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650 Veranlassung geben, zumal da sie, verschiedenen Geschlechtes, als Repräsentanten des männlichen und weiblichen Spiels angesehn werden konnten. Das schöne Maaß, die Sauberkeit und Zartheit, der es zugleich nicht an Kraft und Charakter mangelt, im Vortrage der Frau Schumann (gebsrne Wieck) auf der einen Seite, und der dämonische Sturm, die rasende Fertigkeit Lißts, des in seinem Lonstrudel alle Hörer fort- reißenden, alle Kritik entwaffnenden Wundermanns, auf der andern Seite—kann man mehr verlangen? Das „Heramcron" Lißts spielten beide zusammen. Außerdem gab Herr Robert Schumann, dessen erste Symphonie im vorigen Winter Aufsehn erregte, unter Anderm eine zweite in diesem Concerte, welche nicht minder den acht dichterischen Geist des Compo- nisten bekundete. Witterung für das Jahr 1842. Nach den Regeln der von Hcrschel entdeckten und bekannt gemachten Wahr- scheinlichkeitsbcrechnung, ergeben sich folgende Resultate für die Witterung in nächsten Jahre. Der Januar ist beinahe durchgängig schön; gegen Ende tritt Regen und Schnee ein, die bis Anfang des Februar fortdauern und nach einer Unter brechung von 8 Lagen, die kalk und windig sein werden, bis in den März hinüberreichen, der viel Schnee und Sturm bringt, jedoch mit schönem und mildem Wetter schließt. Der April beginnt ebenfalls schön und mild, doch dauert dieß nur wenige Lage, dann kommt achtes Aprilwetter, welches bis zu Ende des Monats mit schöner Witterung wechselt. Der holde Mai wird den Poeten wenig Veranlassung geben zu Frühlingsliedern; er hat kaum einen guten Tag und bringt viel Regen; desto zuverlässiger, die ersten acht Lage ausge nommen, ist der Juni, der ausgezeichnet schön ist. Der Juli dagegen wechselt von acht Lagen zu acht Tagen mit regne- richtcr und schöner Witterung. Der August wird, seiner Na tur untreu, nicht allein nicht heiß, sondern sogar fast immer kalt und regenvoll sein. Erst im September klärt sich der Himmel wieder auf und gewährt einen beinahe vollkommen schönen Monat. Der October dagegen, der schön anfängt, bringt sehr bald abscheuliches Wetter, das bis zum Schluffe des Jahres ziemlich consequent aushält; Regen, Wind und Schnee lassen in ihrer Fülle schönes Wetter nicht mehr recht auf- kommev; das letztere ist nur für acht Tage im November und acht Lage im Dcccmbcr zu erwarten. — Ist die Hcr- schel'sche Angabe richtig, so dürfen wir also für das Jahr 1842 in Beziehung auf das Wetter nicht viel hoffen; vielleicht entschädigt es uns auf andere Weise. Gute Abfertigung. Wie die geniale Tänzerin Laglioni in den meisten Städten, wo sic austrat, mit oft sehr un sinnigen Beweisen des Enthusiasmus belästigt ward, so auch vor Kurzem in Stockholm, wo man ibr die Pferde ausspanntc und den Wagen nach ihrem Hotel zog. Ein junger Schwär mer hatte sich bei dieser Gelegenheit den Arm verrenkt und begab sich am andern Morgen zu einem bedeutenden Arzt. Dieser, nachdem er die Ursache der Verletzung erfahren, zuckte jedoch mit den Achseln und sagte höflich : „Sie sind fchlge- gangen, mein Herr — ich bin kein Lhierarzt." 8s non s vero, s den trovato. Der kahlköpfige Tell. Neulich ereignete sich auf dem Brüsseler Theater bei der Vorstellung des „Wilhelm Tell" ein sehr komischer Fall. In der Apfelsccne nämlich verlor der Schauspieler, als er eben in höchster Erregung die Arm brust zu dem verhängnisvollen Schüße anlcgcn wollte — die Pcrrücke. Man denke sich, in welches schallende Gelächter die Zuschauer ausbrachen; dasselbe wurde noch gesteigert, als Jemand aus dem Gefolge Gcßlcrs die Pcrrücke aufnahm und mit einem Blick auf Tell versteckte. Demungeachtet wurde der Act und das ganze Stück zu Ende gespielt. Die am höchsten gelegene Wohnung auf der be kannten Erde ist eine Meierei am Chimborasso, welche 13,500 Fuß hoch über dem Meere liegt. Ein bewundernswürdiges Publikum. Der spa nische Dichter Breton de los Herrcros hatte unlängst einen Erfolg mit seinem neuen Drama: „La Marcela", wie er wohl nur in Spanien Vorkommen kann. Das Stück gefiel so sehr, daß das Publikum es auf der Stelle zum zweiten Male verlangte; cs ward sofort von Anfang bis zum Ende wiederholt, und das Stück ist volle fünf Acte lang! — Ob das.einem Dichter in Deutschland begegnen könntet Ein Autor als Mörder. Die Verhältnisse zwischen Schriftstellern und Verlegern in Amerika scheinen nicht eben die friedlichsten zu sein. In New-Park ist der Buchhändler Adams von dem dortigen Schriftsteller Colt, an welchen er eine Forderung von 200 Dollars hatte, auf gräßliche Weise ermordet worden, indem dieser ihn zuerst erdrosselte, sodann aber seine Leiche in Stücke zerhieb. Durch einen über des Autors Wohnung hausenden Schrcibmeistcr, welcher den Lärm der Unthat dumpf vernahm, kam diese fast unmittelbar nach ihrem Vollzüge an den Tag. Colt hatte die Stücke des Leich nams in eine Kiste gepackt und mit ätzenden Substanzen be streut, auf ein Schiff laden lassen, auf welchem sich das cor- pus clelicti noch vorfand. Interessante Vergleichung. In dem „sächsischen Volkskalender" findet sich die nachstehende interessante Ver gleichung. Das Königreich Sachsen zählt 143 Städte und 3270 Dörfer und Flecken. Schiebt man alle diese auf einen Platz zusammen und stopft die Bewohner hinein, so hat man London. Geht man von Dresden nach Freiberg, 4 Meilen weit, so hat man London der Länge nach durchwandert. Um sich die Namen der 1400 Straßen zu merken, brauchte man das Gedächtnis eines Mithridates; die Stelle desselben vertritt ein dickes Wörterbuch. Läßt man die ganze, aus 12,OM M. bestehende sächsische Armee an sich vorüber marschircn, so hat man erst die — Nachtwächter von London gesehen, die also eine kleine Armee bilden. London soll 300,000 Häuser haben, die Schornsteine dürften sich leicht auf eine Million belaufen, die zu ihrer Reinigung ein ganzes Regiment von 1800 bis 2000 Schornsteinfegern erfordern. Stellte man die anderthalb Millionen Einwohner Londons einzeln neben einander, so würde eine 621/4 Meilen lange Reihe gebildet werden, eine Reihe, welche die größte Länge Sachsens zweimal mißt. Sollten die Londoner jemals gezwungen werden, ihre Stadt zu verlassen, so würde