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76 ihn trägt, schließen lassen. Einen Backenbart dieser Art hat der Vornehme, wie der Geringe, der Gelehrte und der Kaufmann, der Beamte und der Privatmann, der Gescheidte und der Unwissende, der Ernste und Heitere, der Mann von 25 Jahren und der Mann von 45 Jahren. Diese Art von Bärten lassen sich mit Geschlechtsnamen vergleichen, wie Mül ler, Schulz, Schmidt — alle Welt heißt so, diese Namen bedeuten keine Species mehr, sie bezeichnen ein Genus, wie Getreide, Federvieh, Obst u. s. f. So braucht man auch von Jemandem, der jenen rund um das Gesicht gehenden Bart trägt, nur zu sagen: „Er trägt einen Bart," und sogleich wird man wissen, welches Genre von Bärten gemeint ist. Ein Bart, der sich wie ein dünner Streifen bis zu den Mundwinkeln zieht, kann dir einen Mathematikers verrathcn, schöne Leserin. Ich glaube nicht, daß du an ihm Geschmack findest, nämlich an dem Barte. Eben so gern tragen ihn auch Kassenbeamte und Krämer. Jedesfalls kann man darauf rechnen, daß ein kleinlicher Geist nur auf den Gedanken kommt, sich den Bart auf die eben beschriebene Art wachsen zu lassen. Ganz anders jedoch verhält es sich mit demselben Genre von Bart, wenn er nicht dünn und schmal, sondern voll und breit ist. Ein solcher gehört einem Erecutor oder einem Chauffee- einnehmer, oder einem Waisenhausvorsteher, oder einem Zucht meister an, oft auch einem ehemaligen Militär oder einem Zimmermann, meistens einem Handwerker, der bei seinem Geschäft wohlhabend geworden. Bisweilen läßt er auch einen Landedelmann erkennen, obwohl dieser in der Regel gar keinen Bart trägt. Bärte, die hinter die Ohren, nach dem Halse zu, wachsen, kündigen dir fast immer einen Menschen von gemeinem Cha rakter an, sei er nun ein Geizhals, oder ein Verleumder, oder ein Neidhammel u. dergl. Doch muß man auch hierbei vor sichtig in seinem Urtheil sein, denn Bärte, wie die genannten, werden auch mitunter von Menschen getragen, welchen es sehr übel im Leben ergeht und die sich kümmerlich durchhelftn müssen. Zu ihrem Unglück kommt noch das, daß sie eben wegen jhrer Bärte oft mit jenen moralisch schlechten Menschen verwechselt werden. Wird fortgesetzt.) Wortspiele. Mit welchem Bergnamcn behandelt man einen Indier hündisch ? Mit Hindu-kusch*) (Hindu, coucka). Welcher Türke kündigt seine Zufriedenheit an, wenn er zu Falle kommt? Ein Bei; denn wenn er fällt, so ist dieß ein Beifall. Was kränkt den Freund, freut aber jeden Hund? Wenn man ihm etwas vorwirst. Was verlangt ein thätiger Kaufmann oder der schöne Ein band eines Buches? Einen guten Umschlag. Wann gehts bei dem Kaufmann gut und in der Druckerei schlecht? Wenn viel umzusetzen ist. Wodurch unterscheidet sich ein heirathslustiger Mensch, der sein Ziel erreichen will, von einem andern, der auch nach irgend einem Ziele strebt? Dieser muß vorschreiten, um zum Ziele zu kommen, jener aber anhalten. Was freut den Landmann im Herbst und betrübt ihn im Winter? Wenn es reist. R ä t h s e l. Du gehst auf mich zum blut'gcn Werk, Empfiehlst durch mich dich bei den Leuten, Doch nimmst du mich zum guten Werk, So wird man dir es übel deuten. Auflösung des Rathsels in voriger Nummer: Gericht. Erklärung der Modenkupfer. 1. Sammethut mit mehren kleinen Federn und Bandschleifen unter dem Sckirm. Robe non Seide, vorn herunter ein Besatz und anliegende Aermel. Eckarpe von Sammet — chinesisch — an deren Enden lange Franzen gesetzt. 2. Hut von Plüsch, der Schirm farbig gefüttert und mit Bandschleifcn ausgexutzt. Robe von Atlas mit Sammetstreifen besetzt. Bournouß von Sammet mit farbig gefüttertem Capuchon und schweren langen Franzen besetzt. 3. Wattirtes Hütchen mit breitem Band ausgeputzt. Robe von wollenem Stoff mit enganliegenden Aermeln und Sammet- besrtz. 4. Sammethut mit herabbangender bunter Feder, unter dem Schirm Blumen. Robe von Oras cls hlaplp-., vorn herunter mir einem breitauslaufenden Pelzbesatz; Aermel eng und oben mit einem Pelzstreifen garnirt; so auch das Leibchen. Erlra-Kupfer Nr. 3. Maskenanzüge. ') Hindu-kusch, heißt ein Berg in Ostindien. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. Hierzu eine literarische Beilage von Heinrich Hoff in Mannheim.