Achter Abschnitt. Die Telegraphie. Entwickelungsgeschichte. — Schon im frühesten Alterthume machte sich das Bedürfniss nach einem möglichst schnellen Gedankenaustausche in die Ferne geltend. Licht und Schall boten durch Erzeugung sichtbarer und hörbarer Zeichen zuerst die Hand zu einer Telegraphie (Fernschreiberei), mit welcher man sich bis in unser Jahrhundert hinein begnügen musste. Vorschläge, die Reibungs-Elektricität zu diesem Zwecke zu benutzen, führten zwar schon vom Jahre 1746 ab zu mehr oder minder glücklichen Versuchen, aber sichtbare Fortschritte machte die elektrische Telegraphie erst nach der Entdeckung des Galvanismus: Im Jahre 1808 construirte Sömmering in München einen Apparat, bei welchem er die durch die Vol ta'sehe Säule bewirkte Wasserzersetzung zum Telegraphiren benutzte; im Jahre 1839 versuchte Vorsselmann de Heer sich der physiologischen Wirkung zum Zeichengeben an ferne Beobachter zu bedienen. Schon vorher, im Jahre 1832, con struirte der russische Staatsrath, Baron Schilling von Can- statt, den ersten Nadel-Telegraphen, welcher von Gauss und Weber verbessert und für den praktischen Gebrauch ein Jahr später möglich gemacht wurde. Während alle diese Systeme nur augenblicklich durch die Sinnes-Organe wahrnehmbare Zeichen zu geben im Stande waren, gelang es dem Professor Steinheil im Jahre 1837 einen Nadel - Telegraphen herzustellen, welcher in Form einer Schrift die Zeichen „fixirte“.