Volltext Seite (XML)
Bekanntmachung. Bei dem unterzeichneten Stadtrathe ist die Heberolle der für da« Jahr 1890 zur Erhebung kommenden Beitrüge zur land- «nd forftwirthschaftlichen Berufsgenaffenschaft für das Königreich Sachsen eingegangen, die- selbe liegt vierzehn Tage lang für die Betheiligten zur Einsichtnahme in unserer Rathsregistratur aus. Einsprüche gegen die Höhe der Beiträge, sowie gegen Veranlagung der Betriebe in dem gleichfalls hier ausliegenden Unternehmer verzeichnisse sind binnen 4 Wochen direkt an die Geschäftsstelle der Genossenschaft (Dresden, Reitbahnstraße 20) zu richten. Nach Beschluß der Genossenschaft-Versammlung vom 25. März 1891 ist für das Jahr 1890 von jeder beitragspflichtigen Steuereinheit ein Betrag von 0,8 Psennig einzuheben und wir fordern daher die Beitragspflichtigen hiermit auf, die auf sie entfallenden Beiträge bis längstens den 18. Aprit 1891 bei Vermeidung der Zwangsvollstreckung und ungeachtet etwaiger erhobene? Ein sprüche anher zu entrichten. Eibenstock, den 13. April 1891. Der Stadtrath. »».Körner. Wsch. Hagesgeschichte. — Deutschland. Im Laufe der nächsten Woche wird die wiederholt erwähnte Kommission zur Unter suchung der Frage einer Umgestaltung des deut schen Handwerks in Berlin zusammentreten. Auf der einen Seite werden cS hauptsächlich Ver treter der JnnungSverbände und des deutschen Hand werkerbundes, auf der anderen Seite sachverständige Beamte sein, welche die sicher sehr lehrreichen und bedeutsamen Verhandlungen führen werden. Im Mittelpunkte der letzteren wird die Frage des obli gatorischen Befähigungsnachweises stehen. Der Reichs tag hat sich damit wiederholt eingehend beschäftigt und dahin zielende Anträge mehrfach angenommen. Der BundeSrath hat sich dagegen bisher stet« eine ab lehnende Stellung gegenüber diesen Anträgen bewahrt. Der Befähigungsnachweis ist bekanntlich seit mehreren Jahren in Oesterreich cingcführt. Aber die Urtheile über dessen Wirkungen gehen weit auseinander, auch in den Handwerkerkreisen selbst. Man wird daher gespannt sein dürfen, wie sich die Mitglieder der Sachverständigen-Kommission dazu stellen werden. Daß über die Nothwendigkeit erweiterter Rechte be züglich der Ausbildung der Lehrlinge — auch diese Frage steht zur Erörterung — Einstimmigkeit herr schen wird, unterliegt von vornherein keinem Zweifel. — Die Regierungsvertreter im Reichstage machten in Privatgesprächen kein Hehl mehr daraus, daß der deutsch-österreichische Handelsvertrag „fertig" ist, d. h. daß überall eine materielle Uebereinstimmung vorliegt. — Das „B. T." weiß zu melden: Der Vertrag ist auf zwölf Jahre abgeschlossen und bildet gleichmäßig für beide vertragschließenden Staaten eine hochbedeutsame Errungenschaft, die »och zu einer weiteren gewichtigen Ausgestaltung des wirthschast- lichen Verhältnisses der beiden Verbündeten führen dürfte. Die deutschen Unterhändler sind mit den er zielten österreichischen Konzessionen sehr zufrieden. Ebenso herrscht unter den österreichischen Delegirten aufrichtige Befriedigung über das Entgegenkommen Deutschlands. Der Inhalt des Vertrages wird be kanntlich wegen der Verhandlungen, welche mit anderen Staaten eingeleitet werden sollen, vorläufig geheim gehalten werden. — Die „Hamb. Nachr." veröffentlichen an der Spitze ihres Blattes folgendes: Zu meinem Geburts tage habe ich aus allen Gebieten des Reiches und von Deutschen im Auslande Glückwünsche und freund liche Begrüßungen erhalten. In der Freude, welche ich darüber empfinde, ist es mir ein Herzensbedürs- niß, ans jede einzelne dieser Kundgebungen in gleichem Umfange, und mit gleicher Wärme direkt zu antwor ten. Es schmerzt mich, daß ich in dieser Beziehung ein Schuldner, wenn auch ein dankbarer, meiner Freunde bleiben muß. Die Zahl der Eingänge ist, zu meiner Freude, so groß, daß ich auf die Beant wortung jedes einzelnen auch dann würde verzichten müssen, wenn meine Arbeitskräfte erheblich größer wären, als sie sind. Ich hoffe deshalb von Herzen, daß meine Freunde, die mich durch ihre guten Wünsche erfreut haben, Nachsicht mit mir haben werden, wenn meine Kräfte nickt auSreichen, jedem Einzelnen schrift lich zu danken. Ich bitte Sie, meinen herzlichen Dank durch diese Veröffentlichung freundlich ent gegennehmen zu wollen, von Bismarck. — Der „Hamb. Correspondent" glaubt versichern zu können, daß die Unterlassung des kaiser lichen Glückwunsches an Fürst Bismarck auf neuerdings aufgetretene Verstimmungen zurück zuführen sei, die mit der bekannten Welsenfonds angelegenheit, al- deren intellektueller Urheber Fürst BiSmarck von den Blättern bezeichnet worden sei, zusammenhängen sollen. — Unter den Senatoren der drei freien und Hansestädte besteht das streng beobachtete Her kommen, keinen Orden anzunehmen. Der Kaiser hat deshalb, wie verschiedene Blätter melden, dem Bürgermeister l)r. Behn, bei dem er während seine« letzten Aufenthalter in Lübeck sein Absteigequartier genommen, eine prächtige Base überreichen lassen, die auf der einen Seite da- Porträt de- Kaiser», auf der andern di» Ansicht de» Königlichen Schlosse« zeigt. Fräulein Behn, welche die Honneur» machte, erhielt ein kostbare» Armband. Dagegen ist eine Anzahl höherer Beamten, wie der Vorsitzende der Handelskammer, die beiden Eisenbahndirektoren, der Baudirektor u. A. dekorirt worden. — Rußland. Londoner Blätter wissen über ein neuerding» beabsichtigte» und rechtzeitig entdeckte» Attentat gegen den Ezaren zu berichten: In der Reitschule der Garde wollte der Kaiser am ver gangenen Montag Parade abnehmen. DaS Publikum hatte gegen Einlaßkarten Zutritt. Unter den Zu schauern aus der Tribüne, welche der Kaiser beim Eintritt passiren muß, erregte da» Benehmen eines Fremden Argwohn. Er wurde dreiviertcl Stunden vor deS Ezaren Ankunft verhaftet und untersuckt und hatte einen Revolver und ein Fläschchen mit Gift bei sich. Der Verhaftete nennt sich Skameikin. — Der Londoner „Daily Telegr.", welcher die erste Nachricht von einem neuen Attentatsversuch auf den Ezaren brachte, berichtet über diese Affaire weiter, daß die am letzten Montag zu Petersburg in der Reitschule der Garde verhaftete Person, Mitgliev des „Scävola- KlubS" in Charkow sei, dessen Mitglieder sich eidlich verpflichten, ihr Leben in wiederholten Anstrengungen, den Ezaren zu ermorden, zu wagen. Aus Charkow werden zahlreiche Verhaftungen gemeldet. Die Poli zei glaubt die Mehrzahl der Mitglieder dieses Mörder klubs nunmehr verhaftet zu haben. Unter den Ver hafteten befinden sich mehrere Studenten. Der vor etlichen Tagen in Petersburg stattgefundene Selbst mord eines HusarenosfizierS Namens Annenkow wird mit der Entdeckung der revolutionären Bewegung in Zusammenhang gebracht. — Der Czar ist über die Heirath des Groß fürsten Michael in äußerst gereizte Stimmung gerathen. Mit heftigen Worten befahl er die Kassir- ung des Großfürsten und erfüllte damit die Droh ung, die er bereits vor einem Jahre ausgesprochen, als ihn der Großfürst um die Erlaubniß anflehte, eine Jgnatiew hcirathen zu dürfen, ohne welche er versicherte, nicht leben zu können. Der Czar verwies ihn damals ins Ausland, wo er sich, wie bekannt,' mit der Gräfin Merenberg vermählte, und zwar ohne Erlaubniß des Czaren, dem er nur kurz die voll zogene Thatsache mittheilte. Die Anzeige brachte dann den Kaiser derartig in Zorn, daß er nicht nur die sofortige Kassirung des Großfürsten befahl, son dern auch die für den Sohn eintretende Mutter, die Großfürstin Aga, in die Krim verwies. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 13. April. Am Sonnabend Abend wurde dem Vorsteher deS hiesigen Bürger-Sterbe- vereinS, Hrn. Ambrosius Herm. Baumann eine angenehme Uebcrraschung zu Theil, indem demselben in einer Vercinssitzung bei feierlicher Ansprache ein Gruppenbild sämmtlicher Ausschuß-Mitglieder des Vereins als Anerkennung langjähriger Verdienste um denselben überreicht wurde. Herr Baumann hat im Jahre 1851 den Verein mit begründen helfen, ist seit dieser Zeit stets als Ausschußmitglied thatig ge wesen und bekleidet nunmehr seit langen Jahren daS Amt des Vorstehers. Der Verein, dessen Finanzen außerordentlich günstige sknd, hat seit einigen Tagen einen neuen Leichenwagen angeschafft und die ca. 2000 Mark betragenden Anschaffungskosten aus lau fenden Vereinsmitteln gedeckt, ohne da« hypothekarisch angelegte bedeutende Besitzthum des Vereins angreifen zu brauchen. Da nunmehr das lästige Tragen der Leichen wegfällt, so dürfte ein weiteres Anwachsen der an und für sich schon großen Mitgliederzahl wohl zu erwarten sein. — Eibenstock. Am Freitag dieser Woche findet im Saale de« „Feldschlößchen" Hierselbst Mili tär-Co ncert von der Kapelle des Jnf.-RgtS. Nr. 133 (Zwickau) statt. ES bedarf eines besonderen Be weise«, wie gern man derartige Concerte hier hört, wohl nicht, denn dafür spricht ja in der Regel der außerordentlich gute Besuch. Auch für diese« Mal läßt sich ein solcher um so mehr erwarten, al« seit langer Zeit ein ähnliche« öffentliche« Concert bei un« nicht stattgefunden hat. — Dresden. Jeder Landtagswähler muß be kanntlich im Besitz der sächsischen Staatsangehörig keit sein. Da nun sehr viele Anhänger der Sozial demokratie nicht im Besitz derselben, also auch nicht wahlberechtigt sind, machen jetzt die kleinen Partei führer alle möglichen Anstrengungen, um alle Die ausfindig zu machen und zum Erwerb der Staats angehörigkeit zu drängeln, welche noch nicht im Besitz de« Wahlrechte» sind. In Löbtau, Cotta, Striesen rc. hat die Partei Vertrauensmänner aufgestellt, welche Denjenigen, welche sich die Staatsangehörigkeit er werben wollen und nur die Schreibereien fürchten, unentgeltlich behilflich sei» wollen. Man sieht, die sozialdemokratische Partei macht alle erdenklichen An strengungen, um die Reihen ihrer wahlberechtigten Anhänger zu stärken. — Chemnitz. Infolge sozialdemokratischer Ova tionen gelegentlich der Aufführung von Fulda« „Ver lorenes Paradies" im hiesigen Stadttheater ist da« Stück auf .Wunsch der Behörden vom Repertoire abgesetzt worden. — Limbach, 9. April. (Anz. u. Tgbl. für Burg städt.) Am Montag schenkte ein von hier gebürtiges Mädchen einem Zwillingspaare das Leben, und ge- rieth dabei die Hebamme in nicht geringes Erstaunen, denn beim Waschen der kleinen Erdenbürger versagte die Seife ihren Dienst, indem das kleine Paar trotz aller angewandten Mühe --- schwarz blieb. Das Erscheinen dieser kleinen Afrikaner im Sachsenlande erweckt natürlich hier berechtigtes Aufsehen. Man bringt das Ereigniß mit dem vorjährigen Vogel schießen in Verbindung. — Am Donnerstag früh ereignete sich in der Schneidemühle von Otto und Schlosser in Meißen ein entsetzlicher Unglücksfall. Der bereits seit 17 Jahren in dieser Schneidemühle beschäftigte Arbeiter Schumann war an einer eigenartig konstruirten Ma schine thätig. Auf bis jetzt noch unerklärte Weise kam der Arbeiter mit der linken Hand einer Walze zu nahe. Die scharfen Sägen ergriffen sofort die Hand und zogen dieselbe in die zwischen Tisch und Säge befindliche Oefsnung. Glücklicher Weise wurde durch den plötzlichen Ruck der Treibriemen ausge- hoben und die Maschine stand sofort still. Da aber die Maschine erst auseinander genommen werden mußte, ehe der Berunglückte befreit werden konnte, so verblieb der Bedauernswerthe mindestens 20 Minuten in dieser entsetzlichen Lage. Der sofort benachrichtigte Arzt nahm die nöthigen Operationen vor. Der kleine, sowie der sogenannte „Goldfinger" mußten sofort bis an das Knöchelgelenk beseitigt werden. Der Mittel- und Zeigefinger, sowie die innere Hautfläche waren ebenfalls vollständig zerhackt, doch wurden vom Arzt die abhängenten Hautstücken wieder sorgfältig zusammengenäht. — In der Augustusstraße in Plauen i. V. ist am Freitag Mittag ein Diebstahl ausgeführt worden, der viel von sich reden macht. Der Dieb hat eine Familie heimgesucht, die eine Wohnung zu ebener Erde im Hause Nr. 11 inne hat. Unmittelbar neben der Wohnstube befindet sich die Arbeitsstube und während in dieser die beiden Eheleute waren, räumte der Dieb ungenirt im Silberschrank und dem Sekre tär in der Wohnstube auf. Er eroberte einige Mark baares Geld und ein Sparkassenbuch mit 207 Mark Einlage. Man bemerkte den Diebstahl sehr bald und der bestohlene Mann verfügte sich eiligst auf die Sparkasse, mußte hier aber die unangenehme Er fahrung machen, daß der gesammte Betrag deS Buches schon abgehoben war. Von dem kecken Gauner hat man zur Zeit noch keine Spur. — In Plauen i. V. verurtheilte daS Landgericht einen dortigen Bürgerschullehrer, der bereits im 42. Lebensjahre steht, wegen mehrerer schwerer Sittlich keitsverbrechen im Sinne des Z 176, 2 des Straf gesetzbuches zu 4 Jahren Zuchthaus und 6 Jahren Ehrverlust. — Die unmittelbar nach dem Brande deS Hotels Loewe in Falkenstein in Haft genommene Ehefrau des Hotelbesitzers Loewe wurde dieser Tage wieder auf freien Fuß gesetzt, nachdem sich der gehegte Ver dacht der Brandstiftung durch die Zeugenaussagen als unbegründet erwiesen hat. — Nach den alten Bauernregeln bringt später Schnee ohne Frost eine reichgesegnete Ernte. Wir dürften demnach einer solchen auf das Jahr 1891 entgegen sehen. Diese Regel hat sich wohl am glück lichsten mit im Jahre 1705 bewährt. Der Winter von 1704 war andauernd hart und trocken, mit ein zelnem starten Schneefall und vielen Stürmen. So ging es fort bis zum Mai 1705, wo wieder ein heftiges Schneewetter eintrat. ES schneite in die Blüthen, legte da» bereits geschoßte Korn zu Boden und bedeckte dasselbe und belastete die Bäume mit Schnee, daß viele Neste absplitterten. Ob nun wohl da« Landvolk lamentirte und klagte, weil man die Ernte für verloren hielt, zeigte sich die ungewöhnliche Witterung segenbringend. Die Bäume beugten sich unter der Last de« Obste« und da« Wintergetreide wie Sommergetreide scheffelte dergestalt, daß e« zum niedrigsten Preise sank und der Landwirth kaum soviel dafür bekam, wie ihm die Bestellung kostete. A«s »ergangener Jett — fSr «nsere Zeit. 14. Avril. («achdr»« verdstrn.) Am 14. April 1848 waime da« Kaiserreich Oesterreich- Ungarn in seinen Grundfesten und nur mit großer Anstrengung gelang es, die Elemente, dir den Zusammenbruch der Monarchie auf ihr« «ahne geschrieben, nieder,»zwingen. Am genannten Tage erklärte ter Retchstag bon Debreczin die Unabhängigkeit Ungarns von Oesterreich und sehte eine provisorische Regierung