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Beiblatt znv Cilpost für Moden. ^6. Unter Verantwortlichkeit der Rcdaction der Eilpost. 1841. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den 21. Januar 1841. Es möchte den Leserinnen wohl nicht unwillkommen sein, wenn wir ihnen einige Worte über die großen Visiten bei Hofe sagen, welche in dieser Zeit sich mehr, als je, drängen und dießmal auch vorzugsweise glänzend gewesen sind. Die Zahl der Anwesenden war immer sehr bedeutend. Bei einem der Cercmonicnbcsuchc trug die Königin eine weiße Robe und einen Turban von derselben Farbe, der reich mit Edelsteinen verziert war. Die Prinzessin Clemcntine sah man gleichfalls in einer weißen Robe mit großen Aermeln, die an die Tracht des Mittelalters erinnerten; die Garnitur war außerordentlich reichhaltig. Ihr Diadem von Diamanten war auf dem hintern Theile des Hauptes befestigt. Die Herzogin von Nemours erschien in einem blauen Atlaskleide; auf beiden Seiten des selben waren Schleifen von Blumen und Bändern angebracht, welche von großen Diamanten - Agraffen festgehalten wurden. Dieser Anzug gefiel im Ganzen weniger, von bessern» Geschmack war eine Robe von einem bezaubernden Grau mit Aermeln von Spitzen unter kurzen Aermeln von Seide. Die Herzogin von Pl... trug ein einfaches Kleid von grünem Sammet, ohne irgend eine andere Auszeichnung, als eine Schnur von Dia manten, welche ihre Taille bezeichnete. Auf dem Chignon, das von ihren schönen blonden Haaren gebildet war und nach alter Sitte auf dem hintern Theil des Kopfes fcstsaß, waren alle Diamanten dieser Coiffure auf einen schwarzen Grund zusammengcdrängt. Eine andere Dame sah man in einem Kleide von weißem Mohr, ausgeputzt mit rosenfarbenem Mohr und Spitzen; auf jeder Seite befanden sich Atlasschlcifen; die Coiffure bestand in einer Krone von Edelsteinen. Von herr lichem Effect war ein Turban von weißer Gaze, mit Silber brodirt, welcher auf schwarzen Haaren ruhte. Auf beiden Seiten des Gesichts siel dieser Turban in langen Silberfranzcn herab. Das Kleid dazu war von blauem Atlas, auf den Seiten weiße Streifen von gleichem Stoffe, und auf diesen Schleifen wieder kleine Silberknoten. Der Kopfputz einer Frau von L.... war n la 6r«cgue mit goldenen Schleifen; über die Coiffure fiel ein Schleier von Tüll und Gold. Die Robe von Atlas, ebenfalls in griechischem Geschmack; die Taille um schlossen von einem Goldgürtel; in den Aermeln Spitzen von Gold. Man sieht aus den eben flüchtig angcdeuteten Anzügen, welches prächtige Fest die Mode bei dieser Gelegenheit feierte. Was die Trachten der Herren bei diesen Hosvisiten betrifft, so läßt sich nicht viel von Belang sagen; man sieht nur Uni formen oder Hofkleider. Die Gilets waren von der allergrößten Mannigfaltigkeit; die elegantesten von weißem Atlas, mit Gold oder Silber gestickt. Die Manschetten und die Jabots durchgängig Spitzen. Kurze Beinkleider wurden sehr wenig getragen; die meisten lang, von weißem Casimir, viele mit Goldstreifen an der Seite. Jetzt ist die Hauptpcriode der Vergnügungen, die nicht sobald endigen wird, und die Magazine sorgen für eine aus erlesene Toilette. Madame Penona, r>>« 8ai»t-?ierre- Montinartr« Nr. 5, ist hierbei mit Recht namhaft zu machen. So sahen wir bei ihr eine köstliche Tunika tariatan« mit ähnlichem Jupon, rings herum gestickt mit einem griechischen Muster, Gold und Ponccau. Die Acrmcl sind anmuthig dra- pirt und zurückgebundcn. Bei einem rvsenfarbenen Sammet- klcide waren die Aermcl n In Venviwnne und bei einer blauen von demselben Stoffe waren vier Reihen Spitzen angebracht, die sich von den Schultern bis zum Halse erstreckten, und mit dem Spitzenbesatz vorn über dem Leibchen sehr schön überein stimmten. Sehr häufig sieht man von Atlas oder Sammet Mäntel ä la l,oui« XIV., höchst geschmackvolle Bournouß, unter denen besonders die von blauem Cachemir, gefüttert mit weißem Atlas und reich mit Passements verziert, hervorzuheben sind, ferner Tüllschärpen, mit Gold oder Silber gestickt, die dazu bestimmt sind, Ball-Coiffuren zu bilden und bei Bällen und großen Festen über die Schultern geworfen zu werden; dann die herrlichen Morgen-Negliges, die reizenden Nacht- mützchcn — Alles dicß findet man in größter Auswahl bei Madame Penona. Nicht unerwähnt lassen dürfen wir die Venetianischen Bouquets von der Erfindung der Madame Lainnäe, rue lliclieliou Nr. 108, die sehr e» voxne sind und neben den Coiffuren von Goldfedern, den griechischen Kopfputzcn, den orientalischen Palmen u. s. w. ihr Recht geltend machen. Baudront hat für diesen Winter auch allerliebste kleine Hüte mit rundem Rand aufgebracht, die auf der Seite des Kopfes sitzen und mit kleinen wallenden Federn geschmückt find. Sie gleichen sehr den kleinen Hüten, welche am Hofe Ludwigs XIV. gebräuchlich waren. In Beziehung auf den Schnitt der Roben hat sich nicht viel verändert; nur die kleinen kurzen Aermel haben etwas mehr Umfang bekommen. Der Geschmack ä la l^oui» XIV. kommt, wie gesagt, recht bedeutend in Aufnahme; dicß gilt besonders auch von den Spitzen. In einigen Magazinen findet man Roben ganz von Spitzen, die man vorzüglich häufig zu Neujahrsgcschenken benutzt hat.