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A e U L L L e L o n. Aus welcher Sprache? In einem 1553 zu Stral sund gedruckten Buche kommt das Wort Povestdhome vor. Das soll nämlich Pabstthum heißen. ' Verschiedene Ohrfeigen. Markgraf Heinrich I. von Meißen gab einst dem — allerdings nicht bescheidenen — Bi schof,Benno einen derben Backenschlag. Der PrälLt starb einige Jahre später, rächte sich aber noch im Lode dafür, indem er dem Markgrafen so drohend im Traume erschien, daß dieser von dem Schrecke starb. Mehr Gewinn zog Ascanius, ein ziemlich mittelmäßiger Gelehrter Kopenhagens, von dergleichen Ohrfeigen. Er wußte, um nur die Aufmerksamkeit des Kö nigs Friedrich V. auf sich zu ziehen, sich gerade um die Stunde in den Schloßpark zu schleichen, wo letzterer gern un- belauscht zu seiner Geliebten ging. Den unberufenen Botaniker treffen, ihm eine kräftige Ohrfeige geben, war, wenngleich kein königliches, mindestens ein Werk weniger Secundcn. Doch alsbald bereute der gute Monarch diese Handlung und erthcilte sofort dem lautschluchzcndcn Schelm die beste Professur. Blücher'sche Antwort. Eine bezeichnende Anekdote von dem dcrbdcutschcn Neitcrgeneral erzählt Laube in seinen „französischen Lustschlössern." Nichts war dem siegreich in Paris eingezogcnen Blücher unerträglicher, als daß die neue Brücke nur pont äs lena hieß. Er wollte sie durchaus um- gctauft wissen. Die provisorische Regierung hatte gut vor stellen — zuletzt erhob sich Talleyrand und erklärte: „er würde sich lieber selbst auf der Brücke mit in die Luft sprengen lassen, als seine Einwilligung zu einer Veränderung ihres Namens geben." Sogar Kaiser Alexander bewunderte diese Hochherzigkeit; aber Blücher wichste sich ganz ruhig seinen Schnurrbart und ließ dem „französischen Federfuchser" rappor- tircn: „das wäre ihm so gerade recht!" „Geistreich" und „gute Idee;" diese beiden Aus drücke sind sehr gebräuchlich in Deutschland. Wenn man Je manden nicht genug loben kann, ihn als schön, gesellig, um gänglich, gebildet, gewandt, liebenswürdig u. s. w. darstellen will, setzt man den letzten Trumpf damit darauf: — „kurz, ein höchst geistreicher Mensch!" — Kann man im Gegentheile von etwas nicht gerade Schlechtem nichts besonders loben, so fertigt man cs mit dem Motto ab: ,/s ist eine gute Idee." Seltsamer Titel. Man hat mit Recht die Benennungen mancher Tänze von Strauß und Lanner und deren Nachah mern lächerlich gefunden. Die Franzosen aber treiben die Selt samkeiten vollends auf die Spitze. In Paris spielte n!an neulich auf einem Maskenbälle einen 6alop internal ,1» Ingement llernier (Höllengalopp des letzten Gerichts), der auch in der Thal eine wahre Höllenmusik sein soll. Das Orchester bestand aus 140 Musicis; die Trompeten hatten die Hauptstimmen. Die Taglioni liegt krank in Petersburg darnieder; da rüber sind die Pariser außer sich; doch trösten sie sich mit der Hoffnung, daß die Sylphide im Frühjahre zu ihnen kommen und zwei Monate in Paris verweilen werde, wie es heißt. Sie soll einen neuen entzückenden Tanz erfunden haben. Ein Veteran der französischen Armee, Namens Ligncras, der sich besonders bei Fontcnoy sehr tapfer be wiesen, starb vor Kurzem in Psrigord, in einem Alter von hundertsiebzehn Jahren. Er hinterläßt eine Wittwe von achtzig Jahren. Das Theater zu London, auf welchem schon, wie wir bereits berichtet, die Geschichte der Lafarge gespielt worden, gibt jetzt ein sehr beifällig (?) aufgenommenes Stück: „Eine Vision auf St. Helena." Der Director Batcs soll die Hauptfigur in Eostum und Haltung mit täuschender Illu sion darstcllen. Ein türkisches Sinngedicht. Der berühmte Dichter Nedfchoti aus Adrianopel (starb 1509) hat folgendes Epi gramm gemacht, das eines christlichen Dichters würdig wäre: Wenn der Ew'ge einst am großen Tage, Strenge Rechenschaft zu fordern, thront. Wird er mir verzeih'», wenn ich ihm sage! Herr, ich Hab' als Gast zwei kurze Tage Ln dem Hause deiner Welt gewohnt; Wird der Herr nun, der ihn freundlich ausgenommen. Seines Gastes Handlungen zu prüfen kommen? Der Tod eines Dichters. Vor Kurzem erschoß sich im St. Jamespark der junge englische Dichter George Ellis Inman. Er hatte vor mehren Jahren einen Band Gedichte herausgegcben, die ein sehr bedeutendes lyrisches Talent beur kunden ; da sie sehr musikalisch sind, so ist eine größere Anzahl von ihnen componirt worden und ins Volk gedrungen. Den Beweggrund zu der gewaltsamen That des unglücklichen Poeten kennt man nicht. Daß er für wahnsinnig ausgcgcben ward, ist natürlich; die Welt hat manchen Dichter schon wahnsinnig genannt. Das Glas Wasser« So heißt ein neues Lustspiel von Scribe,-das, wie wir schon früher berichtet, ungemeines Auf sehn erregt. Die witzigen pariser Journale sagen: Obgleich Scribe diesmal das Publikum nur mit einem Glas Wasser bcwirthe, so sei dasselbe doch wegen seiner vortrefflichen Zube reitung sehr erfrischend." — Was würde „die Wasserkur" von Töpfer unter des französischen Dichters Feder geworden sein! Julius Moscn's neuestes Trauerspiel: „dieBräute von Florenz," ist auf der Dresdner Bühne gegeben worden, hat aber keinen günstigen Eindruck gemacht. Die dramatischen Effecte, schreibt man uns, sind sehr absichtlich und nicht selten mehr verletzend, als erschütternd. Sächsisches Idiom. Nach der Aufführung des Mo- scn'schcn Trauerspiels: „die Bräute von Florenz" sagte ein Dresdner: „Wie, die Breite von Florenz ist gestern gegeben worden, wie ich höre? das ist wohl ein geographisches Stück?" — Solch' eine Wortvcrwechselung kann nur in Sachsen entstehen. Ernst und Humor, las ein witziger Kopf auf dem Titelblatt? eines mittelmäßigen Buches. „Wie ist das zu ver stehen?" sprach er; „soll ich den Humor im Ernst nehmen oder gar den Ernst humoristisch finden?" Acchtcr Dichtermnth oder — Dichterlannc. Wessel, der dänische Dichter — erzählt Steffens in seinem