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74 Die Ballcostume sind in diesem Augenblicke ein wahrer Triumph für Madame Landrin, r»s Olwiseul Nr. 4. Alle Welt richtet sich nach ihrem Geschmack. Nicht geringer ist ihr Talent in Betreff der Mäntel und Ueberwürfe; besonders be merkbar machen sich die Bournouß von schwarzem Sammet, mit schwarzer Seide gefüttert^ die jetzt von den elegantesten Damen getragen werden. Die Aermel dazu sind breit, a la Venktienns, und die Schnüren und schönen Paffamenterien vollenden die Anmuth dieser beliebten Toilette. Feuilleton. Die Ausnahme Victor Hugv's in die Academie hat in Paris große Theilnahmc erweckt, um so mehr, da der Dichter nur siebzehn Stimmen für sich gehabt. Diese sind meist von Schriftstellern abgegeben worden, z. B. von Lamar tine, Chateaubriand, Roger, Collard, Villemain, CH. Rodier, PH. von Segur, Mignet, Cousin, Lebrun, u. A. Auch Thiers hat ihm seine Stimme gegeben. Madame Emilie von Girardin hat bei dieser Gelegenheit ein Epigramm gemacht, das im Deutschen ungefähr also klingen würde: Der Dichter und der Kaiser. An Ruhme reich, und reich an falschen Neidern, Sind Beide endlich an ihr Ziel gekommen; Der Kaiser ist nun bei den Invaliden, Ln's Institut ist Hugo ausgenommen. Die Taglioni hat zu St. Petersburg einen unerhörten Triumph in dem Feensee, einem neuen, von ihrem Vater nach dem Libretto von Scribc arrangirten Ballet gefeiert. Der Kaiser, der gegenwärtig war, hat die berühmte Tänzerin zu sich rufen lassen, ihr die Hand gegeben und ihr viel Ver bindliches gesagt. Am folgenden Tage erhielt sie von ihm einen köstlichen Schmuck von Edelsteinen. Cnthinka Hcinefettcr, eine Schwester der bekannten Sängerin, ist in der königlichen Academie für Musik in Paris mit entschiedenem Erfolg aufgetreten. Bald darauf debütirte sie in der Rolle der Jüdin von Halevy mit gleich großem Bei fall in der Oper. Bei derselben soll auch Fräulein Löwe aus Berlin engagirt sein. Dresden-Leipziger Theater. Dem Vernehmen nach ist von den Direktionen der Theater in Dresden und Leipzig eine Ucbereinkunft getroffen worden, nach welcher von Ostern an die Mitglieder beider Bühnen eine Gesellschaft bilden und abwechselnd in der Residenz und in der Schwesterstadt spielen werden. Durch die Eisenbahn ist dieses Unternehmen möglich und leicht ausführbar geworden. Unter solchen Umständen werden sich für die eine, wie für die andere Bühne, vorzugs weise für die in Leipzig, die bedeutendsten Vortheile ergeben. Der Wetteifer zwischen den Schauspielern wird dann noth- wendig ein sehr lebhafter werden, und sowohl Repertoir, als die Darstellungen der Stücke dürsten vielleicht den Ansprüchen des Publikums in hohem Grade entsprechen. Der französische Maler Paul Delaroche, der den Auftrag bekommen, vier Gemälde zu schaffen, welche den Zug Carls bes Großen über die Alpen darstellen sollen, hat eins von ihnen vollendet, will es aber unter keiner Bedingung ausstellen. Darüber sind die Pariser mit Recht entrüstet und werfen ihm Undankbarkeit gegen das Publikum vor, das seine frühem Gemälde so sehr bewundert. Für jedes der be stellten Bilder erhält der Maler 25,MO Fr. Der Vater der berühmten Rachel, melden fran zösische Journale ironisch, geht damit um, sein Bild anfertigen zu lassen, um es der Nachwelt zu übergeben. Dieses Bild ist eine Allegorie, deren Idee der Phantasie des Mannes alle Ehre macht. In einem reich möblirten Salon sitzt Herr F. Rachel in sammetncm Schlafrock und nimmt die Huldi- gungsvisiten der Geister Corneille's und Racine's an, die ihm die Hand drücken zum Zeichen ihrer Dankbarkeit. Der Vater lächelt und blickt sie mit einer Protektormrene an, indem er zu sagen scheint: „Was wär' aus Euch geworden, Ihr armen Teufel, wenn ich Euch nicht meine Tochter gegeben hätte!" — Wir hoffen, setzt ein Journal hinzu, daß die Jury die Aus stellung dieses interessanten Bildes erlauben werde, das jedes- falls im nächsten Salon Furore machen wird. Kian. Auf welcher Stufe der Bildung der durch seine Schwänke am sächsischen Hofe berühmt gewordene Kiau stand, läßt sich daraus abnchmen, daß, obschon sein Vater Oberst- Wachtmeister im Dienste des großen Chursürsten von Branden burg war, der Sohn dennoch zehn Jahre lang als gemeiner Musketier diente, als solcher 1675 die Schlacht bei Fchrbcllin mitmachte, und erst 1685 zum Fähndrich cmporstieg. Wegen eines Duells verließ er den brandcnburgischcn Dienst, folgte seinem Gönner, dem General von Schöning, an dessen Tafel er öfters in Berlin den Lustigmacher gespielt hatte, nach Dres den, und erhielt durch ihn 1693 eine Stelle als Lieutenant im sächsischen Dienst. Dem König Friedrich August II. machte er sich durch seine witzigen Einfälle bekannt und diese verhalfen ihm zu einem schnellen Avancement. Er wurde 1697 Haupt mann, bald darauf Major, Oberstlicutnant und 1702 Gene raladjutant des Königs. Die meisten seiner Einfälle und Schnurren erinnern an die Musketicrwachstube. Bulwcv, der in der letzten Zeit seinen Beruf für den Roman verkennend, angefangcn, dramatische Werke zu schrei ben, hat das englische Theater wieder mit einem Stücke be schenkt, das den verfänglichen Titel führt: Geld (tlonsx); die Engländer aber, die sonst das Geld doch sehr lieben, haben nicht rechten Geschmack an dieser Münze finden wollen, obgleich sie, wie es heißt, kein ganz übles Gepräge hat. Vielleicht ist der Gehalt nicht ganz vollwichtig oder das Metall, um im Bilde zu bleiben, zu breit geschlagen. Was die britische Bühne betrifft, so ist sie überhaupt beklagenswerth herunter gekommen. Doch wo ist sie überhaupt noch auf der Höhe? In Frankreich? Dort nennt man Schiller einen erbärmlichen Nach ahmer Shakspeares. I» Spanien? Ganz Spanien ist eine tragische Bühne, da müssen wohl die Breter fallen, „die die Welt bedeuten." Und i» Deutschland? Anfänge, Anfänge — „Bittschriften, nichts als Bittschriften!" Doch das englische