Nebst „D e x Beiblatt: Jede Woche erscheint iVibislVr Bogen Text und I bis 2 fei» gesto chene und sauber colo- rirte Knpfcrtafcln 4 bis 8 verschiedene Ab bildungen der neueste» Pariser, Londoner und WienerModen enthal tend, Außerdem werden derselben jeden Monat die neuesten Schnitte von Kleidern, Ueber- röcken!c. noch gratis beigegeben. Preis des Jahrganges mit Kpfrn, 6 Thlr. ohne Kpfr. li „ Kpfr. allein« Alle Buchhandlungen, Zeitungsexpeditionen und Postämter nehmen Bestellungen an. Redakteur: Ferdinand Stolle. Verleger: Eduard Meißner in Leipzig. -Z--A. Fünfter Jahrgang. Die Preisbewerbnng. Ein Scherz von Ferdinand Stolle. Der reiche und dicke Herr Balthasar stieg mit großen Schritten und gewichtiger Miene in seinem Zimmer auf und ab. In der einen Hand hielt er einen noch feuchten Zeitungsbogen, auf welchem zu lesen war wie folgt: „Die Unterzeichnete Buchhandlung, den hohen Mangel erkennend, an welchem dermalen unsere schön geistige Literatur hinsichtlich der Idylle leidet, setzt einen Preis von hundert Species auf das beste Ge dicht, das ihr in dieser Gattung binnen jetzt und zwei Monaten cingesandt wird. Form und Behand lung bleibt dem rcspectiven Dichter überlassen, doch ist gebundene Rede unerläßlich und darf die Dichtung den Raum von drei Druckbogen nicht überschreiten. Um den Einsendungen der zahllosen Dichterlinge weniger ausgesetzt zu sein, macht Unterzeichnete zur Warnung bekannt, daß die mißlungensten Produkte einer öffent lichen schonungslosen Kritik anheimgegeben werden." Der reiche Balthasar hielt sich schon seit ge raumer Zeit, wie das bei vielen Leuten der Fall ist, V. Jahrgang. für ein Genie. Einem Genie ist aber bekanntlich nichts unmöglich, warum nicht eine blos drei Bogen lange Idylle. Balthasar fühlte sich. War nicht sein jüngster gereimter Toast auf den Kirchbcrger Vogelkönig mit allgemeinem Beifall ausgenommen worden? Hatte er nicht bereits in seiner Jugendzeit versisicirte Neujahrwünsche seinem gestrengen Herrn Papa überreicht und damit großes Lob eingeerntet? „Die hundert Species," sprach er zu sich, „sind auch mitzunehmen; was sonst von Ruhm und Un sterblichkeit abfällt, auch nicht zu verachten. Ich will mein Licht nicht länger unter den Scheffel stellen. Die Kirchbcrger sind es nicht werth, daß ihnen meine Poesie allein zu Gute kommt. Ich muß einmal für's Vaterland auftreten." Obschon Balthasarn in unbestimmten Umrissen vor seinem hohen Geiste schwebte, was man unter einer Idylle eigentlich verstehe, so fand er sich dennoch veranlaßt, in einem Conversationslericon über frag lichen Artikel nachzuschlagen. Er las da etwas von Schäfergedichtrn — und war jetzt seines Siegs ge wiß. Ein untrüglicher Jnstinct sagte ihm, daß er im Schäsergedichte Viel leiste. Seine bereitwillige