Volltext Seite (XML)
Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint e Abonnement -ZLSZ syirk des Amtsgerichts Lldenßock «ZV sertionspreis: die kleinsp. ten, sowie bei allen ReichS- ZeilelOPf und dessen Umgebung. Postanstalten Verantwortlicher Redaktenr: E. Hanncbohn in Eibenstock. 38. A-yrg-n«. — SO. Dienstag, den 28. April 18S1 Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche auf den Namen L H««Irl«I> »iist »»««igl eingetragene Grundstück, HauS Nr. 2l5 des Brand-Cat., 'Nr. 48 des Flurbuchs Abth. i;., Folium 205 des Grundbuchs für Eibenstock, geschätzt auf 1750 M., soll an hiesiger GerichtSstcllc zwangsweise versteigert werden und ist der 28. Mai 1891, Vormittags 1V Mr als Anmeldetermin, ferner der 11. Juni 1891, Vormittags 10 Mr als Verstcigernngstermin, sowie der 20. Juni 1891, Vormittags 10 Mr als Termin zu Verkündung des Vertheilnngsplans anbcraumt worden. Die Realbercchtigten werden aufgefordert, die auf dem Grundstücke lastenden Rückstände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kostenfordcrungen, spätestens im Anmeldetermine anzumelden. Eine Uebersicht der ans dem Grundstücke lastenden Ansprüche nnd ihres Rangverhältnisses kann nach dem Anmclketcrmine in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Eibenstock, am 24. April 1891. Königliches Amtsgericht. Kautzsch. Gruhle, G.-S. Am 1. und 2. Mai 1891 werden bei dem unterzeichnete» Gericht wegen Reinigung der Dienst räume nur dringliche Sachen Erledigung finden. Eibenstock, am 27. April 189l. Königliches Amtsgericht. Kautzsch. Die über den Färber Hans Friedrich Alwin Mahnung aus Schönheide eingeleiiete AbwesenhcitSoorinnndschafl ist nach Ermittelung des Aufenthaltsorts Wahnnngs aufgehoben worden. Eibenstock, am 22. April l89l. Königliches Amtsgericht. Kautzsch. Staab. - - Graf von Moltke -j-. In der Nacht zum 25. d. hat sich ein welt historisches Ereignis; vollzogen: der Feldmarschall Graf Hellmuth von Moltke ist, wie wir unfern hiesigen Lesern durch Extrablatt am Sonnabend Vormittag bereits bekannt gemacht, plötzlich am Herzschlag gestorben. Noch am spaten Abend fühlte sich der Graf vollständig wohl; das Abcndbrod hatte ihm geschmeckt. Da mit einem Male mußte er sich niederlegen und gegen 10 Uhr machte ein Herzschlag dem Leben des Marschalls ein jähes Ende. Die gesammte Generalität Berlins fand sich »och in der Nacht im Trauerbause, dem Gebäude des Großen Generalstabs am Königsplatze in Berlin, ein. Moltke stand im 91. Lebensjahre, er hat also fast das Alter Kaiser Wilhelms I. erreicht. Aber nicht wie diesem merkte man dem Grafen das hohe Alter an. Vor vierzehn Tagen noch begleitete er den Kaiser nach Kiel; vor wenige» Tagen noch, am 18. d., nahm er an rer Festtafel im Weißen Saale des kgl. Schlosses zu Berlin theil, welche zur Feier der Fahnenweihe stattsand. Seine Rüstigkeit hatte nicht nachgelassen, seine Erscheinung bot das unver änderte Bild des Greises, den die allgewaltige Zeit selbst in scheuer Ehrfurcht schonte. Sein Schritt war ruhig-fest, wie der eines voll kräftigen Mannes, und sein Auge, das so überscharf geworden, schien die Entfernungen des Raumes und der Zeit zu durchdringen. So sicher der Blick ge blieben, er hatte etwas Visionäres gewonnen. Wir wußten, daß wir ihn nicht lange mehr unter uns sehen könnten. Aber wir getrösteten uns, cS sei doch kein Mensch so alt, daß er nicht noch älter werden könnte, und wir hofften, es werde sich ihm die Zahl der Jahre bis an die äußerste Grenze des Patriarchcnalters dehnen. Plötzlich hat ihn der Tod ereilt, der schönste: ohne Schwäche und ohne Krank heit; um 9-/, Uhr traf ihn ein Schlag und kurz darauf hatte er ausgeathmet. Nicht ihn, aber uns hat sein Tod unvorbereitet getroffen. Hellmuth Karl Bernhard Graf v. Moltke ent stammte der älteren deutschen Linie des alten Adels geschlechts Moltke. Am 26. Oktober 1800 zu Parchim in Mecklenburg-Schwerin als Sohn des preußischen Hauptmanns a. D., späteren dänischen Generallente- nants Friedrich Philipp Viktor v. Moltke und einer Tochter des preußischen Geheimen Finanzraths Paschen geboren, hatte er eine rauhe und dürftige Jugend durchzumachen. Er besuchte die Landkadetten-Akade- mie zu Kopenhagen, war drei Jahre lang dänischer Offizier und trat dann in preußische Dienste. Wie er hier in der Schule des Generalsstabs sich aus zeichnete, nach hervorragender Theilnahme an der Reorganisation der türkischen Armee an die Spitze de» preußischen Generalstab» trat, wie er durch die Bedeutung seiner Persönlichkeit die Bedeutung dieser Stellung nicht bloß für sich und seine Nachfolger, sondern in jeder Armee auf eine bi» dahin nicht ge kannte Höhe hob, wie er der Organisator des Sieges wurde, die KricgSwissenschaft ausgestaltcte und zu einer Kriegskunst umgestaltete, das ist ebenso in der Zeitgenossen Gedächtniß, wie seine Verdienste nnd seine Ehren, wie seine Bescheidenheit und seine Größe. Vor noch nicht drei Jahren trat er von der Leitung des Generalstabes zurück, nachdem er schon sieben Jahre vorher auf sein Ersuchen einen Gehilfen, den Generalquartiermeister Grafen Waldersee, er halten hatte. Als er sich nicht mehr im Stande fühlte, ein Pferd zu besteigen, nahm er den Abschied. Mit der Armee aber blieb er in Verbindung, er blieb an der Spitze der LandcsvertheidigungS-Kom- mission. Das war keine inhaltlose Auszeichnung, keine bloße Ehrcnstellung. Durch die Begründung seines Abschiedsgesuches hatte Graf Moltke gezeigt, daß er für sich keine Stellung behalten wollte, zu deren Ausfüllung er sick> nicht mehr nach jeder Richtung tüchtig fühlte. Als 'Mitglied des Reichstags bewies er bis in die jüngste Zeit den regsten Eifer und ein Verständniß, das in formvollendeten Reden belehrend war. Seine letzte parlamentarische Rede, ein Muster an schlichter Klarheit, empfahl die Ein führung der Einheitszeit in Deutschland. Am 26. Oktober vorigen Jahre« feierte Feldmar schall Graf Moltke den neunzigsten Geburtstag. Sonst hatte er an seinem Geburtstage sich in die Stille seines Gutes Kreisau zurückgezogen, diesmal führte ihn der ausdrückliche Wunsch des Kaisers nach Berlin. Hier sollte ihm nach des Kaisers Worten eine Ehrung zu theil werden, wie noch nie zuvor einem Unterthanen: alle Fahnen der Garnison, sonst im Vorzimmer des Kaisers untergebrackt, wurden in sein Arbeitszimmer übergeführt, um dort vierund zwanzig Stunden zu bleiben. Was cs an äußeren Ehren giebt, das ist dem großen Marschall beschieden worden, und seine Be scheidenheit wuchs mit jedem Lohne, den ihm seiner Kaiser Huld schenkte. Neber alle Ehren aber ging die Verehrung, die ihm von allen Seiten, von allen Parteien gezollt wurde und die ihm nun folgt, in das Grab nnd über das Grab. Er ist vor uns ge wandelt, durch seltene Begabung hervorragend, durch treueste Pflichterfüllung ein vorbildlicher Mann. Preu ßens und des Reiches Schwert bat er geführt, und ihm war es gegönnt, e« so lange in Händen zu halten, bis er Schüler und Schüler ausgebildet hatte, die fähig waren, nach ihm Meister zu sein und Schule zu machen. So hat er ein reiche» Leben glücklich anigelebt. An seiner Bahre dankt das trauernde, an seiner Bahre trauert da« dankbare deutsche Vaterland. Hagesgeschichle. — Berlin, 25. April. Nur langsam und zögernd wendet sich heute der Sinn zu der gewohn ten politischen Arbeit. Die wchmüthige Bedeutung de» Tage» beherrscht so vollkommen die Empfindung, daß die Betrachtung immer wieder zu ihrem Aus gangspunkte, dem Heimgange des greisen Meisters des Krieges und Sieges zurückschnellt. Daß Feld marschall Moltke eine der populärsten Erschein ungen unseres öffentlichen Lebens gewesen ist, das wußte man längst, man brauchte nur einmal die seine, elastische Gestalt des Schlachtcndenkers eine kurze Strecke auf den häufigen Gängen durch die Hauptstadt zu verfolgen, und man sah aus dem ehr furchtsvollen und stolzen Gruße, mit dem sich jeder ehrte, der dem alten Paladin begegnete, wie tief die Bewunderung für den schlichten Helden in allen Herzen wurzelte. Vorüber, vorüber . . . Alan wird nicht mehr der schlanken Erscheinung begegnen, welche die Großen bewundernd den Kleinen zeigten, die wogende Fluth der modernen Kaiscrstadt ist um eine ihrer bemerkenSwerthcsten Figuren ärmer geworren, die Ehrengarde der Männer, welche Geschichte ge macht haben, ist abermals gelichtet; bald wird der kalte Zug der mitleidslosen neuen Zeit durch die Lichtung tosen, wenn auch der letzte Stamm gefällt ist, und an der Stelle, wo Riesen die stolzen Häupter zum Himmel reckten, werden neckische Winde ihr Spiel treiben mit dem raschelnden Laube vergilbten Lorbeers. — lieber die Todesstunde Moltke's wird ge meldet: Der Feldmarschall hatte am Freitag Nach mittag gesund und frisch seinen gewohnten Spazier gang gemacht, und Abends hatte er sich mit seinem Reffen, dem Major v. Moltke, und dessen Gemahlin zur herkömmlichen Wbistpartie gesetzt, zu welcher auch der Musikvirigent Dreßler zugegen war, welcher den Feldmarschall schon so lange durch seinen musika lischen Vortrag erfreut hatte. Während des Spieles holte der Feldmarschaü mehrere Male tief Athem, was der Majorin ausfiel und diese zu der Frage veranlaßte. „Onkel Hellmuth, ist Dir nicht wohl?" worauf jener antwortete: „Nein, mir ist gar nicht recht wohl" und dabei ganz verdrießlich aussah. „Dann wollen wir mit dem Spiel aufhören," sagte der Major, „Dreßler kann uns etwas Vorspielen." Währenddem war der Feldmarschall aufgestanden und hinauSgegangcn. Bald darauf hörte der Major ein dumpfes Stöhnen, eilte hinaus und fand seinen Onkel aufrecht stehend an eine Thür gelehnt; er faßte ihn gegen die Stirn und bemerkte, daß das Gesicht ganz starr war. Schnell rief er: „Komme schnell Jemand her!" woraus der Feldmarschall die Frage an seinen Neffen richtete: „Was meinst Du?" Als vcr Diener herbeigceilt kam, war der Graf schon ganz steif, und während man ihn in das Schlaf zimmer aus'» Bett trug, war er inzwischen gestorben. — Essen, 26. April. In der heute in Bochum abgchaltenen Delegirtenversammlung der Bergleute de» niederrheinisch-westfälischen Kohlenrevier», in wel cher 166 Schächte durch 274 Delegirte vertreten waren, wurde, wie die „Rhein.-Westfäl. Zeit." meldet, beschlossen, daß Montag die Arbeit nicht wieder auf genommen werden soll. Die Frage de» Vorsitzenden