der Empfindlichkeit nicht die schwächste Lichtwirkung benützen, sondern eine mittlere Licht wirkung (einen Mittelton) an dessen Stelle setzen, um an ihrer Lage die Empfindlichkeit zu bestimmen. Zur Erreichung dieses Zweckes schlägt er folgenden Weg ein. Er bereitet sich vorerst eine continuirliche Tonscala, welche alle Schattirungen von dichtestem Schwarz bis zur vollen Durchsichtigkeit zeigt, dadurch her, dass er auf eine schiefgestellte Spiegelplatte eine mit Tusch gefärbte Gelatinelösung aufgiesst *). Nach dem Trocknen der Schicht schneidet er aus der C41asplatte zwei vollkommen identische Scalen heraus; zwei aus dem Grunde, weil bei vergleichenden Ver suchen hei Tageslicht zwei gleichzeitig wirkende Instrumente noth- wendig sind. Um diese Scalen benützen zu können, müssen die Grössen der Lichtschwächung für die verschiedenen Punkte derselben vorerst be stimmt werden. Angenommen, es sei ein solcher Punkt vom Nullpunkt der Scala, wo keine Abschwächung stattfindet, nur die Strecke l ent fernt; verbrennt man nun in bestimmter Distanz von der Scala zwei verschiedene Mengen m und M Magnesiumdraht (deren Lichtstärken mit genügender Genauigkeit den verbrannten Mengen proportional gesetzt werden können) und constatirt den Abstand L, der Stelle vom Null punkt, wo hei der Lichtmenge M dieselbe Wirkung stattgefunden hat, wie hei der Lichtmenge m an der durch den Abstand l bezeichneten Stelle, so ergibt sich durch einfache Rechnung für die gesuchte Lieht- schwächung A t : bezeichnet nur darin l die halbe Länge der Scala, so gilt der Werth des Absorbtionscoefficienten für den Punkt der Scala, wo genau die ') Hiebei verfährt Dr. Stolze folgendennassen: Er umgibt eine 22 cm lange und 12 cm breite Krystallglasplatte mit einem 1'5 cm hohen Papierrande (mit Kleister geklebt) oder Holzrande und legt sie mit der einen langen Kante auf eine gut nivellirte Unterlage, während die gegenüberliegende durch ein untergeschobenes Klötzchen genau um 1 cm gehoben wird. Er löst nun durch Wärme in 40 Theile Wasser 1 Theil Heinrich’s Gelatine und setzt ihr so viel fein geriebene chinesische Tusche zu, dass eine 1 cm dicke Schicht in der Durch sicht eben tintenschwarz erscheint. Jetzt fügt er der Lösung unter starkem Rühren vorsichtig so lange concentrirte Alaunlösung zu, bis sie eben zu er starren beginnt und verflüssigt sie unter Erwärmen wieder durch Zusatz von Eisessig. Um beim Erstarren der Schicht ein Abspringen der Gelatine zu ver meiden, fügt er ihr noch */» Theil Zucker in möglichst wenig Wasser gelöst bei oder verschiebt die Färbung der Masse durch die Tusche bis zu diesem Zeitpunkt. Die so zubereitete Gelatinelösung giesst er nun unter Vermeidung von Luftblasen durch ein Musselinsieb auf die schrägstehende, wenig erwärmte Glasplatte, lässt sie erstarren und trocknet sie dann staubfrei. Aus einer solchen Platte schneidet er dann zwei Scalen von 10 cm Länge und Breite heraus. Vor dem Zerschneiden empfiehlt er, die Platte mit Rohcollodion zu übergiessen, nm sie gegen den Einfluss der Feuchtigkeit zu schützen.