VORREDE ZUR ERSTER AUFLAGE. Vorträge, welche junge Leute in das Studium der Chemie einführen sollen, müssen, wie allgemein anerkannt, vielfach den Charakter des Anschauungsunterrichts besitzen, denn der beredteste Mund vermag nicht so deutlich zu beschreiben, die Vorstellung des Zu hörers so richtig zu leiten, wie die unmittelbare Wahrnehmung des erwähnten Gegenstandes oder die persönliche Beobachtung einer besprochenen Erscheinung. Die Unterstützung der Vorträge durch Versuche ist daher zu immer mehr erkannter Nothwendigkeit geworden, und in Folge dessen entstand eine besondere Classe von Experimenten, die Vor lesungsversuche, welche bei leichter und sicherer Ausführung die zu erläuternden Gesetze und Erscheinungen möglichst präcis zur Anschauung bringen und gleichzeitig auch einem grösseren Audi torium sichtbar gemacht werden können. Freilich wurde auch hin und wieder die Bedeutung der Experimente überschätzt, indem man letztere in den Vordergrund schob und die an einander gereihten Versuche nur mit erläuterndem Text verband. Der Nachtheil einer solchen Lehrmethode liegt auf der Hand, denn gerade wie ein Kind, das ein Bilderbuch betrachtet, rasch über mit Text bedeckte Seiten hinwegblättert, so wird auch der Zuhörer einer chemischen Vorlesung nur zu leicht durch häufige Experimente verwöhnt, wartet von einem Versuch auf den folgenden und langweilt sich am Ende hei ernsteren theoretischen Betrachtungen. Diese natürlich nur auf die grosse Masse der Durchschnittsstudenten bezüglichen, vielleicht etwas scharfen Worte wird wohl Jeder bestätigen können, der Gelegenheit hatte, bei akademischen Vorlesungen jene mitunter sehr auffallende Proportion zwischen dem leeren Experimentirtisch und den leeren Bänken zu beobachten. — Durch sparsamere Anwendung der Ver suche, welche nur dem Vorstellungsvermögen des Studirenden zu