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IN Neu-Grirrhentli«m. In Constantinopcl trinken Türken neben Griechen im patenten Cafe zum Otto von Wittelsbach; zu Argos und Mykene aber, der Stätte Agamcmnons, wo Klytemnestra starb und Orest aufwuchs, kann man alle Sonn tage baierische Knödel essen im Gasthofe zum — Hercules. Bauwerke im Orient. Um den Typus des Orients in seiner Blüthe kennen zu lernen, sagt ein geistvoller Rei sender, der das Publikum schon mit einem Werke voll treff licher Beobachtungen beschenkt hat, — muß man nach Da maskus oder Kairo gehen, den beiden Städten, wo die Sara- ecncn ihre schönsten Bauwerke Hintersassen. Constantinopcl ist dagegen nichts, als eine ungeheure Auscinandcrhäufung von hölzernen Hütten und Palästen, ohne bestimmten Ausdruck, ein architektonisches Kaleidoskop, das stets neue Bilder gibt, ohne den Sinn davon fcstzuhalten, oder Rechenschaft von Entstehung und Zusammenhang zu geben. Kairo aber ist aus einem Guß; ein Geist hat cs erzeugt, und Alles, was später hin- zugesügt worden, war nicht im Stande, diese einzige Schö pfung weder zu verschönern, noch zu schmälern. Musik in Bremen. In einem Briefe aus Bremen heißt es, die beste Seite Bremens sei in Beziehung auf gei stige Regsamkeit — die Musik. Dicß läßt sich jetzt auf viele Städte Deutschlands anwcnden. Ueberall macht man und hört man Musik. Es ist hier nicht der Ort, zu untersuchen, ob der überwiegende Geschmack an dieser Kunst ein ganz erfreuliches Zeichen sei, jedesfalls aber ist es auffallend, daß die großen Componisten jetzt selten, die Virtuosen dagegen so zahlreich sind. Doch lassen wir das dahingestellt und wenden wir uns zu Bremen zurück. Es wird, schließt der angeführte Brief, in wenig Städten Deutschlands so viel und so gut mu- sicirt, als hier. Eine verhältnißmäßig sehr große Anzahl von Gesangvereinen hat sich gebildet, und die häufigen Conccrte sind immer stark besucht. Dabei hat sich der musikalische Ge schmack fast ganz rein erhalten; die deutschen Elassiker, Hän del, Mozart, Beethoven, von den neuern Mcndelsohn - Bar tholdy und die besten Liedercomponisten behaupten entschieden das Ucbergcwicht. Die ncusranzösischc und ncuitalicnischc Schule haben fast nur unter den jungen Comptoiristen ein Publikum. Es wäre nur zu wünschen, daß Sebastian Bach, Gluck und Haydn weniger zurückgesetzt würden. Dabei werden neuere Erschei nungen keineswegs abgewiesen, im Gcgcnthril möchten wenig Orte sein, wo die Produktionen deutscher Componisten so be reitwillig aufgeführt würden, als hier. Auch fanden sich hier immer Namen, die in der musikalischen Welt vortheilhast be kannt sind. Der talentvolle Licdcrcomponist Stegmayer dirigirte mehre Jahre das Orchester unseres Theaters, an seine Stelle ist Koste na ly getreten, der sich thcils durch Compo- sitioncn, theils durch Artikel, die er meistens in Schumann's „Neuer Zeitschrift für Musik" abdruckcn läßt, manche Freunde verschafft haben wird. Riem, der die Singakademie und die meisten Concerte dirigirt, ist ebenfalls ein anerkannter Com- ponist. Riem ist ein liebenswürdiger Greis, mit jugendlich hinreißender Begeisterung im Herzen; Niemand versteht, wie er, Sänger und Jnstrumcntalisten zu lebendigem Vortrag zu entflammen. Die Gcsammtzahl der Zigeuner nicht unansehnlich. Man zählt nämlich: in Europa ist In der Moldau und Wallachei . . . 200,000 Seelen. In der Türkei 200,000 „ In Ungarn 100,000 In Spanien 40,000 >» In England 10,000 In Rußland 10,000 „ In Frankreich, Deutschland und Italien 40,000 >' Zusammen: 600,000 Seelen. Wer nähere Notizen über dieses seltsame Nomadcnvolk haben will, dem empfehlen wir das Buch: Skizze einer Geschichte der Zigeuner, ihrer Sitten und ihrer Sprache, nebst einem kleinen Wörterbuch dieser Sprache. Aus dem Französischen des Kogalnitchan mit Anmerkungen und Zusätzen von F. Laska. Stuttgart, East, 1840. Stoffe aus Glasgewebe. Dieser neuen Erfindung — schreibt ein Berichterstatter aus Paris — hat Napoleons Todtenfeier einiges Lnsehn verschafft. Bekanntlich hatte man den Leichenwagen mit solchen Stoffen behängen, welche aus sahen wie ein Gewirke aus Gold und Silber. Es war dieß seit der öffentlichen Ausstellung der Jndustrieproducte, wo man Muster der neuen Erfindung sah, die erste Anwendung im Großen. Indessen werden sich die Damen schwerlich je mit Glasgewebe schmücken; aber zu Verzierungen scheint der son derbare Stoff ganz gut zu dienen. Sinngedichte «nd Epigramme nach tür kischen Poeten. (Mitgetheilt von Julius Hammer.) (Man vergl. Nr. 8.) r. Staub ist der Sterbliche; der Thau der Liebe Macht ihn zu Koth; Erfüllet wird die Welt durch ihre Triebe Mit Greul und Tod! Scharf stach sie in den Puls der Seel', o Schmerz, Da floß ein Tropfen Blut heraus — das Herz.*) 8. Sehet, mein Arzt ist der Wirth, mein Apotheker der Mundschenk, Meine Krankheit der Rausch, endlich die Schenke mein Bett. ». Seicht nur, dacht' ich in meinem Wahn, Ist der Liebe Ocean, Und so stürzt' ich mich hinein. ') Der weise und ßrenge Schejch Ebul Meali aus Iconium, der Verfasser dieser Verse auf die Liebe, verwechselt dieselbe nach türkischen Begriffen mit der sinnlichen Lust und warnt vor dieser.