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„Seien Sie auch mir herzlich willkommen Herr Baumer!" hörte dieser jetzt eine Stimme hinter sich sprechen. Frau Linde trat soeben aus dem Nebenzimmer. „Besten Dank, liebe gute Frau Linde!" Mit diesen Worten wandte sich Bäumer an die Gattin seines Freundes. „Auch Ihnen gebührt ein großer Theil meines Dankes, den ich hiermit aussprechen möchte ... Doch nun kommt Alle mit, man wünscht Euch sehnlichst mit hineinzuziehen in den Kreis im Droop'schen Hause, wo nur glückliche Gesichter zu finden sind." „Danke, Freund," entgegnete Linde. „Das geht aber nicht an ... mein Arm muß vorläufig noch gekühlt werden, wie der Doktor sagte, der mich soeben verließ." „Armer Freund!" antwortete Bäumer mit inniger Thcilnahmc. „Wie kann ich Dir das je wieder ver gelten, was Du für mich wagtest und was Du jetzt für mich leiden mußt!" „Na, hör' nur auf, Hermann, sonst machst Du mich noch weich mit Deinen Reden!" bat Linde. „Grüße nur Deinen Onkel und sag' ihm, daß wir jetzt ja wohl quitt seien." „Mein Onkel, bester Freund," versicherte Bänmer, „hat mir Alles erzählt, er hat cs nicht so ernst ge meint mit seinen Aeußcrungen gegen Dich ... Wenn Du heute nicht kannst, dann wirst Du morgen doch ganz bestimmt in unserem Kreise erscheinen, und auch Sie, verehrte Frau Linde, werden sehr gebeten, mitzukommcn. Im andern Falle werden wir Sie hier aufsuchen. Du, Freund, mußt mir auch noch die Ergreifung des Schurken, dem ich mein Unglück zu verdanken hatte, genauer erzählen." Beide Ehegatten versprachen, wenn sonst keine Abhaltung dazwischen trete, zu erscheinen. Hierauf verließ der glückliche junge Mann das Haus des treuesten Freundes. Linde konnte einige Tage zu Hause bleiben und sich pflegen, da der Vorsteher der Postanstalt die Dicnstgeschäfte wieder übernommen hatte. Seine Wunde heilte bald. Einige Tage nach den eben geschilderten Vor gängen erhielt Bäumer von seiner vorgesetzten Be hörde ein langes Schreiben, worin ausgesprochen ward, daß er, nunmehr seine Unschuld klar erwiesen sei, seine Stellung bei dem Postamt in D. wieder ein nehmen nnd sich darnach auf das höhere Examen vorbereitcn möchte. Einige Ermahnung zur größeren Vorsicht bei Verrichtung seines Dienstes waren aber doch mit in die sonst ganz wohlwollenden Aeußer- ungen der Behörde hincingcflocbten. Der junge Be amte trat dann schon in den nächsten Tagen entgegen der Absicht seines Onkels, welcher am liebsten gesehen hätte, daß der Neffe jetzt den Postdienst quittirte, seine vorher eingenommene Stelle in D. wieder an. In der ersten Zeit stieg oft in der Seele des Be amten ein bitterer Groll über die erlittene Unbcll auf. Es gab Stunden, in denen er im Geiste alle Einzelheiten der Haftzeit noch einmal wieder durch lebte. Dann zog sich seine Stirn in düstere Falten. Aus dem sonst lebenslustigen, gefälligen Beamten war ein ernster, vorsichiger Mann geworden. Einige Veränderungen traten zum Beginn des Winters auch in den uns bekannten Familien ein. Zunächst vereinigten sich der Major nnd die Mutter Bäumer's dahin, daß diese mit ihrer Tochter zu jenem nach Berlin zog, wo die Drei gemeinschaft lich einen Haushalt bildeten. Die Schwägerin hatte den alten Haudegen achten und schätzen gelernt; hatte sic doch in Erfahrung gebracht, daß der Schwager schon seit Jahren durch Vermittelung ihres Sohnes ihren Unterhalt mit bestritten habe. Eine weitere Veränderung war in der Person des Vorstehers der Postanstalt in D. vor sich gegangen. Der alte Vorsteher hatte allerdings die Nervenkrank heit überstanden, trotzdem fühlte er sich der Stellung nicht mehr gewachsen, er nahm deshalb seine Dienst entlassung und trat in Pension. An seine Stelle trat Linde, den der Vorgänger bei der vorgesetzten Behörde warm empfohlen hatte. * * * Bis zu der im Frühling des nächsten Jahres projectirten Hochzeit der beiden Liebenden floß die Zeit in Gesellschaft glücklicher Eltern und guter Freunde schnell dahin. Sehr oft wurde Bertha von der Tochter des pensionirten Vorstehers besucht. Eine wunderbare Wandlung war mit dieser vorgegangcn. Ihr sonst verschlossenes Wese» hatte sie gänzlich ab gelegt; treu und herzlich schloß sic sich der Braut ihres einstigen Anbeters an. Nur Eines konnte sie nicht überwinden: die beiden Liebenden traulich bei einander zu sehen. Sobald Bäumer daher bei seiner Braut erschien, empfahl sie sich mit freundlich schmerz lichem Lächeln. „Sic kann mich doch dauern," sagte dann die glückliche Braut. * * * Man befindet sich bereits in den letzten Tagen des April. Es ist ein sonniger Frühlingstag, der heute für zwei glückliche Menschenkinder angebrochen ist. In einem der schönsten Häuser der kleinen Stadt D. herrscht schon seit dem frühen Morgen ein auf fälliges reges Leben. Man sieht dort viele fremde Herren und Damen ein- und ausgehen. Was mag da wohl vor sich gehen? Soeben betritt ein schlanker hübscher Mann die Stufen zum Droop'schen Hause. „Das ist der schöne und glückliche Bräutigam der Tochter des Hauses!" hört man die Umstehenden sprechen. Wagen auf Wagen rollen nun heran. Noch eine Viertelstunde, dann werden wir auch die Braut sehen., da ist sie schon . . ." „Ach, wie schön!" hört man verwunderte Stimmen leise rufen. Strahlend im Glück und Glanz, am Arme des Geliebten, betritt jetzt die Braut die mit Blumen be- säeten Stufen zum Wagen hinab, der die Beiden zur Kirche, vor den Altar führen soll, wo sich das Band der Ehe nm die vom Schicksal unzertrennlich für einander bestimmten Personen schlingen soll. „Sie hat sich den Tag zur Hochzeit ausgewählt, an welchem sie vor einem Jahre von dem Geliebten gerettet wurde," hört man eine Stimme aus der gaffenden Menge spreche». In der Kirche hört man am Schlüsse einer er greifenden Ansprache des Geistlichen das bindende „Ja" von den Lippen beider jungen Leute laut aus sprechen, dann geht es zurück zum festlich geschmückten Hause Droop's ... Wir wollen es unterlassen, das schöne Fest zu schildern, und erwähnen nur, daß am Abend das junge Paar von den Eltern Abschied nahm, nm unter Italiens ewig blauem Himmel die ersten Wochen seiner jungen Ehe zu verleben. * » * Monate sind dahingcgangen seit dem Hochzeitstage. Die erbetene Versetzung nach Berlin ist Bäumer freilich nicht bewilligt, dagegen finden wir das junge glückliche Ehepaar in einer größeren Provinzial-Haupt- stadt, wohin auch die Eltern der jungen Frau ge zogen waren. Schon seit einigen Wochen bekleidet Bäumer das Amt eines Postinspectors; demnach hat er schon eine Sprosse auf der Stufenleiter zu den höheren Stellen hinter sich. Frank und Hecht haben den Lohn für ihre schänd liche That erhalten. Beide sind zu der höchsten zu lässigen Strafe verurtheilt worden. Ein jeder der beiden Schurken hatte noch, außer der Theilnahme an der Beraubung des Geldbriefes, ein anderes Ver brechen auf sein Gewissen geladen: Hecht's Strafe wurde wegen Mordanfalls, diejenige Frank's wegen Meineids verschärft. Das Erstaunen des Kaufmanns Adens, als er von dem Treiben seines sauberen Geschäftsgchülfcn Kunde erhielt, kann man sich denken. Bon dem ge stohlenen Gelde des Letzteren war noch nichts aus gegeben. Die von Hecht bereits verausgabten zwei hundert Mark wurden Adens von Frank's Eltern erstattet. Der Vorfall in D. war für Bäumer insofern von einem praktischen 'Nutzen gewesen, als derselbe sein Wesen ernster und gesetzter stimmte; namentlich hielt er in seiner Eigenschaft als Aufsichtsbeamter die jungen Beamten zur größten Vorsicht im Geld verkehr an. Ganz besonders schärfte er ihnen ein, bei der Annahme von Wcrthbriefen vor Allem sofort das Gewicht derselben festzustellen und ganz besonders dabei ihr Augenmerk zu richten auf einen etwa in den Brief gemachten „verhängnißvollcn Schnitt". Das Frühaufstehen der Schulkinder. Man hat vielfach und mit Recht auf die Gefahren hingewiesen, welche unserer Jugend aus den gesteiger ten Anforderungen des Unterrichts und der geistigen Ausbildung für die körperliche drohen und als ein Gegengewicht zur naturgemäßen Begleichung die An- ordmmg geeigneter, geordneter Leibesübung empfohlen. Roch dringender erscheint ein genügender Ausgleich geistiger und körperlicher Leistungen durch eine an gemessene Zeitdauer des Schlafes. Ein Vergleich mit der Gewohnheit des Schlafens zur Schulzeit, sowie während der Ferien wird fast in jeder Familie zeigen, daß unsere Jugend namentlich zur Sommerzeit infolge der Fülle von Licht und Wärme, sowie ge räuschvoller Umgebung zu wenig schläft. Lange Nächte aber gewähren nicht nur Ruhe, sondern sie geben auch Anlaß zur Aufspeicherung von Sauerstoff, dem für das Gedeihen aller Lebensvorgänge unentbehr lichen Element. Pettenkofer und Voit haben nach gewiesen, daß wir im Schlaf nicht allein nur halb soviel Sauerstöfs verbrauchen als am Tage, sondern auch fast doppelt soviel aufnehmen als im wachen Zustande. Da» Reservoir, dem der Organismus durch den Schlaf den erforderlichen Bestand an Sauerstoff für die Thätigkeit bei Tage entnimmt, wird bei der Jugend während der Schulzeit, insbe sondere im Sommer entschieden nicht hinreichend ge füllt, obgleich der Körper gerade zu dieser Zeit jener Sättigung mit Sauerstoff am meisten bedarf. Un verkennbare Zeichen von Schwäche, Schlaffheit, Unlust, Erschöpfung sind als die Folgen der großen Ein schränkung des Schlafes bei Kindern von Aerzten vielfach beobachtet worden. Von diesen Erscheinungen bis zur Entstehung folgenschwerer Krankheiten ist nur ein Schritt. „Wir müssen bedenken", sagt vr. Kühner gelegentlick einer ausführlichen Abhandlung im Juliheft der Monatsschrift „Hygieia", „raß Blut- armuth, Bleichsucht, Skrophulose, Nervosität, kurz eine Menge tiefgreifender hartnäckiger Störungen bei Kindern gewiß nur in seltenen Fällen auf einer Ur sache, einem Verstoße gegen hygieinische Gesetze: fehlerhafte Nahrung, Mangel an Licht, Luft u. f. w. beruhen, sondern daß das Zustandekommen von der artigen Erkrankungen voraussichtlich desto leichter geschieht, je mehr ein Zusammentreffen gewisser Schädlichkeiten im Kindesalter stattfindet. Ich erachte am verderblichsten den andauernden Mangel an Schlaf. Es muß daher ein eifriges Be streben aller, die eS angeht, bilden, an maßgebender Stelle dahin zu wirken, daß der Beginn des Schul unterrichtes im Sommerhalbjahre auf eine spätere Stunve festgesetzt und dadurch einem Uebelstande Abhilfe geschaffen werde, dessen Dringlichkeit nament lich von allen denjenigen Müttern empfunden wird, welche ermessen, wie schwer und hart die Pflicht ist, die Kinder vorzeitig wach zu rufen. Ein Kind sollte überhaupt nie im Schlafe gestört, nie sollte derselbe verkürzt werden. In England ist der Beginn der Schulen erst für 9 Uhr, namentlich für die jüngsten Klassen festgesetzt. Auch in vielen Schulen unseres weiteren und engeren Vaterlandes hat man begonnen, dieser naturgemäßen Forderung Rechnung zu tragen, und alle Einsichtigen dürften den Schulbehörden nur Dank wissen, wenn sie in Rücksicht auf das körperliche und geistige Wohl der ihr anvertrauten Jugend eS ernst mit dieser hygiei- nischen Forderung nehmen und dem Raisonnement jener unverständigen Eltern kein Gehör schenken, welche ihre Kinder leider — entweder nicht frühzeitig genug loswerden, oder nicht frühzeitig genug für die Arbeit im Haus- oder Fabrikbetriebe von der Schule zurückerhalten können. — (A. D. L.) Vermischte Nachrichten. — Münster berg (Schlesien). Der hiesige Ortsarme Anton Welz, der bis vor Jahresfrist noch ganz rüstig war, ist dieser Tage im Alter von 105 Jahren 10 Monaten gestorben. Unter Friedrich dem Großen geboren, ragte dieser alte Mann bis in das Zeitalter des dritten deutfchen Kaisers hinein. An den Freiheitskriegen hat der alte Welz als Lazareth- gehilfe theilgenommen. Sein Enkelsohn kämpfte im Kriege 1870/71 bei Belfort. Die zweite Frau des alten Welz, mit der er fast 60 Jahre verheirathet gewesen ist, ist noch am Leben und zählt bereits 87 Jahre. — Wieviel Pfund Rosenblätter gehören zu einem Pfund Rosenöl? Seit Jahren hat die Firma Schimmel u. Co. in Leipzig sich bemüht, die Kultur einer aus den Balkanländern stammenden Rosenart zum Zwecke der Rosenölgewinnung in der Umgegend Leipzigs einzuführen und es wurden im vorigen Sommer in der Nähe der Bahnstation Groß- miltitz etwa 46 Hektar Landes mit Rosen bepflanzt. Der Ertrag an Rosenblättern betrug nicht weniger als 46,000 Pfund, welche — 9 Pfund Rosenöl er geben haben. Es gehörten also 5100 Pfund Rosen blätter zu einem Pfund Rosenöl. — Ein Kosaken-Piket wird während des Manövers bei einem alten Dorfschneider einquartiert. Sogleich befiehlt ihm der Führer, ein gutes, ge diegenes, ausgiebiges Mahl zu bereiten. Der langen Berathung mit seiner Frau folgt ein verzweifelter Entschluß: die Armen hatten nichts Eßbares im Hause, und der zum Tode erschrockene Schneider kam auf den großartigen Gedanken, eine ihm zum Flicken übergebene Lederhose der Freßbegier der Un holde zu opfern. Wohlgemuth geht er an die Arbeit, schneidet die Hose in Stücke, und eiligst mit zittern den Händen wirft seine Frau diese in den Kochtopf, wo sie sic mit vielen Zwiebeln und einer Unschlitt kerze dünsten läßt. Aber ach, es erfaßte sie bald ein tiefes Bangen, denn die Hose in der Sauce roch entsetzlich, und zitternd und zögernd setzte der Schneider die Schüssel den Kosaken vor. Bon bleicher Furcht geschüttelt, harrte dann draußen das Ehepaar der Entwickelung, als es plötzlich der Kosakenführer hinein rief. Da glaubte der Schneider, sein letztes Stünd lein habe geschlagen, als der Führer ihm freundlich auf die Schulter klopfte und erklärte: „Mauschel, Dein Essen ist ausgezeichnet, aber wovon sind die vielen Knöpfe da in dem Fleisch!?" Rohseiden« Bastkleider Mk. 16.8» pr. Stoff zur kompl. Robe und bessere Qualitäten — Vers. Porto- und zollfrei das Fabrik-Döpot 1». <K. u. K. Hoflief.) Lttrt«!,. Muster umgehend. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz. Ki» gewisse, törper kicher Wohlbehagen, neue geistige Spannkraft empfindet man nach dem Genuß von I—L Holm- bereitet von Apotheker palmaun. Dieselben beseitigen auch sofort alle Müdigkeit und Schlappheit nach körperlichen (z. A. AeraLketler«) und geistigen Anstreng ungen, verhindern da, stnßer-themtomme», und befähigen den Menschen, größte Strapazen mit Leichtigkeit zu ertragen. Lommerfrtfchler» besonder, z» empfehle»! Schachtel 1 Mk. m der Apotheke zu Eibenstock.