Volltext Seite (XML)
Beiblatt zue Cilpost für Moden. ^Z. Unter Verantwortlichkeit der Redaktion der Eilpost. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den 14. Januar 1841. Eins unserer hübschesten und, wenn nicht brillantesten, doch ansprechendsten Magazine, an denen Paris so reich, ist un streitig das auf dem Boulevard Nr. 5 gelegene. Es führt den Namen des talcnt- und geschmackvollen Fräulein Lenox in and. In dem Salon dieser Dame, wo die Mode mit ihren verführerischen Reizen unsere Lugen blendet, findet man alle Neuigkeiten der Toilette in der reichsten Auswahl. Die Morgentoilette, wie die des Abends, das Neglige, wie der vollständig geordnete Putz, bilden hier neben einander und mit einander das köstlichste Ensemble. Man frage nach einem Bournouß oder nach einer Pcliffc, oder nach einer Hausrobc, oder nach einer Balltunika, — Fräulein Lenormand legt gewiß jedem Verlangenden das Geschmackvollste vor. Gehen wir jetzt auf das Einzelne ein, so haben wir z. B. folgende Toilette rühmend hcrvorzuhcbcn: Eine Robe ü troi» jupon von Tüll, mit kleinen Gold- - ^bouguets besäet, scheint sehr beliebt zu werden. Ganz neu bei dieser Tracht ist der Gürtel, welcher durch eine mit dem Kleide übereinstimmende Schärpe gebildet wird, die, zweimal um die Taille geschlungen, vorn über das Leibchen leicht und anmuthig herabwallt. Als Kopfputz gesellt sich dazu ein Tur ban von Sammet, ebenfalls mit Gold verziert, welches auf höchst reizende Weise zwischen den Falten schimmert. Ein anderes Kleid ist einfacher, aber deshalb nicht minder graeiös, von Gaze mit Blumen durchwirkt; doch diese Röschen sind wunderbar angebracht auf diesen durchsichtigen und leichten Bouillons, die sich um den untern Theil des Leibes herum- schlistgcn, und die Satinschürze, mit Plüche gefüttert, paßt so gut zu dem ganzen lieblichen Putz, als man nur wünschen kann. Dasselbe Lob darf man über die Corscts der Madame Clemanyon, rus -lu kort-Hlalion Nr. 8, aussprechen; die, um ein kühnes Bild zu gebrauchen, für die Toilette das sind, was der Geist für den Styl ist, und die sogleich eine ächt elegante Dame erkennen lassen. Die Neujahrbesuche, besonders auch die bei Hofe, haben den herrlichen Stoffen aus dem Magazin Delisle, welches wir schon oft erwähnt haben, Gelegenheit gegeben, sich in aller ihrer Schönheit und Neuheit zu zeigen. Vorzugsweise gefielen allgemein die verschiedenen Renaissance - Satinstoffc, sowie die brocarts kompailour, welche inmitten der vielen Roben von Satin uni glänzten. Diese letzter» waren mit nichts, als mit Spitzen und Blumen geziert. Bei all' den kostbaren Zeugen aus dem Hause Delisle, bewundert man übrigens die prachtvollen Dessins, welche man nur bei De lisle findet und die deshalb auch so gesucht sind. Hier kaust man auch meist die entzückenden Eachemires, welche für die feine Welt ein allgemeiner Luxusartikel geworden sind. Die Shawls in französischem, in türkischem Blau, in Azur-Blau, und wie die mannigfaltigen Arten Blau heißen mögen, sind die modernsten. In jetziger Zeit einen Eachemirshawl zu be sitzen, ist fast so nothwendig, als von den übrigen orienta lischen Angelegenheiten reden zu können, sei es auch nur vom Barte Mchemed Ali's oder von Blatternarben Abdul-Med- schids oder von Soliman's Geschicklichkeit im Reiten u. s. w. Doch lassen wir die Politik bei Seite. Die Coiffuren, welche Madame Lejay, ras Ikiollslien Nr. 71, für die Soireen der vornehmen Welt zusammenge setzt hat, sind bemerkcnswcrth durch die glückliche Anordnung des Sammet, dieses Stoffes, welcher jetzt eine wahre Tyran nei auf alle Toiletten ausübt. Eine Toque en rvrills ll'or ist mit einer Draperie von ponccaurothem Sammet umwun den, um die sich wieder ein Goldstrcif schlingt, der auf bei den Seiten in langen Goldbüscheln herabfällt. Dazu trägt man gewöhnlich eine Sammetrobe mit weißen Hefteln und mit Besatz von ähnlicher Nuance. Noch eine andere Coiffure verdanken wir dem Talente der Madame Lejay, ebenfalls ein Sammetputz, den man AgnesSorel getauft hat. Diese allerliebste Coiffure ist niedrig und zieht sich von dem ober» Theil des Kopfes auf beiden Seiten bis zum Halse hernieder. Weiße Perlen zieren das Ganze, und ein Marabout, der auf der Seite höchst anmuthig angebracht ist, vollendet die pikant phantastische Hauptbedeckung. Auch die mit dem Namen Creole, von der Erfindung der Madame Dasse, r»s lii- clieliou Nr. 38, scheint für diesen Winter sehr in Aufnahme kommen zu wollen. Die herrlichste Art derselben dünkt mir die von blauer Gaze, mit Silber gestickt, wie auch von orange farbener Gaze mit kleinen Broderien in schwarzer Seide. Nicht unerwähnt dürfen wir die Linnen bei Mad. Payan, rus Vivienns Nr. 15, lassen, chie den Luxus der Toilette be deutend erhöhen. Nichts ist änmuthigcr, als diese Garnituren für Abendroben, und die Manchetten von brodirtcm Moussc- lin, die sowohl in Form als Dessins höchst reizend sind. Hier sahen wir auch Roben mit Broderien, welche mit Spitzen untermischt und mit Bandschleifen zusammcngehalten waren. Madame Payan hat auch eine ungeheure Menge der ver schiedensten Chemisetten, Canczouts, Krausen u. s. w. u. s. w. Besonders schön sind ihre Schärpen mit Spitzenbesatz oder auch mit weiß- und rosafarbenen Mouffelinfranzcn.