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eiblatt zur Eilpost für Moden. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den 4. Februar 1841. Es ist eine lustige Zeit, trotz der politischen Gefahren, die uns umgeben; Bälle, überall Bälle, Soireen, Maskeraden u. s. w. Alle Kreise der Gesellschaft scheinen jetzt nur eine Haupttendenz zu haben. Das Vergnügen ist der einzige Gott, dem es gelungen, die Partheien zu versöhnen, zu ver einigen, und die Göttin Mode steht ihm dabei getreulich bei. Leihen wir ihren Tagesbefehlen ein geneigtes Ohr und Auge. Was sich zuvörderst in einigen Soirüen als eine sehr ge fällige Tracht bemerkbar machte, das sind die allerliebsten schon in unserem vorigen Bericht erwähnten Corsages ü poiats dasso, mit einer reichen Mantille von Spitzen. Die Acrmel daran sind kurz und mit einer doppelten Reihe von Spitzen geschmückt, die den Arm in regelmäßiger Ordnung umgeben. Diese Toilette ist aus den Magazinen der Madame Ferriöre Pennona hervorgegangen, einer unserer ausgezeichnetsten Modekünstlerinnen, von deren Erfindung auch die eleganten Roben von afrikanischem Atlas sind, so wie die Sammet roben, welche auf höchst anmuthige Weise ü l'Lcossaisv ge ziert sind. Eine vorzügliche Erwähnung verdienen die Roben von Sammet in sehr zart nuancirten Farben, mit Aermeln ä la venitionne, garnirt «n point ä'^lencon, und andere Sammet kleider in dunkleren Farben, geziert mit einer doppelten Reihe von Spitzen, welche sich in harmonischer Ordnung von der Schulter nach dem Halse zieht. Das Magazin Constance, me Virienno Nr. S7, welche diese Kleider zuerst aufgebracht, liefert auch für Bälle viel kleine kurze Aermcl mit reichen, aber dennoch nicht überladenen Verzierungen. Eine etwas phantastische Tracht sind die Roben von schwarzer Spitze mit einem Unterkleid von zartfarbigem Atlas, welche man am schönsten bei Madame Augustine, m« kouis Io Krane! Nr. 27, findet. Die Aermel sind mit Schleifen in gothischen Mustern geschmückt. Auf Bällen trägt man jetzt nur kurze und enge Aermcl. Die von Spitzen unrer Aermeln von Seide sind allgemein be liebt. Die Coiffuren sind von der größten Mannigfaltigkeit, am gebräuchlichsten sind die historischen, welche unter den Namen Gabriele von Eströes, Diana von Poitiers, Sövignö, Marie Touchet, Maria Stuart u. s. w. vorzüglich bei der Beauvais entnommen werden. Sonst trägt man auch an dere Arten Coiffuren von Bandverzfrrungen, Spitzen, Blumen. Was die Hüte betrifft, so sieht man deren viele von dunkel grauem Sammet, mit einer grünen Feder geschmückt, oder von hellgrauem Sammet, garnirt mit englischen Bärten, welche von kleinen Rosen fest gehalten sind. Die Kbapoanx rösillox sind zwar nicht mehr neu, erfreuen sich aber einer fortdauernden Gunst bei der eleganten Damenwelt. Diese Resille ist nichts anderes, als ein einfaches Seidengewebe, welches den obern Theil des Hauptschmuckes bedeckt und in leichten Spitzen herabfällt. Es wird eben sowohl bei Atlas- als Sammethüten angewendet. Noch müssen wir einer höchst geschmackvollen Art von Ro ben gedenken. Sie sind von Atlas in zarten Farben, vorn offen ä In kitluianikmn« und lassen eine Jupe von blendender Weiße sehen. Im Schnitt dieser Roben ist ein Ebenmaaß und eine Eleganz, die sich nicht beschreiben läßt. Aufsehn erregte bei einer neulichen Soiree eine weiße Robe mit großen Aermeln in mittelalterlichem Geschmack und mit reichem Besatz. Wie schön auch diese Tracht ist, so fragt es sich doch, ob sie all gemein werden wird. Sehr gut kleiden die Roben en Satin renmosancs, mit Schleifen von Blumen und Band auf der Seite; eben so die Tunika's von Cröpe mit Chenille derselben Farbe brodirt und mit reich verzierten Aermeln. Berühmt geworden sind die Corsets aus dem Magazin Augustine, mann nennt sie sogar im Publikum die eorgets mervoilloux. Aber es ist auch in ihrer Behandlung ein wahres Mysterium, in das nur wenige Modekünstlerinnen eingedrungen sind. Diese Corsets sind nicht allein höchst elegant, sondern sie sind auch so geschnitten, daß sie durchaus der Gesundheit, also der Schönheit, nichts schaden. Wir kommen wohl auf diesen Gegenstand noch einmal ausführlicher zurück. Jetzt noch einige Worte über die männliche Toilette. Bei der Ballkleidung ist der schwarze Frack am gebräuch lichsten und am elegantesten. Die Schöße sind sehr breit und gehn beinahe bis zu den letzten Vorderknöpfen hervor. Dabei sind sie in der Regel ohne alle Garnitur. Mit den Westen- stoffen treibt man einen großen Luxus; weiße Zeuge sind jetzt am meisten en vogue; sie haben matte Muster und darüber kleinere glänzende; die allcrelegantcsten Scidcnzcuge sind die mit Gold oder Silber brodirten; -auch die Satins von blauer oder rosenfarbener Farbe oder die Chängeans mit kleinen Bou quets voü rother Seide. In Beziehung auf die Cachemir- Gilets herrscht eine eben so große Mannigfaltigkeit. Man hat in diesem Genre die originellsten und geschmackvollsten Muster. Sehr in Aufnahme zu kommen scheint eine neue Art von schwarzen Ueberröcken. Sie sind garnirt und mit Sammet gefüttert. Die Taillenknöpfe stehen niedriger, als die Taille selbst; in einiger Entfernung von diesen Knöpfen sind zwei