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Feilen und Raspeln. 195 Durch Zusammenlegen einer Anzahl solcher Sägen in der Weise, daß die Zahnspitzen in eine Ebene fallen, erhält man eine mit einer großen Anzahl kleiner Meißel besetzte Fläche, also eine Potenzierung des Meißels, die durch Abheben kleiner Späne, also dünner Schichten, die eben erwähnte Bearbeitung schnell und sicher bewerkstelligt, wenn die Hu bearbeitende Oberfläche eben oder konvex krumm ist. Da man sich aber offenbar die dünnen Sägeblätter auch so nebeneinander gelegt denken kann, daß die Zahnspitzenreihen eine konvexe Cylinderfläche umschließen oder von einer konkaven Cylinderfläche umschlossen werden, oder daß sie unter beliebigem Winkel zusammenstoßende Flächen (dreiseitiges Prisma) bilden u. s. w., so ist ersichtlich, daß ein solches Werkzeug einer außer ordentlichen Mannigfaltigkeit in der Gestalt fähig und durch die ver schiedene Größe, sowie deshalb zu einer weitgehenden Verwendung be rufen ist, weil dasselbe durch seine Handlichkeit überall leicht hingebracht werden kann, da es ferner in sich selbst steif genug wird, um eine Spann vorrichtung entbehren zu können.—So ist diese Potenzierung des Meißels, d. h. das Werkzeug, welches Feile genannt wird, das unentbehrlichste Werkzeug des Metallarbeiters und als Raspel ein oft gebrauchtes des Holzarbeiters. 1. Seilen. Dieselben Bedingungen wie bei den Sägen gelten im allgemeinen sür die Wirkung der Feile: die Zähne müssen gehörig schneidend und auf den Angriff gestellt sein und die Zahnlücken nicht nur während Der Bewegung der Feile die abgeuonimeuen Späne (Fcil- späne, Feilicht) beherbergen können, sondern auch, wenn sie frei wer den, d. h. außer Berührung mit dem Arbeitsstücke kommen, sich dersel ben sofort entledigen. Feinere Späne setzen sich wegen ihres geringen Gewichtes leichter durch Adhäsion fest als grobe schwerere Späne, und die Späne der harten Metalle (Stahl, Eisen) fallen leichter aus den Zahnlücken heraus als die der weichen Metalle (Kupfer, Blei, Zinn) und des Holzes, weil diese sich wegen ihrer großen Geschmeidigkeit beson ders leicht sestsetzen (die Feile verstopfen). Es folgt hieraus, daß die Zahnlücken an den Feilen zum Gebrauch auf weichem Metall und Holz größer sein müssen, als an Feilen auf hartem Metall. — Der rascheren Arbeit wegen soll die Anzahl der gleichzeitig angreifenden Zähne mög lichst groß sein; ebenso trägt bei Abnahme sehr breiter Späne nach S. 114 eine Trennung der Späne in der Längenrichtung wesentlich zur Erleichterung der Arbeit ans hartem Metall bei. Daher können die Feilen zum Gebrauch auf weichem Material Zähne besitzen, welche nicht