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Amts- und Anzeigeblatt Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. 3n- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. für den Bezirk des Amtsgerichts Cibeichock und dessen Aulgeöung. Abonnement vicrtelj. 1 M. 20 Pf. (incl. Jllustr. Unterhaltbl.) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. S4. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. »8. Aatzrgau«. Donnerstag, den 7. Mai L8S1. Fichtenrindeil-Bersteigkrullg. Im Kütek zum „Htathskesser" in Aue soll Mittwoch, den 20. Mai 1891, von Vormittags 8 Uhr an die auf den Revieren des Forstbezirks Eibenstock im laufenden Jahre aus fallende fichtene Nutzrinve an ungefähr 2743 Raummeter, und zwar: 1) auf Auersberger Revier ungefähr 520 Raummeter 2) . Eibenstocker „ „ 50 3) „ Schönheider „ „ 4l0 „ 4) auf Hundshübler Revier ungefähr 220 Raummeter 5) „ Hartmannsdorfer „ „ 183 „ 6) „ Bockauer „ „ 350 7) „ Sosaer „ „ l000 „ , unter den vor der Versteigerung bekannt zu machenden Bedingungen partiecn- weise verkauft werden. Nähere Auskunft ertheilen die unterzeichneten Revierverwaltungcn. Die Königlichen Forstrevicrvcmaltungcn Aucrsbcrg zu Eibenstock, Eibenstock, Schönheide, Hundshübct, Hart mannsdorf, Bockau und Sofa und das Königliche Forst rentamt Eibenstock, am 4. Akai 1891. Hagesgeschichle. — Deutschland. Der „Reichs- und Staats- Anzeiger theilt den am 3. Mai in Wien stattgehabten Ab schluß der Handelsvertrags-Verhandlungen mit Oesterreich-Ungar n mit. — Der neuverein barte Hanvelsvertrag ist für 12 Jahre berechnet und enthält außer dem Tarifvertrag eine Seuchenkonvention und Bestimmungen, welche im Verkehr auf den 'Eisenbahnen beider Reiche eine gleiche Behandlung in der Ein-, Aus- und Durchfubr verbürgen. — Wie dem „D. B. H." noch aus Wien berichtet wird, sollen der Handelsvertrag, sowie der Veterinärvertrag vom 1. Januar 1892 bis Ende Dezember 1903 Giltigkeit haben. Die eigentlichen Vertragsinstrumentc werden erst später vom Grafen Kalnokh und dem Prinzen Reuß unterfertigt werden. Der Handels vertrag setzt auf beiden Seilen eine große Anzahl von Tarifposten herab. Der Getreidezoll ist seitens Deutschlands auf 3,so Mark ermäßigt worden, in entsprechendem Verhältnisse ist dies auch bei den übrigen mit dem Getreidezoll in Zusammenhang stehenden Tarifposten ver Fall. — Nach Pfingsten treffen die deutschen Delegirten zu den Verhand lungen mit der Schweiz wieder in Wien ein. — Der verstorbene Generalfeldmarschall Graf Moltke sollte bekanntlich den Kaiser als dessen Gast auf der Rheinreise, auf welcher sich derselbe jetzt befindet, begleiten und auch mit nach Köln kommen. Durch seinen Tod ist bezüglich dieser Reise ein Punkt erledigt worden, über den zwischen dem Kaiser unv dem Feldmarschall Erörterungen stattgefunden haben sollen. Man will wissen, Graf Moltke habe es zu ermöglichen versucht, daß bei dem Einzuge in Köln auch Fürst Bismarck theilnähme, der ebenso wie er Ehrenbürger der Stadt und dem gleich ihm in derselben ein Denkmal errichtet sei, daß der Kaiser fich diesem Vorschläge jedoch abgeneigt gezeigt habe. — Die Reichstagswahl in Geestemünde hat wieder einmal gezeigt, daß die Sozialdemokraten ihre Ziele verfolgen, ohne die mindeste Rücksicht auf die Gefühle der großen Mehrheit ihrer Volksgenossen zu nehmen. Ihre selbstischen und Partei-Interessen stehen ihnen viel höher als alles Andere. Von Vaterland und nationaler Ehre wollen sie Nichts wissen. So bekannt diese Thatsachc ist, so verdient sie doch immer und immer wieder betont zu werden. Wie klug hätte die sozialdemokratische Partei gehandelt, wenn sie im vorliegenden Falle sich bezwungen und wenigsten« sich der Wahl enthalten hätte. Vielen Leuten wäre dadurch Sand in die Augen gestreut worden. Es ist gut, daß sie Farbe bekannt hat. Jeder weiß, wie er mit ihr daran ist. Jedenfalls hat sie keine Aussicht, zur Herrschaft zu kommen; denn wer sich von seinem Vaterlande loslöst und dessen Ansehen und Ehre al« Nicht« achtet, der kann nicht oder wenigsten« erst dann auf Erfolg rechnen, wenn das ganze Volk reif zum Untergang ist. — Ein Ausspruch Moltke'«. Es giebt gutmüthige, harmlose Leute, welche glauben, die Be wegung der unzufriedenen Massen könne durch freund liche« und verständiges Zureden in bessere Wege ge leitet werden. Diese guten Menschen und schlechten Musikanten mögen beherzigen, was Moltke über ihre Anschauungen geurtheilt hat. Der in London lebende Or. Emil Dorn hatte unter dem 5. Dezember vorigen Jahres dem greisen Feldmarschall das Manuskript einer „An Alle, die es angehl" überschriebenen Arbeit eingesandt und den Grafen, dessen Alter, Erfolge und soziale Stellung ihn weit über die Wünsche gewöhnlicher Sterblicher erhoben und dessen Erfahr ungen ihn, nach Ansicht des Or. Dorn, ganz be sonders zur Beurtheilung der augenblicklich die Welt beherrschenden sozialen Frage befähigten, um gütige Beurtheilung gebeten. Schon unter dem 12. des selben Monats lief von dem alten Herrn folgendes Schreiben als Antwort in London ein: „Berlin, den 10. Dezember 1890. Geehrter Herr! Sie haben mein Unheil gewünscht über da« mit dem verbind lichsten Dank anliegend zurückfolgende Schriftstück aus Ihrer Feder. Ich trete Ihrer Ansicht bei, daß ein wirklicher Fortschritt der Gesellschaft sich nur langsam und gradweise vollziehen kann. Xatura. non t'aeit 8llltuin (die Natur macht keinen Sprung), die Gesittung ebenso wenig. Vor Allem kommt es da rauf an, die unteren Volksklassen'aufzuklären über ihr eigenes Interesse. Das ist die Arbeit von Schule und Kirche durch ein Jahrhundert. Wir stehen aber nahe — vielleicht unmittelbar — vor dem Ausbruch einer gewaltigen Bewegung nnd müssen der Gefahr schon jetzt ins Auge sehen. Sie wünschen nun (Seite 19), daß die Sozialdemokraten durch ein weniger revolutionäres Verhalten es „der großen Zahl von besitzlosen Gebildeten" gestatten mögen, in Kameradschaft mit ihnen zu treten, es werde sich dann eine unblutige unv segenbringende Umwälzung von selbst vollziehen. Glauben Sie, daß der ein sichtige wohlwollende Gebildete in der Lage sein wird, die auf Umsturz und Plünderung gerichtete Bewegung der unzufriedenen Massen auf ein vernünftiges Ziel zu lenken? Ich fürchte, daß er als das erste Opfer derselben fallen wird. — Gerade gegen den gebildeten Mittelstand, gegen die Bour geoisie, wendet sich der Haß der Proletarier zunächst. Blicken Sie zurück auf die Kommune von Paris 1870/71. Sie hat die Denkmäler des französischen Ruhms zertrümmert, die Priester ermordet, die Läden geplündert, aber das Haus Rothschild ist un belästigt geblieben. Die Revolution hat jeder zeit die zuerst verschlungen, welche sie zu leiten ver suchten. Stets sind die gemäßigten Parteien von den extremen mit fortgerisscn worden. Fast keiner der Männer, die in der großen französischen Revo lution eine Hauptrolle gespielt haben, der nicht unter dem Fallbeil geendet hätte. Auch die Führer der deutschen Sozialdemokraten fangen schon an zu er kennen, daß sie die Massen zwar in Bewegung setzen, nicht aber leiten und zügeln können. Nach meiner Ueberzeugung kann die dringend nöthige Sozialresorm nur durchgeführt werden von oben herab, durch ein starkes Königihum, welches den Willen und die Macht dazu besitzt, und das haben wir in Deutsch land. Schon sind — wie billig auf Kosten der Be sitzenden — die Steuern für die Unvermögenden herabgesetzt, ja ausgehoben. Die Kranken- unv Un fallversicherung steht in voller und segensreicher Wirksamkeit. In wenig Tagen tritt das große Ge setz über Invaliden- und Altersversorgung in Kraft. Da« weitere Fortschreilen dieser staatlichen Fürsorge kann nur gehemmt oder doch verzögert werden durch den Unverstanv derer, für welche sie wirkt, und hier tritt die eiserne Nothwendigkeit der Machtentfaltung ein. DaS Gesetz gegen die Sozialdemokratie war das humanere Verfahren, es wirkte präventiv. Nach seiner Aufhebung bleibt nur die rücksichtslose Repression. So scheint mir, geehrter Herr, daß die besitzlosen Gebildeten sich lieber den konser vativen Elementen entschließen sollten, welche die Regierung in ihren heilsamen Bestrebungen unter stützen, als Kameravschaft zu suchen mit denen, welche derselben und damit ihrem eigenen Wohl entgegen arbeiten. Hochachtungsvoll ergebenst gez.: Graf Moltke, Feldmarschall. Locale und sächfische Nachrichten. — Eibenstock, 6. Mai. Montag Abend gegen 11 Uhr gewahrte man in der Richtung nach Hunds hübel einen nicht unbedeutenden Feuerschein, welcher von dem Brande der sogenannten Bauermühle da selbst herrührte. Eine Gefahr für den Ort bot das Feuer nicht, da die Mühle etwas abgelegen liegt. Dieselbe war seit Ende Februar nicht mehr bewohnt. Wie das Feuer entstanden, ist noch unaufgeklärt. — Eibenstock. Auch in diesem Jahre gelten zu Pfingsten die Rückfahrkarten für den sächsischen Lokalverkehr, welche am Sonnabend vor Pfingsten bis zum nächsten Dienstag gelöst werden, zur Rückfahrt bis mit Freitag nach Pfingsten. — Aus Dresden schreibt man: Die Baum- blüthe geht dieses Jahr rasch von Statten. Die den Blllthenreigen eröffnenden Kirschen stehen im prächtigsten Flor und schon gesellt sich zu dem blen denden Weiß das zarte Roth der Pfirsichen und Apri kosen. Innerhalb unserer gartenreichen Stadt blüht und duftet es an tausend Orten und rings um die Stadt zieht sich ein förmlicher Gürtel von in voller Blüthe stehenden Alleen. Wer in die Baumbluth ziehen will, wird sich beeilen müssen, denn in einer Woche mit Sonnenschein und Wärme kann der ganze Zauber vorüber sein. Dieser Umstand läßt günstige Schlüsse auf die Obsternte ziehen. Je schneller und ungestörter die Blüthezeit verläuft, umso günstiger gestaltet sich der Fruchtansatz. — Aus Plauen schreibt man: An den Wochen märkten ist hier wie anderwärts die Wahrnehmung gemacht worden, daß Händler den Landwirthcn, welche Kartoffeln auf den Markt bringen wollen, entgegen gehen und die Kartoffeln auskaufen, so daß dann die kleinen Käufer gezwungen sind, auf ven Markt den Händlern abzukaufen, wodurch sich die Waare in der Regel nicht unwesentlich vertheuert. In ähnlicher Weise geht es auch' auf den Viehmärktcn zu. Durch die Zwischenhändler wird der Preis deS VicheS un natürlich in die Höhe geschraubt, sodaß der Ausschlag auf den Preis deS Stückes mitunter bis zu 30 Mark beträgt. — Zittau. Dem Posthalter Kretzschmar, dessen Pferdebestand in der letzten Zeit mehrfaches Unheil traf, namentlich durch den AuSbrnch von Wuthkrank- heit bei den Pferden, sind nunmehr polizeiliche strenge Maßregeln auferlegt worden. Er muß seine Pferde so aufstellen lassen, daß sie sich nicht berühren können. Beim Ausfahren müssen die Pferde Maul körbe tragen, auch dürfen dieselben in fremden Ställen nicht ausgestellt werden. Bedroht sind noch 15 Pferde. — Auerbach, 5. Mai. Heute Morgen 6 Uhr brannte es leider schon ivicder in unserer Stadt.