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Jede Wocbe erscheint l'^bis 1^-r Bogen Text und l bis 2 fein gestö ckene und sauber colo- rirte Kupfertafeln 4 bis 8 verschiedene Ab bildungen der neuesten Pariser, Londoner und WienerModen enthal tend. Außerdem werden derselben jeden Monat die neuesten Schnitte Redakteur: Ferdinand Stolle. Nebst Beiblatt: r Salo n." von Kleibern, Ueber- röcken!c. noch grati» beigegeben. Preis bes Jahrganges mit Kpfrn. 6 THIr. ohne Kpfr. » „ Kpfr. allein» „ Alle Buchhandlungen, Zeitungserpeditionen und Postämter nehmen Bestellungen an. Verleger: Eduard Meißner in Leipzig. .V LS. / unftcr Jahrgang. 1841. Menschen und Elfen. Bruchstück aus einem Roman von Julius Hammer. Fortsetzung.) Fünftes Kapitel. Am äußersten Thorc der Johannisvorstadt, die wenig belebt ist und verhältnißmäßig eine geringe Anzahl von Häusern zählt, welche meistens durch Gärten getrennt sind, steht ein Häuschen, im Hin tergründe eines schönen Gartens versteckt, in welchem der Besitzer mit seiner holdseligen Tochter wohnt. Dieser aber ist eben kein anderer, als Herr Svrg en de rg, der ehemalige Schauspieldirector, und sein Töchterchen die schöne Adele, Oberon's liebster Gedanke im Träumen und Wachen. Die Morgensonne scheint rein und golden in das geräumige, ziemlich elegant eingerichtete Zimmer. An den Fenstern wallen lange rothe Gardinen hernieder und verbreiten ein magisches Licht. Auf den Tape ten erblickt man Scenen aus Schauspielen. Hier liegt Karlos am Herzen seines Freundes, des Mar quis Posa, der eben von seinen Reisen zurückkehrt; dort irrt der König Lear mit seinem treuen Narren V. Johrgong. und dem Grafen Keilt durch die wilde Sturmnacht und redet mit den aufgebrachten Elementen; auf einer andern Seite steht Hamlet auf dem Friedhofe an einem frischen Grabe und philosophirt überVorik's Schädel, während der Todtengräber, der „kein Ge fühl für seinen Stand hat", zu ihm emporlächelt. Gegenüber mustert der dicke Sir John Falstaff seine lumpichten Rekruten, um die der dürre Friedens richter herumschwänzelt, wie ein „aus Käserinde ge schnitztes Männchen". Man sieht, daß Herrn Sor- genberg's Gemach den fremden Beschauer sehr in teressant sein müßte, wenn überhaupt von einem solchen die Rede sein könnte, denn seit Jahren hatte kein Gast diese Schwelle überschritten. Man wußte kaum, wo der einsame Schauspieldirector wohne, und er hatte sich ein für allemal jeden Besuch ver beten und öffentlich angezeigt, daß, wer mit ihm zu reden habe, sich brieflich an ihn wenden möchte. Die Vermuthung, daß er diese Grille seiner reizenden Tochter wegen habe, traf die Wahrheit nur zur Hälfte; er selbst hatte keine Freude mehr an dem Umgänge mit den Menschen und versank immer tie fer in den Schooß seiner Zurückgezogenheit und