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Salo ir. " Jede Woche erscheint I'/. bis tVr Bogen Text und I dir 2 sein gesto chene und sauber eolo- rirte Kilpfertafcln 4 bis 8 verschiedene Ab bildungen der neuesten Pariser, Londoner und WienerModen enthal tend, Außerdem werden derselben jeden Monat die neuesten Schnitte VA/- von Kleidern, Ueber- röcken ic. noch gratis beigegeben. Preis des Jahrganges mit Kpfrn. 6 Thlr. ohne Kvfr. S „ Kpfr.allein» „ Alle Buchhandlungen, Zeitungserpeditionen und Postämter nehmen Bestellungen an. Redakteur: Ferdinand Stolle. Verleger: Eduard Meißner in Leipzig. 42»- Fünfter Jahrgang. R^44» Die Eroberung von Heidelberg 1693. Historische Novelle von George. Franz von Dassel an Caroline von Wechselburg. Heidelberg, den 20. Mai 1893. Hier bin ich, geliebte Seele, und leider, wie es scheint, zur Unthätigkeit verdammt. Unser Regiment ist am 14ten d. zur Hauptarmes von hier abgegangen, und ich mußte auf Befehl des Commandanten Zurück bleiben, um im Fall einer Belagerung Dienste zu leisten. In einer Hinsicht ist dieß Schmeichelei für mich, man erkennt gleichsam mehr Fähigkeit in mir, als nur mit einem Trupp blind auf den Feind los zurennen; — allein ich wäre doch lieber bei meinen Cameradpn. Der Commandant, George Eber hard Freiherr von Heidersdorf, ist ein düstrer Mann, der sich nicht gern mittsieilt, und uns Offiziere mit einer kalten Hoheit behandelt. Dem allgemeinen Ur- theil nach ist er aber sehr brav und voller Einsicht, und wird gewiß Heidelberg ausgezeichnet vertheidigen, wenn es nöthig sein sollte. Daß er darauf sich ein- V. Jahrgang. richtet, beweist schon die Wegsendung von zwei Re gimentern, die er als überflüssige Consumanten be trachtet, indem er mit der Macht, die er zurückbe halten hat, die Stadt selbst gegen einen Sturm zu vertheidigen Willens ist. Auch traue ich ihm den besten Willen zu; zwar giebt es Lästerzungen, welche behaupten, er werde Heidelberg den Franzosen in die Hände spielen, allein — woraus gründet sich dieß? Auf Neid und Scheelsucht; unser Comman dant ist im besten Mannesalter, Gencral-Feldmarschall- Lieutenant, und natürlich giebt es Wiele, die ihn verunglimpfen möchten. Du brauchst also nicht besorgt um mich zu sein, meine Theure, ich sitze hinter Wällen und Mauern, und es ist gar kein Anschein, als würden wir hier angegriffen werden. Wäre ich doch lieber im Felde, den Franzosen gegenüber! Meine Cameraden werden sich schlagen, Ruhm, Ehre und Wunden ernten, und ich bin unterdessen hier gleichsam ein Gefangener! Wie konnte unser Oberst sich dieß gefallen lassen? Und warum bin gerade ick zur Unthätigkeit ver bannt? Darin erkenne ich das Schicksal, welches " mich verfolgt, und meine liebsten Wünsche vernichtet.