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88 tcristisches verleiht. Eine gewaltige Pfeife ist das Hauptmöbel des Studenten; ein unerschrockener Raucher, bläst er den Vor übergehenden die übelriechenden Wolken des Regietabacks in's Gesicht. Der Pfeifcnkopf, mehr oder weniger „behoset," stcllr das Porträt eines Türken, Heinrichs IV., Robert Macaire's, Franz I., Saint Just's, u. s. w. dar. Sein Herz hüpft vor Freude, wenn .er wieder eine algiersche Schibuke oder eine indische Huka sich angeschafft hat und nun in orientalischer Haltung ausgestreckt liegt auf dem rothen von Utrechter Sam met überzogenen Sopha. König im lateinischen Viertel, ist er auch Herr im Theater, Herr im Wirthshaus, Herr auf der Straße. Sein Hauswirth achtet ihn hoch, der Restaura teur sehnt sich nach ihm, der Kaffetier sieht ihn mit liebenden Augen an; sein Kredit ist fest begründet, denn seine Eltern stehen gut; ihm macht Alles Platz auf der Straße, ihm gilt das anmuthige Lächeln der jungen Mädchen. Ein Sul tan ohne Nebenbuhler vcrthcilt er seine Gunstbezeugungen nach Belieben und erinnert an die schönen Zeiten der fran zösischen Galanterie, wenn er den Damen, welche die Logen des Pantheon- und Luxemburg-Theater besuchen, in der Form von Blumensträußen Zeugnisse ihrer Schönheit und Liebens würdigkeit ausstellt. Ein unter allen hervorstechender Charak ter ist nach dem Ausdrucke der Studenten ein „Stromer." Seine Kameraden besuchen das Weinhaus nur zur Erholung, er aber bringt seine Tage hier zu. Um tO Uhr Morgens tritt er zur Thüre herein, frühstückt bedeutend, trinkt eine Unzahl kleiner und großer Gläser aus, raucht dabei nicht wenig Pfeifen, spielt Piquet und Billard, und spät Abends stimmt er in den Chor ein, der mit voller Kehle gesungen wird; z. B. Herr Studio steigt heran 2» seine Kneipensphäre, Au tanzen den Cancan Und den Robert Macaire. Jahraus, jahrum, jahrein Sind alle Dirnen sein! Le, jup, jup, jux, tralalala!" Wortspiele. In wiefern sind ein Fahnenträger und ein feuriger Redner sich einander ähnlich? Beide begeistern die Menge durch das, was sic vortragcn. Zwei Freunde spielten zusammen Würfel; der Erste hatte schon Sieben geworfen. „Wie kann ich nun noch gewinnen?" fragte der Andere, der von dem Spiele nichts verstand. „Du mußt wenigstens Acht haben," (8 haben) — ant wortete der Erste. Worin gleichen sich ein Schäfer und ein sogenannter Eou- lissenreißcr? Sie legen sich oft auf Rasen. Welcher Baum gewährt die meiste Ausbeute? Der Mandelbaum; denn jede seiner Früchte gilt für 15. Warum ist derjenige, welcher an einen Ort kommt, um einen Befehl zu ertheilen, zugleich Grundbesitzer? Weil er zu gebieten (Gebieten) kommt. Woraus kann man schließen, daß Jemand, der lange vor Gericht verhört wird, Schmerzen erleiden muß? Weil er viel aussagen (Au! sagen) muß. Welcher Geistliche trägt die Anfangsgründe des Lesens in den Schuhen? Der Abbe. (Abbe-Zeh — A. B. C.) Sylbeirräthsel. Du, den die erste Sylbe nennt. Laß ab von Deinem Schrein, Selbst nicht um ihren Werth wirst Du Durch uns das Zweite sein; Wir sagen's, wic's die Erste sagt, In's Antlitz Dir hinein, Denn unser theures Zweites soll Gehören uns allein, Wir haben Muth und Macht, um uns Vom Ganzen zu befrein. Auflösung des Rathsels in voriger Nummer: Anstand. Erklärung der Modenkupfer. 1. Spanischer Kopfputz, bestehend aus Spitzen und Sammet enden, welche an beiden Seiten der Schlangenlocken herabhänge Robe von rosa Seide, darüber eine schwarze Lüllrobe, welche vorn offen ist »nd unten eine breite Volant bildet. Alles ist mit Blumenbouquetö geschmückt; die Handschuh mit Schwanenxelz. 2. Atlashut mit mehren kleinen Federn. Ueberrock von Cache- mir; das Leibchen glatt und.der Ausschnitt desselben ist mit einer gefalteten Krause besetzt; die Taille so wie der Rock sind mit Posamentierarbeit verziert; die Aermel eng. Mantel von Sammet mit einem halblangen Kragen von Pelz, auch durchaus mit Pelz gefüttert. 3. Hut wie Nr. 2. von der Rückseite. Ueberrock von Seide mit engen Aermeln und zwei breiten Schrägen, welche »och mit seidenen Franzen besetzt sind. 4. Herrenanzug, Rock von warmem Stoff mit schmalem Sam metkragen, großen Seitenklappen und großen Knöpfen. Bein kleider carrirt. Hut sehr hoch. Extrabeilage Nr. 2. (5.) 1. Zeichnung zur halbhohen Taille. 2. Zeichnung eines engen Aermels. 3. Zeichnung zu einem Fichu. Druck von L. P. Melzer in Leipzig-