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Jede Worbe erscheint 1V2 bis 1V4 Bogen Text und 1 bis 2 fein gesto chene und sauber colo- rirte Kupfcrtafcln 4 bis 8 verschiedene Ab- bildungender neuesten Pariser, Londoner und WienerModen enthal tend. Außerdem werden derselben jeden Monat die neuesten Schnitte a l 0 11." von Kleidern, Ueber- röcken rc. noch gratis beigegeben. Preis des Jahrganges mit Kpfrn. V Thlr. ohne Kpfr. » „ Kpfr. allein 4 „ Alle Buchhandlungen, Zeitungsexpeditionen und Postämter nehmen Bestellungen an. Redacteur: Ferdinand Stolle. Verleger: Eduard Meißner in Leipzig. ^ 18. /üIIft er Jahrgang. 1841. Bestrafte Untreue. N 0 v e l l e t t e. In Grenada, dem von den Göttern bevorzugten Lande, das so oft schon von den Dichtern in be geisterten Klängen besungen wurde, dort, wo der herrliche Strom mit melodischem Rauschen und Murmeln zwischen blühenden Ufern dahinfließt, nicht weit von der maurisch-romantischen Alhambra, dem Wunderbau aus früheren Zeiten, lebten noch vor Kurzem Don Diego di Jacyntho und Donna Jnez, seine reizende Gemahlin. Niemals hatte das heilige Band der Ehe zwei schönere Sterbliche vereinigt. Don Diego, groß, schlank und wohlgebaut, frei und männlich in allen seinen Bewegungen, der beste Reiter, der geübteste Fechter, tapfer, gemessen, voll Anstand, hatte einen Blick, der den Frauen nur allzusehr gefiel; Jnez dagegen war ein wahres Muster einer spanischen Schönheit; sie durfte ihre schwarzen Augen nicht aufschlagen, ohne das Herz eines Cavaliers zu ver wunden. Alle jungen Männer, welche die holde Erscheinung gesehen hatten, waren von ihrem Zauber V. Jahrgang. gefesselt und schmachteten nach ihrem Anblick. Leb haft, feurig, wie eine Tochter mittägiger Regionen, ließ Jnez ihre Anbeter an ihrem Triumphwagen ziehen, ohne ihnen mehr zu gestatten, als sich mit ihrer Pflicht vertrug; ihr schönster Vorzug war es, daß sie ihren Gatten allein liebte, daß sie ihm mit aller leidenschaftlichen Anhänglichkeit einer weiblichen Seele treu blieb. Aber ach, in dieser armen Welt ist jedes Glück vergänglich. Kein Nest ist so tief in den Zweigen der Bäume verborgen, daß es der Blitz nicht treffen könnte. Donna Jnez auch, die schöne und glück liche Gattin Dieg o's, verfiel zu Anfang des Herbstes, welcher immer begierig auf Beute auszugehen pflegt, in eine schwere Krankheit, ihre Kräfte verließen sie nach und nach — ihr Blick, der sonst Flammen ge sprüht hatte, wurde matt und erlosch, bald lagerte sich die Blässe des Todes auf ihren Wangen und knickte die blühenden Rosen derselben, und wie eine Lotosblume, die der Strahl der Sonne zu heiß ge troffen, senkte Jnez ihr Haupt, um es nie wieder zu erheben. In der letzten Stunde des Lebens blitzte noch