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47 Rohrzucker. — Wenn Zucker bis zu l°/ 0 hin und Wasser bis zur Menge von 10% der Milch zugesetzt wurden, so konnten diese Beimischungen erfolgen, ohne dass die Milch einen Verdacht der Fälschung zu erregen braucht, vorausgesetzt, dass man sich auf die Menge der festen Nicht- fette als Kriterium der Reinheit verlässt. Die Auffindung und die Bestimmung des Rohrzuckers in der Milch sind mit einigen Schwierigkeiten verbunden, die dadurch entstehen, dass auch der Milchzucker zum Theil in Invertzucker verwandelt wird, sobald man die Milch zum Zwecke der Invertirung des Rohzuckers mit verdünnten Säuren erhitzt; wir haben aber gefunden, dass die Be obachtung des Drehungswinkels, welchen der in der Milch enthaltene Zucker vor und nach der Inversion zeigt, ge nügend ist, um einen augenscheinlichen Beweis für die Gegenwart von Rohrzucker zu geben. Wenn z. B. 50 c. c. achter Milch vier Minuten lang mit 5 c. c. Normalschwefel säure gekocht werden, so zeigt sich der specifisische Dre hungswinkel nur unbedeutend grösser, als vor dieser Be handlung. War indessen Rohrzucker zugegen, so wird jene Operation zur Folge haben, dass das Gesammtdrehungsver- mögen der Zuckersubstanzen in der Milch herabgedrückt wird; aus der Differenz, die der Ablenkungswinkel zeigt, kann alsdann das Yerhältniss an zugesetztem Rohrzucker ziemlich annähernd berechnet werden. Die Prüfung mit dem Polariscop wird in der auf Seite 20 beschriebenen Art und Weise ausgeführt. Stimmung der Salicylsäure nach Kemont s. Bullet. Soc. Ohim. 38, 547. — Beide Abhandlungen im Auszuge im Teehn. ehern. Jahrb. IV; 410. Ueber den Nachweis anderer, der Milch zugesetzter Con- servirungsmittel (Benzoesäure, Borsäure) vergl. E. Meissl, Zeitschrift für analytische Chem. 1882. p. 531. — Für Borsäure sei noch auf die Erscheinung aufmerksam gemacht, dass das durch dieselbe bekanntermassen gebräunte Curcumapapier sich in einer Ammoniak atmosphäre blau färbt. [Anin. d. Uebers.]