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— Gegen die ReichStagSwahl des Fürsten BiSmarck im 19. hannoverschen Wahlkreis scheinen die Sozialdemokraten Hamburgs eine fieberhafte Thätigkeit entwickeln zu wollen. Sie bewilligten zur Agitation 1000 Mark, Hamburger Agitatoren suchen im Kreise die einzelnen Gehöfte auf, um deren In sassen zu bearbeiten, 500 Sozialdemokraten Hamburgs werden am Wahltage in Thiitigkeit sein. Der Sieg des Fürsten BiSmarck Ware übrigens, wie der »N. Pr. Z." geschrieben wird, höchst wahrscheinlich, fast sicher, allerdings erst in der Stichwahl, und nicht mit großer Mehrheit. Es wäre kaum mehr daran zu zweifeln, daß es zu einer Stichwahl zwischen dem Fürsten BiSmarck und dem sozialdemokratischen Kan didaten kommen wird; dann aber würden von den Welfen und Freisinnigen die incisten sich der Wahl enthalten, viele aber auch für Fürst BiSmarck stim men. Für den sozialdemokratischen Kandidaten wür den in der zweiten Wahl nur wenige Freisinnige, aber kein Welfe eintreten. — FriedrichSruh, 3. April. Bis gestern Abend sind für den Fürsten BiSmarck rund 15,000 brief liche und telegraphische Glückwünsche eingegangen, die höchste bisher erreichte Zahl. Die Depeschenüber mittelung dauert noch immer fort. — Dem Fürsten BiSmarck sind zu seinem Geburtstage 70 Kiebitzeier, die Oberamtmann Schmidt in Polnisch - Jambke bei Falkenberg (Schlesien) auf seiner Feldmark gesammelt hatte, übersandt worden. So war ein Ersatz da für die diesmal des Welters wegen auSgebliebene Spende der „Getreuen von Jever." — An der preußisch-russischen Grenze macht eS sich seit einiger Zeit sehr bemerkbar, daß der Durchzug von polnischen Bauern, welcher noch kürzlich betreffs Auswanderung nach Brasilien ein recht beträchtlicher war, erheblich nachgelassen hat. Es ist dies, wie man der „A. R.-C." mittheilt, nicht zum geringsten Theil den Maßregeln gegen die Auswanderung zuzuschreiben, welche die preußi sche Regierung im Einvernehmen mit der russischen Regierung getroffen hat, indem die Auswanderer, sobald sie nicht mit Auswanderungspässen versehen waren, auf preußischem Gebiet angehalten und ge- nöthigt wurden, in ihre Heimath zurückzukehren. Ob wohl den Betroffenen diese Maßregel recht ungelegen kam, da sie das Geld für den Anfang der Fahrt auf diese Weise vergebens verausgabt halten, so hat doch das Schicksal derselben Andere von Auswanderungs versuchen zurückgeschreckt. Um die Bauern dauernd an die Scholle zu fesseln, steht in Rußland eine Ver ordnung in Aussicht, wonach den Bauern Parzellen von Domänengütern gegen Rentenabgabe überlassen werden sollen. — Die Einfuhr lebenden Rindviehs aus Amerika in Deutschland nimmt stark zu. Nach Hamburg brachte im Monat Januar ein Dampfer 144 Stück, im Februar kamen in zwei Dampfern 421 Stück und im März in vier Dampfern 811 Stück, im Ganzen also 1376 Stück. In den letzten Tagen ist eine größere Probesendung des Fleisches von diesen in Hamburg geschlachteten Rindern zum Verkauf nach Berlin gekommen. Ferner wird uns vom Sonnabend aus Bremen berichtet: Der Dam pfer des Norddeutschen Lloyd „Hermann", welcher am 19. März von Baltimore abgegangen ist, kam heute morgen in Bremerhaven mit einem Transport von 311 Stück Rindvieh an, welche sämnnlich dort gelandet wurden. Es ist dies der erste derartige in Bremerhaven eingetroffene Transport aus Amerika. Locale und sächsische Nachrichten. — Schönheide, 4. April. In nächster Zeit, jedenfalls noch im Laufe dieses Monats, wird hier das neue Postgebäude dem Verkehr übergeben werden. ES ist vollständig fertiggestellt und nur die Tele graphenleitungen sind noch nach dem neuen Gebäude zu übertragen. Das von dem hiesigen Baumeister Berger ausgeführte HauS, aus Rohziegeln und Sand stein erbaut, ist im vollsten Sinne des Wortes ein Prachtbau zu nennen, der dem hiesigen Ort zur Zierde gereicht. — Dresden. In unserem Finanzministerium ist man, wie bereits konstatirt wurde, gegenwärtig damit beschäftigt, die dem nächsten Landtage zu machen den Vorlagen wegen einer veränderten Regelung der Beamtengehälter vorzubereiten. Die Arbeit ist insofern keine leichte, als es gilt, bei dieser Ge legenheit mancherlei Ungleichheiten und ungerecht fertigte Verschiedenheiten in der äußeren Stellung der Beamten zu beseitigen und den einzelnen Dienst zweigen möglichst gleichmäßig gerecht zu werden, eine Aufgabe, bei welcher auch die Rangverhältnisse hier und da Abänderungen erfahren müssen. Beabsichtigt ist, die niederen GehaltSklassen vorzugsweise zu be denken, und zwar so, daß für dieselben die Aufbesserung ungefähr 15 Prozent betragen wird, während die mittleren Gehälter bi« etwa 4500 M. aufwärts durch schnittlich eine lOprozentige und die höheren eine noch weiter abgeminderte Zulage erhalten sollen. Der Ge- sammtbetrag der dadurch nothwendig werdenden Mehr ausgaben wird auf etwa 4 Millionen Mark beziffert. In Beamtenkreisen wendet man der schwebenden Frage natürlich die lebhafteste Aufmerksamkeit zu. — Dresden. In diesen Tagen vollendet sich ein Zeitraum von 40 Jahren, seit die Linie Dresden- Bodenback der Sächs. Staatsbahnen und die Linie Bodenbach-Prag der Oesterreich. Staatsbahngesell schaft dem öffentlichen Verkehre übergeben wurden. Ungezählte Personen- und Lastzüge sind in dieser Spanne Zeit über die für den internationalen Ver kehr hochbedeutende Linie befördert worden. Am 6. April 1851 erfolgte die Einweihung der Gesammt- strecke DreSden-Prag. Ueber den Verlauf der da maligen Festlichkeiten, die allerdings unter dem Ein flüsse der ungünstigen Witterung sehr zu leiden hatten, berichtet eine österreichische Zeitung Folgendes: Die Festabgeordneten, an deren Spitze die Erzherzöge Albrecht und Josef, K. K. Hoheiten, der Handels minister und K. Statthalter von Böhmen, Excellenzen, bestiegen am 6. April Morgens 5 Uhr in Prag den bereitstehenden Eisenbahnzug, welcher durch die beiden Maschinen „Austria" und „Bohemia" in Bewegung gesetzt wurde. Sowohl bei der Abfahrt in Prag, als auch auf allen Unterwegsstationen fanden Festlichkeiten statt. Um '/zlO Uhr Vormittags kam der Zug in dem geschmackvoll dekorirten Bodenbach an, woselbst für die religiöse Feier ein Kapellenzelt errichtet worden war. Um 10 Uhr traf der Sächs. Festzug mit Ihren Königlichen Hoheiten Prinzen. Albert — unser jetziger König — und Georg in Bodenbach ein. Der Em pfang war von Kanonendonner begleitet und hierauf fand allgemeiner Gottesdienst statt. Nach hierauf eingenommenem Frühstück setzte sich, es war Vorm. 11 Uhr, der Zug nach Prag zurück in Bewegung, unterwegs durch die Schuljugend, Musikchöre rc. em pfangen. Um 5^2 Uhr begann in Prag in dem glänzend erleuchteten spanischen Saale des König schlosses Hradschin das Festmahl. Darauf wurde das Theater besucht und später Reunion in dem festlich dekorirten Saal der Sophieninsel abgehaltcn. Am folgenden Tage, den 7. April, verließ Vorm. 3/,I0 Uhr ein Sonderzug Prag und führte die Fest gäste nach Dresden. Auch auf den sächs. Stationen sand überall überaus freudiger und festlicher Empfang statt und die Festung Königstein sandte donnernde Grüße in's Thal hinab. Der Festzug langte Abends '/,7 Uhr in Dresden an. Am Böhmischen Bahn hofe war eine große Triumphpforte erbaut. Nach dem üblichen Festmahle wurde hier Abends große Oper abgehalten. Durch mehrere Tage hindurch fanden in unserer Stadt Festlichkeiten statt und alle Sehenswürdigkeiten wurden den österreichischen Gästen gezeigt. Strahlend von Glanz und Pracht war das große Mahl in 3 Sälen des Königlichen Schlosses, woran Se. Majestät der König Friedrich August selbst, sowie der ganze Hofstaat theilnahm. Die Gäste aus Oesterreich verblieben noch mehrere Tage in Dresden und fanden überall das freundlichste Entgegenkommen. — Zwickau. Die Tagesordnung für die Sitz ung des Kreis-AuSschusseS zu Zwickau, Mitt woch, den 8. April 1891, besagt Folgendes: 1) Re kurs des Rechtsanwalts Or. Schumann in Plauen gegen die Abschätzung zu den Eommunanlagcn daselbst. 2) Recurs des Maurers und Hausbesitzers I. Ehr. A. Hofmann in Plauen wegen Nachzahlung zur dorti gen Gemeinde-Einkommensteuer. 3) Gesuch des vr. Römer in Elsterberg um Erlaubniß zu Errichtung einer Privat-Krankenanstalt daselbst. 4) Beschwerde des Spinnmeisters F. Billeter in Schwarzenberg wegen Heranziehung zu den Gemeindeabgaben in Lößnitz und Schwarzenberg. 5) Recurs des Schankwirths Schnei denbach in Eibenstock in Betreff seiner Heranziehung zur Orts-Schankgewerbesteuer. 6) Widerspruch des Kirchen-Vorstandes zu Hundshübel gegen den Bau eines Stickmaschinengebäudes Seiten G. Jugelt'S da selbst. 7) AuSbezirkung einer Parzelle von Griesbach u. Vereinigung mit dem Stadtgemeindebezirk Schnee berg. 8) Das Essenkehrcn im Bezirke des vormaligen Gerichlsamtes Augustusburg. 9) Recurs des Ziegelei besitzers und Bauunternehmers C. F. A. Roßbach in Plauen gegen seine Abschätzung zu den Gemeinde anlagen daselbst. 10) Differenz zwischen den Orts armenverbänden von Erfenschlag und Forchheim wegen Unterstützung der verw. Tauneberger. — Plauen i.V. In diesen Tagen weilten in unserer Stadt Schulmänner, um den 25. Jahres tag ihres Abganges vom hiesigen Königs. Seminar in amtsbrüderlicher Weise zu begehen. Im Jahre 1866 traten dieselben, 31 an der Zahl, in'S Lehramt ein. Zwei von ihnen ereilte der Toddin ihrem Be rufe, einer starb 1870/71 als Soldat im Dienste des Vaterlandes, vier sind in andere Berufsarten übergetreten und bekleiden zur Zeit geachtete Stell ungen. Auf ergangene Einladung der hiesigen Jubi- lare, Bernh. Carle, Oskar Müller und Ehr. Friedr. Schmidt hier, waren 21 Lehrer, zum Theil mit ihren Frauen, erschienen. An die übrigen, noch am Leben befindlichen Lehrer der Jubilare, Bezirksschulinspektor Schulrath Lohse-Zwickau und Pfarrer Große in Kötzschenbroda, sandten die Versammelten telegraphisch Ergebenheitsbegrüßungen, welche dankend erwidert wurden. Bei der gemeinschaftlichen Festtafel, bei dem Besuche der früheren Bildungsstätte, bei der Schmückung der Gräber der verstorbenen Seminar oberlehrer Kell und Bürgerschullehrer Herm. Hempel, sowie bei den geselligen Vereinigungen wurde mit Wehmuth und mit Freude, in Ernst und in Scherz der vergangenen Zeiten gedacht und zum Schluß das Versprechen gegeben, in 5 Jahren in Zwickau wieder zusammenzukommen. Viel Freude erregte e« bei den Jubilaren, daß auch deren alter lieber Lehrer, der König!. Musikdirektor einer. L. Lohse an den Ver anstaltungen der Tage herzlichen Antheil nahm. — Auerbach, 3. April. Heute Morgen '/,2 Uhr erscholl wiederum Feuerlärm in unserer Stadt. ES stand da« Wirtschaftsgebäude der Harmonie- Gesellschaft in Flammen. Die Feuerwehr hatte bis in die Vormittagsstunden zu thun, um den Brand, der reiche Nahrung gefunden, vollständig zu bekäm pfen. Ueber die Entstehungsursache verlautet noch nichts. — Limbach. Durch ein eigenartiges Familien drama wurde einer hiesigen Familie die Kindtaufs- freude verdorben. An dem Tag, an dem der vierte Sprößling aus der Taufe gehoben werden sollte, wurde der Vater plötzlich von einem Unteroffizier des preußischen Infanterie-Regiments Nr. 52 (Cott bus) verhaftet und abgeholt. In dem Kindtaufsvater hatte man einen seit 1884 vergebens gesuchten Deser teur entdeckt. Seit genannter Zeit hatte er sich in unserer Stadt niedergelassen. — Wie ein Feldlazareth aussieht, kann man aus den beiden neuerdings in Freiberg unterge brachten lernen. Diese Feldlazarethe sind seit 1. Oktober im dasigen Artilleriegeräthehof ausgestellt und werden für kranke Jäger benutzt, während die kranken Artilleristen zur Zeit noch im städtischen Krankenhause untergebracht sind. Die Feldlazarethe stehen mit ihren Längsseiten ziemlich nahe aneinander und bilden gleiche, je aus einem Erdgeschoß und zwei schrägen Dachseiten bestehende Gebäude von etwa 20 m Länge u. 5 m Breite. Ein jedes hat zwei an den beiden Giebelseiten befindliche Eingänge, während an den zwei langen Seiten die Fenster angebracht sind. Die Gerüste des Ganzen sind größtentheils von Holz und zerlegbar. Der hölzerne Fußboden kann gleich den Rollladen an Schaufenstern rc. auf- und zusam- mcngerollt werden. Die Seitenwände sind von innen und außen mit gleichgroßen Blechtafeln beschlagen, zwischen welchen sich als schlechter Wärmeleiter dicke Filztafeln befinden. Die Bedachung ist auf ähnliche Weise bergestellt; die äußeren Flächen derselben, sind mit Wellenblech gedeckt. Im Innern sind die Räume bis zum Dach offen. An beiden Eingängen befinden sich kleine Vorräume, an deren Seiten rechts und links wieder je ein abgeschlossener Raum zur Benutz ung der Lazarethgehilfen rc. zur Aufbewahrung von Klei dungsstücken, Geräthschaften rc. vorhanden ist. Einer dieser vier Räume ist als Abort eingerichtet. In dem auf diese Weise sorgfältig gegen Zugluft geschützten inneren Raume können bequem 20 Betten stehen. Durch eine Zuggardinenvorrichtung kann ein beliebig großer Theil dieses Raumes von den übrigen abge sondert werden. Zur Heizung dienen zwei große eiserne Mantelöfen. In einem besonderen Kesselofen kann das Wasser zum Waschen, Baden rc. erwärmt werden. Die Schlösser an den Thüren sind so ein gerichtet, daß die Thüren durch einen bloßen Druck gegen dieselben sich sowohl nach innen, als auch nach außen öffnen lassen. Es befinden sich daher an den Thüren zum anfassen nur einfache Ringe. Die ganze Bauart und Einrichtung ist wegen der Benutzung dieser Lazarethe im Felde auf möglichst schnelle Auf stellung und Abbrechung, sowie auf leichten Trans port berechnet. — Ueber die Rückgabe der Orden eines Verstorbenen herrschen viel Jrrthümer, deshalb diene Folgendes zur Aufklärung: Bei Verleihung von Orden werden dem Auszuzeichnenden gleichzeitig die betreffenden Ordensstatuten mit übermittelt und diese letzteren bezeichnen genau, was beim Tode des De- corirten mit dem Orden geschehen soll. Im Allge meinen bleiben diejenigen Orden und Ehrenzeichen im Besitze der Hinterlassenen des Verstorbenen, welche sich derselbe im Felde oder vor dem Feinde erworben hat. Alle Orden auswärtiger Regierungen, die nicht vor dem Feinde erworben worden sind, gehen an die betreff. Regierungen nach dem Tode des damit Aus gezeichneten wieder zurück. Diese Orden werden an die königl. sächs. Ordenskanzlei abgegeben und diese sorgt für die Weiterbeförderung an die betr. Gesandt schaften. Es ist ein Irrthum, wenn man glaubt, die Anverwandten eines mit Orden Decorirten erhalten bei Rückgabe der Orden eine Geldentschädigung. Ein großer Unterschied besteht hier zwischen einem Orden und einer Medaille; beispielsweise wird den Erben eines mit der silbernen oder goldenen St. Heinrichs- Medaille ausgezeichneten Soldaten bei Rückgabe der selben eine Geldentschädigung gewährt. — Die Einstellung der Rekruten des Sächsischen Armeecorps findet in diesem Jahre wie folgt statt: ES haben einzutreffen sämmtliche Rekruten — ausschließlich der Kavallerieregimenter und de« Trainbataillon« — am 7. November, die Rekruten der Kavallerieregimenter am 3. Oktober, die zu drei jähriger aktiver Dienstzeit einzuziehenden Trainrekruten am 2. November d. I. und am 1. Mai 1892, die Rekruten für die Unteroffizierschule, sowie Oekonomie- handwerker und die als Krankenwärter auSgehobenen Mannschaften am 1. Oktober. Bezüglich des Ein treffens der Rekruten für da« 6. Infanterieregiment