Volltext Seite (XML)
entzücken sollte. Einige Piecen daraus sind mit lebhaftem Bei fall ausgenommen worden, besonders da Mario und Tamburine sangen. Der erste .Heinswurst. Schweidnitz in Schlesien hat den Ruhm, den ersten Hanswurst geboren zu haben. Es war Joseph Anton Stranitzki, der schon 1708 zu Wien als Nebenbuhler der italienischen Komiker austrat, ihre Buffo- ncricn nationalisirte und den Hanswurst als das Zerrbild Harlekins darstelltc. Nach Stranitzki waren die berühmtesten Hanswürstc: Prehauser, Schönemann und Schuch. In der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts entstand dann jener große literarische Hanswurstkrieg, worin Gottsched als Feldherr ästhetische Lorbeer» sammelte, bis unter Andern Lessing sich des Vertriebenen annahm, und bewies, der Hanswurst sei eine sehr liebenswürdige deutsche Figur. In veredelter Form erschien er in unseren Lagen in jenen gutmüthigen Bedienten, die als eine Erfindung Raimunds zu betrachten sind. Beethoven — (Komponist des Rhcinlicdcs. Wie sich die Deutschen gequält, dem „Sie sollen ihn nicht haben," eine nationale Melodie zu verschaffen, weiß Jedermann zur Genüge; man hat ihm sogar den Deffauer Marsch und die Melodie des Weinliedes von Claudius anpaffcn wollen. Nun muß auch selbst Beethoven herbei. Simrock in Bonn hat neuerdings „das Rheinlied von Becker mit einer Original- mclodie von Ludwig von Beethoven" angekündigt. Lasset die Tobten ruhen! Eine Virtuos!« ans dem sechzehnten Jahrhun dert. Schon in frühem Zeiten liebten es die Deutschen, über das Virtuosenthum aus dem Häuschen zu gerathen. So machte in Augsburg um das Jahr 1515 eine schwäbische Citharschlä- gerin, Namens Elschen, durch ihre Meisterschaft auf ihrem Instrument großes Aufsehen und entzündete die Herzen aller jugendlichen augsburgischen Kunstenthusiasten. Einer von ihnen sang sie mit mehren süßen Gedichten an, unter andern mit Folgendem: „Neun Musen sind zu jeder Zeit Bei inänniglichen wohl verschreit; Doch Hot sich nun gemehrt der Orden Und sind derselben zehn geworden. Weil selbst mein schönes Elselein Bei ihnen ist gestanden ein." Kaetano Donizctti» der bekannte fruchtbare Opern- componist — er hat mehr Opern geschrieben, als er Jahre (einige dreißig) zählt — ist vom Sultan mit einem Orden be schenkt worden. Sein Bruder, Giuseppe Donizetti, ist Hof- conccrtmeister bei seiner Hoheit. Ein deutscher Gelehrter. Dem Gymnasium in Hirsch berg, das einst die Kuriosität eines sechzigjährigcn Pri maners aufzuweisen hatte, stand im vorigen Jahrhundert Karl Ludwig Bauer als Rektor vor, auch eine pedan tische Monstrosität, aber gelehrte Größe erster Art, dem statt des Blutes Griechisch und Latein in den Adern floß. Bauer war ein ausgezeichneter Gedächtnißmcnsch und schrieb ein deutsch - lateinisches Lexicon, das lange unübertroffen blieb. Besser als seine Muttersprache, hatte er zehn Sprachen inne, und man behauptet, wären alle Lcxica auf einmal verbrannt, er hätte sic aus seinem Kopfe ziemlich vollständig wieder Her stellen können. Er war übrigens ein Feind der deutschen Poesie; Klopstock war ihm zu überspannt und hatte nach sei ner Meinung in die Messiade zu viel hineingedichtct; Wie land und Goethe aber nannte er — Narren. Anekdote. Friedrich der Große fragte einst einen Pater in Schlesien, ob im Kloster Wein von eigenem Zuwachs ge trunken würde? und der Mönch antwortete: „Ja, Majestät, in der Marterwoche." Die Elsässerinncu nach französischem llrthcil. Die Franzosen haben entweder wirklich einen gänzlich falschen Begriff von Allem, was deutsch heißt, oder sic sind boshaft — freilich auch lächerlich — genug, uns für wahre Barbaren zu halten. Eben so ungerecht sind sie gegen die Bewohner des Elsaß, welche der Vollblutfranzos vorzugsweise böte» sl- lemamlo» und töte» carree» nennt. Gegenwärtig wird zwar der Elsässer gcliebkost, damit er sich nicht zu sehr seines deut schen Ursprungs erinnere, im Grunde des Herzens aber denkt man ganz anders. So wird in einem französischen Journale eine Elsässerin aus den nieder» Ständen folgendermaßen ge schildert: „Was giebt es Unpoetischercs, als die Elsässerin? Ohne Grazie, ohne Haltung, ohne Spitzen, ohne Haare, ohne Antwort, als Ja und Nein, ohne Geist, ohne Heiterkeit, ohne irgend etwas, außer leinenen Strümpfen, einer seidenen Haube und einem goldenen Kreuz!" Dann wird die arme Elsässerin als eine bötv in höchster Potenz, vierschrötig, wort karg, grobstimmig dargcstellt. Zuletzt kommt ein Zug, wel cher die deutsche Stammvcrwandtschaft bekundet, die Häus lichkeit. „Getreu ihrer Pflicht," heißt es, „vergißt sie nicht, daß der Topf am Feuer am nächsten Tage ihre Dienste er wartet." Laßt Euch das nicht irren, ihr guten Elsässcrinnen und deutschen Frauen überhaupt. Wenn euch die Franzosen eure Kochtöpfe vorwerfen, so dürft ihr getrost — mitleidig lächeln. Eine von euch wiegt ein Dutzend Französinnen auf! Französische Romane. Die Franzosen klagen seit einiger Zeit über den zunehmenden Mangel neuer Romane; eine Zeitschrift äußerte neulich, cs erschienen jetzt in Qucdlin- burg mehr Romane, als in Paris. Desto besser für uns Deutsche, wenn wir auch nicht gerade auf Quedlinburg stolz zu sein Ursache haben. Die deutschen Romane — die guten — werden hoffentlich in Zukunft mehr Absatz finden. Vielleicht entschließen sich besonders die Damen, welche so viele Romane lesen, nicht immer blos aus Leihbibliotheken zu lesen, sondern sich selbst kleine Handbibliotheken a-^ulegcn! Leipziger Concerte. Die Conccrtsaison geht nun bei uns allmälig zu Ende, und die Künstler und Künstlerinnen bereiten sich schon zu ihrem Abschiede vor. David wird nächstens einen Ausflug nach Eng land machen, nachdem er uns in der letzten Zeit mehre Male hintereinander durch seine Meisterschaft auf der Violine ent-