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Beiblatt zur Eilpost für Mode«. »MIT. Unter Verantwortlichkeit der Nedaction der Eilpost. 1841 Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den 18. März 1841. Die Tanzwuth, von welcher Paris, die Hauptstadt der Moden und der Vergnügungen, seit drei Monaten besessen war, hat sich eben erst gelegt; dennoch haben auch die aller letzten Bälle ihr Recht geltend gemacht, was die Costume zu denselben betrifft. So bleibt uns immer noch übrig, Einiges über diesen Punkt gewissenhaft hinzuzufügcn. Erwähnen muß ick voraus die ziemlich decolletirten Roben mit platten Leib chen, welche ich bei vielen Damen gesehen. Dann aber kann ich mir das Vergnügen nicht versagen, die schönen Leserinnen auf einige Kleider von der Erfindung der Mad. Constance, rus Neues Vivienns Nr 57, aufmerksam zu machen, die mir in mehren reichen Salons ausgefallen sind; z. B. eine Robe von Crep, welche platte Aermel mit Blondcnstreifen hatte, die durch eine kleine Patte von Crep getrennt waren. An dersel ben befanden sich drei Perlenknöpfe. Ferner: eine Satin-Robe mit Verzierung von roscnfarbenem Band; eine Robe von Sa tin mit Sammet und platten Acrmeln und Leibchen; an dem letztem und an der Jupe war eine doppelte Reihe von Perlen oder Goldknöpfen angebracht. Endlich: eine offene Robe von Mousselin über einem Atlasklcid; der untere Theil war mit Tüll bouillonirt, die Aermel kurz und anliegend, ebenfalls mit Tüll in ähnlicher Weise, wie die untere Kante, garnirt. Bekanntlich hat die komische Oper einen schönen Triumph gefeiert; Halerv's Lorbeeren verhinderten unfern Aubcr, im Produciren auszuruhen, und der Sucres der „Diamanten der Krone" kam zur rechten Zeit, um mit dem Beifall, den der „Guittarero" erlangt hat, zu rivalisiren. Doch das kümmere uns nur wegen der Moden in der zahlreich anwesenden ge schmackvoll gekleideten Gesellschaft. Wir sahen bei dieser Ge legenheit viele Kleider von Mohr und viele von weißem, sehr reizend verzierten Atlas. Die Faeon ist von Madame Au gustine, rus l.ouis ls 6rsn<> Nr. 27. Das Leibchen war ä ln Lrscgus gemacht, die Aermel pagodcnförmig, u. s. w. Auch Roben von Rep waren in reicher Anzahl da, auf der Brust croissirt, die Aermel halbanliegenb und nach und nach sich erweiternd, auf den Schultern mit Behänge verziert. Bcmerkenswerth scheinen uns noch einige sehr elegante und reizende Toiletten, in welchen sich wieder einmal das zarte Talent der Madame Ferrisre Pennona gezeigt hat. Un ter andern ist der Anzug einer Neuvermählten von einer gar eigenen Einfachheit und Anmuth; der ganze Charakter dessel ben kann gar nicht schöner mit seiner Bestimmung harmonircn. Nächstens legen wir für unsere liebenswürdigen Leserinnen ein Modell bei. Das Costum besteht nämlich aus einer Robe von weißem Crep, mit anliegenden Aermeln und mit zwei Reihen Spitzen verziert. Ein andermal mehr davon. Die Capots in Crep sind jetzt am beliebtesten; wir haben bei Madame Leclsre, rus liivoli Nr. 10, welche von un glaublicher Leichtigkeit und Grazie gcsehelr. Die Farben sind meist Rosa, Grün, Lila mit Marabouts von derselben Farbe. Aehnliche Capots findet man auch bei Madame Dasse. Will man viele schöne zum Mobiliar gehörige Sachen sehen, so muß man in die Salons von Monbro gehen. Hier findet sich eine reiche Sammlung von Antiquitäten, eine Menge Gegenstände der Kunst und Phantasie, Meisterwerke der Ele ganz und Originalität, welche schon den Geschmack unserer Alterväter so berühmt gemacht haben und zu dem unsere Zeit jetzt zurückgegangen ist. Dazu kommt ein großartiges Atelier, wo man die schönsten Elfenbein- und Bronzen-Sachen verfer tigt; alle von hinreißender Form und Arbeit. Monbro be reist bisweilen die alten französischen Lustschlösser, die neuer dings Heinrich Laube, ein Lieblingsschriftsteller, unfern Le serinnen auf eine anmuthige Weise beschrieben hat. Dort studirt Monbro den Geschmack der früher» Zeiten und kommt mit reichen Erfahrungen zurück. Dann richtet er die Paläste in Paris ein; dem einen giebt er das finstere einfache Ansehen des Bas-Empire, das andere stattet er ganz mittelalterlich aus; oder er sorgt für Sculpturen aus der Renaissance-Zeit, oder stellt hier und da eins im Geschmacke Ludwigs des Vier zehnten her, nicht zu gedenken der tausend Bizarrerien des achtzehnten Jahrhunderts, welches auch eine Rolle spielt. In der Lhat besitzt Monbro genug historisch-artistische Kennt nisse der Jahrhunderte, um ein Meister in seiner Art genannt zu werden. Fügen wir jetzt noch einige Worte über die Männer- moden hinzu. Eine ganz charmante Tracht für diesen Win ter, welche wahrscheinlich im nächsten stark aufkommen wird, war ein griechischer Paletot von der Erfindung des Herrn Roolf, rns cls Oauvois Nr. 10. Dieser Paletot hat sehr weite Aermel, welche mit Passemcntcrie und mit ganz kleinen noch an einander stehenden Knöpfen verziert sind. Außer der Eleganz dieser Bekleidung bietet sie auch den Vortheil, daß sie die Unterkleider nicht ruinirt oder aus der Faeon bringt. Im Allgemeinen werden jetzt die Schöße bei den Fracks immer breiter, so daß diese von hinten gesehen fast ganz das Ansehen eines Rocks gewinnen. Die Frühlingsröckc werden sehr kurz ^ getragen, mit einer Reihe Knöpfe; die Kragen immer noch