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Beiblatt zur Eilpost für Moden. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. 1841. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den 12. November 1841. In der neuesten Zeit sind die kleinen sogenannten religiösen Häubchen von Madame Seguin, r»« klsuve-üe8-?etits- Okamps Nr. 60, außerordentlich in Aufnahme gekommen. Biele hübsche Frauen haben schon diese Spitzencoiffüre ange nommen, und viele, die sich hübsch machen wollen, folgen dem Beispiele jener. Bon der Erfindung der Madame Seguin ist auch ein allerliebster Kopfputz, der die Mitte zwischen Haube und dem, in einem meiner früher» Berichte erwähnten, Rand hält, wodurch er sich besonders gut zum Gebrauch im Schau spiel und bei kleinen Soireen eignet. Ausnehmend gefallen hat mir eine Capote in schwarzem Atlasband mit schwarzen Spitzen, und geschmückt mit einer schwarzen Feder und mit rosenfarbenen Marabouts. Im Innern des Capots war nur eine kleine Rose angebracht. Im Allgemeinen sieht man viel Capots von schwarzem oder violettem Sammet, nur mit einer einzigen großen Feder geschmückt, die auf die Seite niedergc- bogen ist. Diese Art von Lage der Feder hat etwas Neglige artiges, das sich auch bei den Ausgehhüten sehr gut macht. Sehr zu empfehlen sind die Turbans von Sammet oder Cache- mire, welche unsere liebenswürdige Iuliettc, rue <Iu irau- donrx 8t. Ilonorü Nr. 14, erfunden hat; ferner die aller liebsten Coiffuren mit SpitzenbLrten und rosenfarbenem Blät terschmuck. Im Innern der Hüte sieht man in der Regel mehr Bandvcrzierungen als Blumen, oben auf den Hüten aber haben wieder die Federn den Vorrang vor den Blumen. Jene stehen jetzt in großem Ansehn und sind in reicher Auswahl bei Fauconnier, rue 8t. Honorä Nr. 334, zu finden, der ihnen auch in England große Ausbreitung zu verschaffen ge wußt. Seine Marabouts von Gold oder Silber, seine Federn, seine Zweige, seine Federbouqucts für den Kopfputz sind sehr gesucht. Jede Dame, die jetzt in das Magazin Delon, rus kii- vdelieu Nr. 102, eintritt, verläßt es nicht wieder, ohne wenig stens drei neue Roben mitzubringcn, weil unter den herrlichen Stoffen, die sie dort bewundert, mindestens drei so lockend sind, daß sie sich von ihnen nicht losreißen kann. In der Lhat ist nichts schöner, als die Atlaße, die Sammete und die Pekins, welche sich durch die mannigfaltigste Verschiedenheit und Ele ganz auszcichnen. Dann die gemusterten Brocarts, die Atlaße mit Blumen, die glacirten und brochirten Levantines, die Gros de Tours, Pompadour, die orientalischen Sammete mit Reflex u. s. w., Alles dieß kann nicht eleganter gedacht werden. Allgemein entzücken die kleinen sogenannten Sevigns-Mäntelchen, welche man besonders über Ballkleider zu tragen pflegt. Der Luxus, den man heutzutage mit den Taschentüchern treibt, hat den höchsten Grad erreicht. Folgende Uebersicht mag Ihnen einen Begriff davon geben. Chapron verkauft: Taschentücher von Attanas-Batist, mit Pariser Broderie, zu 80 bis 600 Franken; Taschentücher in Gold und Silber ge stickt, Sylphiden, Herzogin-, Marquisen-Taschentücher u. s. w., Batisttaschentücher für Herrn von 1 bis 25 Franken; dahin gegen die theuersten Damen-Taschentücher sich bis auf tausend Franken belaufen. Was die Herrenmoden betrifft, so ist mit dem Paletot eine große Beränderung eingetreten; er ist durchaus nicht mehr so disgraeiös und plump, wie bisher, sondern er ist zum Sürtout geworden, der nur noch den Namen eines Paletot führt. Bei seiner neuen Form hat man nicht mehr nöthig, ihn im Borzimmer abzulegen, sondern es ist erlaubt, ihn im Gesellschaftszimmer anzubehalten. Der Schnitt des Leibs ist sehr weit und drapirt sich in eleganten Falten; ein Zug ist angebracht, mit dem man beliebig die Taille mehr oder min der hervorheben kann. Auch die Beinkleider sind anders ge worden, besonders was den Schnitt am Fuß betrifft; sie sind übrigens ziemlich weit, ohne jedoch Falten zu werfen. Markt des Lebens. Spanischer Stolz. Bor Kurzem ward in Madrid zum ersten Male ein Drama von Alexander Dumas gegeben. Nach Beendigung der Borstellung rief daß Publikum enthusiastisch nach dem Uebersetzer. Der erste Aikade, welcher zugegen war, befahl dem Director sogleich, den Namen des Hervorgerufenen zu nennen. Jener entgegnete, daß dieß ihm unmöglich sei, er kenne den Uebersetzer nicht. Da verurtheilte der Alkade den Direktor zu der Strafe von 200 Realen. Dieser läuft nun zum Uebersetzer und beredet ihn endlich, sich dem Publikum zu zeigen. Es geschieht, und der stolze spanische Literat richtet folgende Worte an die Versammelten: er glaube nicht, daß es edel sei, wenn her Uebersetzer sich mit den Lorbeern schmücken wollte, die dem großen französischen Dichter allein gebühren, und daß dieß seinem Charakter widerstrebe; doch sei er er schienen, um dem Willen des Publikums nachzugeben und den Director von einer Verlegenheit zu befreien; nach seiner Mei nung sei aber das Opfer, welches er hiermit bringe, gegen die