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Beiblatt zuv Gilpost für Moden. E-^49. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. 1841. Neuestes Bülletin der Moden. Paris, den 19. November 1841. Ohne Zweifel haben unsere Leserinnen öfter im Theater jene niedlichen Pagen mit ihren kurzen Sammctmänteln, mit Gold gestickt, anmuthig von den Schultern herabfallend, ge sehen und sind gewiß dabei an die liebenswürdigen Kämpfer bei den alten Liebeshöfen erinnert worden. Wohlan, Sie können jetzt die ritterlich graciöse Tracht bei unfern Damen Wiedersehen; unser Zeitalter des Geschmacks und der Eleganz wiederholt in Beziehung auf die Mode alles Schöne früherer Jahrhunderte. Treten Sie in die Salons von d'Hermcl und Alexandrine ein, kroulevsrt <Ies Italiens, und Sic können mitten unter hundert Novitäten, nebenher einfachen Pelisse, welche man bei Morgenpromenaden braucht, oder dem brodirten Eachemire-Bournouß, welcher die Visitcnroben ziert, auch jene kleinen Pagcnmäntel erblicken, denen man aber den Namen: spanische Mäntel, gegeben hat. Wahrlich, es läßt sich auf den ersten Blick nicht mehr zweifeln, wie an muthig solch' ein Mäntelchen die übrige Toilette schmückt. Im Theater ist dieses Costum übrigens am zweckmäßigsten, da es, nicht länger als eine etwas lange Pelerine, nicht beim Nieder sitzen sich aufbauscht und unbequeme Falten wirst. Das kleine Sollet oben ist carrirt, zurückgeschlagen, durch eine Schnur festgehalten. Der Schnitt ist der einer ungeheuren Pelerstie von Schleifen, in Falten herabfallend, so daß Arme und Brust bedeckt sind, ohne daß die Robe dabei in Unordnung gebracht wird. Diese Mäntelchen hat man in grcnatfarbenem Sammet, mit weißem Atlas gefüttert, und ganz umgeben mit reicher Schnürenstickcrei, in veilchenblauem Sammet, mit Hermelin gefüttert; in blaßblauer Seide, mit weißem Pluche gefüttert, ringsherum gestickt mit weißen und blauen Schnüren. Außer den spanischen Mänteln sind die Pelissen nicht weniger hübsch. Die von schwarzem oder violettem Sammet mit Kragen und Revers von Schnürenstickcrei, mit Atlas von der nämlichen Farbe gefüttert, sind von gediegener Eleganz ohne Prunk. Die einfacheren sind von Seide oder Levantinc, mit Schleifen und einer Pelerine von Sammet in derselben Farbe. Bei dieser Gelegenheit sah ich auch herrliche Schlafröcke von Eachemire, die wahrhaft entzückend sind. Die Schärpen von Eachemire, in Seide und Gold gestickt, gehören zu dem Elegantesten, was man haben kann. Oft be gegnet man hübschen Pelerinen von schwarzem Sammet, die eben so groß sind, als die Mantelpelerinen, gefüttert mit blauem oder violettem Seidenstoffe und am Hals mit einer Schnur befestigt, die an einem kleinen carrirten Hals sich an schließt. Bisweilen sind sie auch vorn mit Brandenbourgs ge schloffen. Diese Pelerinen trägt man über einer Robe von Atlas oder Pekin. Die Leibchen sind immer noch von an ständiger Länge; die Aermel glatt. Um einen Begriff von der höchsten Eleganz der Roben zu bekommen, die für diese Saison schon in Gebrauch kommen, muß man in die Ateliers der Madame Mosnicr, ru« ä'Autin Nr. 20, gehen. Her vorzuheben sind: Eine Robe von Luisen-blauem Atlas, vorn mit Revers von Sammet besetzt im Geschmack des Mittelalters, d. h. in dem Styl der Corsets der Königin Bertha; eine Robe von orientalischem Atlas, garnirt auf jeder Seite mit einer Reihe Schleifen, die eine V bilden, mit Behänge an den En den; ferner: eine Robe von schwarzem Atlas, garnirt mit zwei ungeheuren Volants von Goldspitzen, die beinahe bis zur Höhe der Jupe emporsteigen; das Corset ganz glatt, garnirt mit einer doppelten ebenfalls beinahe glatten Spitze. Dann sah man auch mehre Sammetroben, welche nicht garnirt waren, weil man Sammetrobcn überhaupt nicht garnirt, es sei denn mit reichen Spitzen; und dazu ist es noch Zeit, wenn sie schon etwas getragen sind. Eine Robe darunter zeichnete sich durch ihre bengalische Rosen-Farbe aus. Für kleine Soireen nimmt man eine Robe von grauem glacirten Taffetas mit einer Unter-Jupe von rosenfarbenem Taffetas. Die Ueberröcke für den Morgenanzug sind mit kleinen Sammetstreifen garnirt und haben Crystallknöpfe, die man in jeder Farbe nehmen kann. Markt des Lebens. Die Eisenbahnbrücke. Es war eine des Zeitalters würdige Idee — lesen wir in Meycr's Universum — ei» Rie- sengedanke war es, eine Eisenbahn zu bauen, welche, von An fang bis zu Ende, thurmhoch über einen großen Theil von London hinwegführt. Der ganze Trakl ruht auf einem Via- duct von etwa tausend Bögen, zwischen denen zum Theil schon wieder Wohnungen eingebaut sind. Mehrere Hundert Häuser mußten angekauft und niedergerissen werden, um den Bahnraum zu erhalten. Der Bau begann im Frühjahre 1834; er kam binnen drei Jahren zu Stande. Die Frequenz ist ungeheuer; zuweilen fahren an einem Tage 40,OM Personen. Höchst cigenthümiich ist die Lust, an solchen Lagen, in Ge sellschaft vieler Tausende über das Häusergewühl der Liefe hin dem Lieblingsziele der Eockney's zuzufliegen, den immer grünen