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Beiblatt zur Gilpost für Moden. Unter Verantwortlichkeit der Redaktion der Eilpost. Neuestes Bülletin der Moden. Paris, den 28. November 1841. Der Luxus der Eleganz macht hier immer größere Fort schritte; was gestern noch als das Höchste erschien, ist morgen schon überbotcn. Erstaunen Sie, schöne Leserinnen, neulich hat Delisle Cachemires, die mehr als dreimal so groß, als die gewöhnlichen sind, bereiten lassen, und schnell waren die ersten Stücke vergriffen. Errathen Sie, wozu die eleganten Damen, welche sie kauften, dieselben benutzten? Sie ließen — Betttücher davon machen. Ist das nicht ein Sybaritismus, ganz würdig der weiland schönen und vornehmen Frauen von Groß-Griechenland? Doch diese Betttücher werden noch ein mal herrliche Roben und Mäntel abgeben, denn der Cachcmire hat, nebst dem Foulard, die merkwürdige Eigenschaft, durch den Gebrauch nicht verdorben zu werden und durchaus keine Brüche zu bekommen. Das Magazin Delisle ist mehr als je in Schwung. Jetzt ist die Zeit der Schärpen und der Pe- liffen, und an diesem Genre ist der Salon außerordentlich reich. Am beliebtesten sind die Missen von Sammet, Atlas und Mohr. Für die Morgentoilette trägt man viel Mäntel von Flanell. Bei dem Sammet ist die Passementcrie ein un umgänglicher Schmuck. Bei den Ausgebc-Roben, wie bei den Mänteln und Pclissen, sieht man diese Garnitur allgemein, herrliche Torsaden, Brandenbourgs, Schnurenbesatz u. s. w. Die kleinen Gesellschafts-Häubchen gehen sehr nach dem Ohr zurück; dieß giebt der Dame, welche eins trägt, falls sie nicht noch jung genug ist, ein jugendlicheres Ansehn. Indessen sind die Spitzen und Verzierungen, welche den Hals bedecken, noch immer zugelassen. Beide Arten von Häubchen halten sich an Eleganz die Waage. Jede Dame wähle daher nach ihrer Individualität. — Die großen ganz schwarzen Sammctpclcri- nen theilen ihr Ansehn mit den Schärpen. Jene, wie diese werden von den elegantesten Damen gleich gern getragen, und zwar nicht blos von den Pariserinnen, sondern auch von den Schönen jenseit des Kanals. Die Schärpen machen sich aller liebst zu den kleinen sogenannten coiifuro» maüvno. Die Pekins benutzt man meistens zum Negligöputz. Bei Gagelin, ru« Kivdslieu Nr. 93, findet man tausenderlei verschiedene Arten. Das Pelzwerk kommt langsam, aber cs kommt. Bei der ersten Kälte wird man gleichzeitig alle Pclz- arten sehen. Dann kann man auch mit Bestimmtheit auf Pelerinen von Hermelin, von Marder, Zobel u. s. w. rechnen. Was das Linnenzeug betrifft, so wird der Gebrauch des chinesischen Battistes immer allgemeiner; doch freilich macht ihn die Schwierigkeit, sich ihn zu verschaffen, immer nur bei den höher» Ständen allgemein. Er gehört zu den ersten Luxusartikeln der vornehmen Welt. Bei den Herrenmoden herrscht in diesem Jahre die Tendenz des altfranzösischen Schnittes, nämlich weite lose Schöße, die beinahe eine Fortsetzung der Revers auf der Brust zu nennen sind. Während des Sommers hatte man diesen Schnitt ohne Restriktion angenommen; so eilte man in vollem Lauf gegen die Mode des achtzehnten Jahrhunderts los; der elegante Cavalier muß sich in den Geist der Zeit und in die Vorschriften seines Schneiders begeben. In Deutschland weiß man gar nicht, welche Macht ein Schneider besitzen kann. Herr Robin hier, rus 8t. Narob'e^üeau Nr. 21, befolgt das oder jene System und alle Welt folgt ihm nach. Seine neuesten Kleider haben niedrigen Kragen, glatte und halbweite Revers und immer noch sehr breite Schöße. Zu Westen trägt man am liebsten Eachemire und zwar mit zwei Reihen Knöpft. Bei den Pantalons hat sich auch nichts geändert, nur daß man die dunklen Farben den Hellern vorzieht. Eine andere Neuigkeit Robin' s ist der sogenannte Sack-Paletot, der ungeheuer weit ist und den man bequem über der Ballkleidung trägt, ohne sie zu zerdrücken; eine Art von Pelerine fällt über die Schultern. Man kann dieselbe auch als Capuchon gebrauchen, der sogar den Hut bedeckt. Markt des Lebens. Pcrsonenfrcquen; auf den Londoner Eisenbah nen. Die Bahnhöfe der verschiedenen von London nach allen Richtungen auszweigenden Routen befinden sich an den äußer sten Enden der Stadt; der nach dem Süden an derVaurhall- brücke, der nach dem Norden in Eustonsquare, der nach dem Westen in Paddington, jener nach dem Osten bei Holyway, der nach Greenwich an der Londonbrücke. Da schon täglich über 240,000 Personen von den verschiedenen Bahnhöfen be fördert werden, oder daselbst ankommen, so kann man leicht berechnen, welche Vermehrung der Communicationsmittel innerhalb der Stadt dieses Ab- und Zuwogen so großer Menschenmassen aus allen Theilen der Ungeheuern Metropole fordert. Dreitausend Omnibus und eine Menge kleiner Dampfschiffe sind, jene in London, diese auf der Themse, an verschiedenen Punkten stationirt, blos um den Dienst der Bahnhöfe zu besorgen. Die Concurrenz. hat die Fahr-