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Beiblatt zur Eilpost für Moden. ^51. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. 1841 Neuestes Bülletin der Moden. Paris, den 2. December 1811. Je näher der Winter rückt, destomehr kommen natürlich die Cachemires an die Tagesordnung; die herrlichsten Producte Indiens sind in unfern berühmtesten Magazinen, bei Brousse, Rosset, Delislc, Gagelin u.s.w., bereits angekommcn, und zwar in solcher Menge, daß man kaum begreift, wie sie verbraucht werden kann. Doch so viel es jetzt in Paris Cachc- mires giebt, so viel giebt es auch Damen, die Geld haben und sich dem Luxus der Mode ungenirt überlassen können. Dazu kommen die zahlreichen Vermählungen, welche die schönsten Shawls consumircn, denn was wäre das für ein Bräutigam, der seiner Braut nicht wenigstens einen Cachemire zum Ge schenk macht, um den die Holde beneidet werden kann l Da durch, daß die Muster zu den Shawls, welche in Indien ver fertigt werden, in Paris angegeben werden, erhalten sie einen um so größern Werth. Als etwas ganz Vorzügliches von den Neuigkeiten gelten die langen Shawls von tiefblauer Farbe, welche nur noch im Besitze der distinguirtcstcn Damen sind. Von andern Gegenständen haben wir zu bewundern die köstlichen Bournouß von geschlagenem Sammet, die Schärpen mit Bordüren en reliek, die von gerissenem Sammet; ferner die Pelissen und Collets von Atlas, Sammet, Cachemire, deren Schnitt stets dem Hause Gagelin Ehre macht. Außer dem müssen wir die herrlichen Stoffe empfehlen, welche jetzt bei der Annäherung der Bälle die elegante Welt beschäftigen, und die schönen Gewebe für Promenaden-, Visiten- und Neglige-Roben, z. B. die cotelirtcn Tücher, die sogenannten slpsgLs marguiso, die schottischen Cachemires, das königliche Tuch, die hübschen seidenen Pekins, u. s. w. Für Prome naden- und Abend-Roben sind die verschiedensten Sammet- Novitäten zu empfehlen, als da sind: der Mousselinc-Sammet, die antiken Mvhrs; dann die Lcvantines, die Atlasse, die Bro- karts, die reichen Pekins, die moirirtcn Creps, die mvussolines sLriennes und viele andere. Eben so wenig, wie die Diamanten und die Cachemires, verliert das Pelzwerk sein Ansehn bei der vornehmen Welt. Sein Genre ist den Gesetzen der Mode unterworfen, und kein Haus bietet dieses in größerer Mannigfaltigkeit, als Aupetre, rue 8t. llonorö Nr. 261. Der Hermelin, der Aibelin, der Kolinsky führt die Oberherrschaft über alle Arten von Mar- dre, welche demungcachtet gleichsam das Fundament jeder Pclz- toilcttc ausmachcn. Demoiselle Lenormand, Loulerart <Ies OnpueineZ Nr. 5, hat neulich mehre Pelissen von perlgrauem oder zartblauem Atlas ganz mit Hermelin füttern lassen. Diese Toilette war wahrhaft entzückend, freilich aber sehr thcuer. Uebrigens findet man bei der genannten Künstlerin die reichste Auswahl von Mänteln, Pelissen und Bournouß, Ball- und Ausgche-Roben, Phantasicshawls und Allem, was die Mode bietet. Delisle macht köstliche Vorbereitungen für den Abend gesellschafts-Putz. Neben ihren Atlaspaffementerien, welche alle Broderien auf Atlas en roliok übertreffen, hat sie jetzt die herrlichsten Materialien für Turbans, Schärpen, Garnituren zu Roben. Die Muster, die nach türkischen und arabischen Modells genommen sind, in Gold oder Seide ausgeführt, ponceaufarben oder tiefblau, werden die herrlichsten Coiffuren zu Creproben bilden.,— Ueber die Hüte läßt sich noch nicht viel sagen; doch hat Madame Lejay, rue liickelisu Nr. 38, in diesem Artikel manches Neue von ihrer Erfindung. Sehr hübsch sind ihre Capots von Sammet oder Atlas mit Band und Blumen von der Farbe des Stoffs; dann ihre Hüte für Abendgesellschaften und Visiten mit herrlichen Federverzierungen, ferner Coiffuren und kleine Häubchen für's Schauspiel, welche höchst änmuthig zu Gesicht kleiden. Die Form der Hüte geht etwas mehr nach vorn, besonders für die von Sammet; hin ten sitzen sie ziemlich hoch. Die Capots von Sammet mit einer einzigen großen Feder, welche nachlässig an der Seite hängt, werden sehr häufig getragen; eben so die von gelbem und weißem Sammet mit Schleifen und weißen Federn. Markt des Lebens. Dorrath von Heiligenbildern. Dieser ist in reichen Häusern der sich zur griechisch-russischen Kirche Bekennenden außerordentlich groß; in jeder Vorrathskammer eines solchen Hauses findet man eine Menge der verschiedensten Art auf- bcwahrt und wenigstens immer eine große Kiste voll mit Oel- gemälden, mit Porcellangcmälden, mit Metallkreuzchcn, die man gelegentlich hier und da cinkaufte oder geschenkt bekam, mit von Brillanten glänzenden Amuletten, die man ererbte, mit kleinen goldenen Käpselchen, in welche die Priester Knochen stückchen eines heiligen Märtyrers cinsiegeltcn. Dieß alles be wahrt man für den Hausgebrauch, zu Geschenken an die Be dienten und Kammerfrauen, zum Ersetzen abgängiger Bilder, für die Reise, zum Meubliren eines neuen Hauses, zu Prä senten an Kirchen, die man auf seinen Gütern baute, um die Heranwachsenden Kinder damit zu versehen, von denen ein ! ?! >8 s >