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6 Die Gespinstfasern aus dein Pflanzenreiche. die Weise befreit, daß sie durch einen mit langen eisernen Spitzen versehenen Kamm (Riffelkamm) durchgezogen wird. Der gereffte und an der Luft getrocknete Flachs (Rohflachs, Stroh flachs, Flachsstroh), besteht aus etwa 60 Prozent Holz, 12 Prozent Fasern und 28 Prozent anderen Stoffen. Um den Bast vom Holze zu trennen, muß erst die, die Verbindung von Bast, Holz und Haut bewirkende pflanzenleimartige Substanz, dann das Holz entfernt werden; ersteres erfolgt auf chemischem, letzteres auf mechanischem Wege. 1. Rotten. Die verbindende Substanz, welche zum größten Teile aus Pftanzenleim besteht, ist in Wasser unmittelbar nicht löslich, durch Alkalien, verdünnte Säuren oder einen Gärungsprozeß aber in eine wasserlösliche Verbindung überführbar. Von diesen Mitteln ist das letzterwähnte das am häufigsten angewendete und unter dem Namen Rotten, Rösten, Rötten, Weichen bekannt. Man unterscheidet: ^V) Die natürliche Rotte: a) Wasserrotte; b) Taurotte; o) ge mischte Rotte. U) Die künstliche Rotte: a) Warmwasserrotte; d) Dampfrotte; cr) Rotte in verdünnten Säuren. a) Wasserrotte. Bei derselben wird der gereffte und nach Länge, Dicke und Reife sortierte Flachs in Bündeln, mit den Wurzeln nach abwärts in mit Lehm ausgeschlagene Erdgruben ein gelegt, mit Brettern und Steinen beschwert und mit Wasser, welches nicht eisenhaltig sein soll, vollständig bedeckt. In dieser Lage be ginnt ein Gärungsprozeß, wobei sich im Verlaufe desselben ver schiedene Gase wie Ammoniak-, Kohlen- und Schwefelwasserstoffgase entwickeln, bei deren Auftreten eine öftere Untersuchung stattfinden muß, um den Prozeß rechtzeitig zu unterbrechen, da sonst das Ver rotten, Überrotten eintritt, welches eine unansehnlich braune Faser liefert. Fühlen sich die zur Probe herausgenommenen Stengel weich an und sind dieselben mit einem grünlichen Schlamme be deckt, so ist die Rotte beendet. Der Flachs wird dann aus der Grube genommen, in Wasser abgespült und getrocknet. Die Dauer dieser sogenannten stehenden Rotte beträgt 5—14 Tage, wobei das Wasser eine Temperatur bis zu 35° C. annimmt. Die Rotte in stetig durchfließendem Wasser verzögert den Prozeß, läßt das Ver rotten jedoch leichter verhüten. d) Taurotte. Dieselbe wird nur dort angewendet, wo kein Wasser zur Verfügung ist, und besteht darin, daß der Flachs