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Beiblatt zue Cilpost für Moden. 47. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. L84I. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den 5. November 1841. Glück auf zur Wintcrsaison, von deren glänzenden Soireen, Bällen, Concerten und, was die Hauptsache ist, von deren brillanten Toiletten ich nun bald Gelegenheit bekommen werde, in meinen Bulletins zu reden. Während die Vorbereitungen zu diesen Vergnügungen bereits getroffen werden, hören Sie Einiges über die nächste Gegenwart. Der Sucres der Pelerine ist nicht mehr zweifelhaft und ihre Wiederaufnahme hat sich schnell die allgemeine Gunst zu verschaffen gewußt. Ueberall sieht man wieder Pelerinen von schwarzen Spitzen, von weißen Spitzen, von brodirtem Moussclin, runde Pelerinen in der alten Art, welche man besonders bei Lachen itt, rue k!i- ebelien Nr. 104, in ausgezeichneter Auswahl finden kann. Im klebrigen ist zu unserm großen Bedauern cingetroffcn, was wir von diesem Lhcile der Toilette vorhergesehcn haben. Die Pelerine ist leider zu so unverhältnißmäßigen Proportionen ge langt, die alle Eleganz und alle Grazie ausschließen. Was nützt es jetzt, daß man seine Zuflucht zu den wunderbaren Eorsets von Busse, rue klont,»artre Nr. 171, nimmt, welche so entzückende Taillen machen, wenn man sie unter einen Ueber- wurf ohne Lournure und ohne Form verstecken muß, welcher mit der pikanten Anmuth eines Domino alle Coquctterie eines halben Sacks vereinigt? Wozu brauchen wir noch die herr lichen Leibchen der Madame Constance, wenn es der Pe lerine erlaubt ist, alle ihre eleganten und verführerischen Ar men zu verbergen? Hoffen wir indessen, daß diese Novität bald verschwinden und dem natürlichen Gesetz zufolge in ihrer eigenen Uebcrtreibung ihren Untergang finden werde. Wir erwähnten soeben Madame Constance, r»e Neuvo- Vivienns Nr. 57, und ihren ausgezeichneten Geschmack; zum Beweis dafür können wir ihre Eorsets mit kleinen glatten Fal ten, die von der Schulter bis zum Gürtel gehen, anführen, ferner ihre Uebcrröcke von brochirtcm Pekin oder von orienta lischem Seidcnzcug, garnirt mit einer dreifachen Reihe von Schleifen; dann auch ihre Ucberröcke von Merino - Cachemire oder von Wollentuch, an der Jupe mit einer dreifachen Falte, über welcher ein Streifen von Sammet. Diese drei Neuig keiten schienen uns ganz geeignet, die Gunst der eleganten Welt zu erhalten. Die Formen und Verzierungen der letzten Monate sind übrigens noch keineswegs von neuen verdrängt. Die kleinen mit Franzen garnirten Shawls, die glatten und einfachen Acrmel, die glatten halbaufsteigendcn Eorsets mir einem Fichu von Tüll, die kurzen mit drei Bouillons von Tüll garnirten Aermel sind immer noch in Ansehn. Was das Linnenzeug betrifft, so feiert es immer neue Triumphe, und ein kürzlich etablirtes Linncnmagazin von Madame Barreault scheint sich besonders durch den Rcichthum und die Mannig faltigkeit in diesem Genre auszeichnen zu wollen. Nächstens werden wir einiges Nähere über die Modegegenstände dieser Künstlerin mitthellen. Die Form der Hüte hat sich nicht beträchtlich geändert, nur daß sie besser an das Gesicht anschließcn und den Hals auf anmuthigere Weise offner lassen. Sehr beliebt sind Sam methüte mit einer langen Feder und Scidenhüte mit wehender Feder; die von weißem Atlas mit Spitzen garnirt und an der Seite mit Bandschleifen geziert kleiden besonders gut. Markt des Lebens. Neue Eisenbahn. Um die so wichtige.Verbindung der Kommunikation zwischen dem Savesluffe und dem adria tischen Meere, welche bis jetzt nur zu oft bei nicdcrm Wasser stande der Culpa zum wesentlichen Nachtheile des adriatischen Mcerhandels unterbrochen war, für immer herzustellen, bildet sich aus dem wohlhabenderen Triestcr, Fiumaner und Karl städter Handclsstande eine Gesellschaft, die sich die Belebung des Handels und die Erleichterung desselben durch Herstellung einer Eisenbahn von Siffek nach Karlstadt zum Ziel gesetzt hat. Die Eisenbahn soll schon im Jahre 1842 beendigt werden. Naturspicl. In mehren Gegenden Deutschlands haben die Erdbeerbeete nicht allein noch einmal in diesem Herbst ge blüht, sondern auch Früchte angesetzt, von denen hin und wie der einige sogar zur Reife gekommen sind. Aus Frankreich schrieb man bereits im vorigen Monate, daß die Obstbäume zum zweiten Male Blüthen hätten. Dieselbe Erscheinung be merkten wir bei uns an einigen wilden Kastanicnbäumcn. Am meisten aber kam wegen der sonnenwarmen Herbsttage die Pariser Modewelt in die Klemme, welche in Verlegenheit war, wie sie sich kleiden solle. In der That erfanden auch die Modistinnen einige neue Trachten für die unvorhergesehene Zwischensaison. So penibel sind wir Deutsche doch nicht. Der verklagte Maler. Madame Cadamour, die Gattin eines Weinhändlers, hatte einem Maler, Herrn Sigis- bct, den Auftrag ertheilt, ihr die Hauptscene aus dem Drama Alex. Dumas: die Söhne Eduards, zu malen und, weil ihr Gatte auch Eduard hieß, das Gemälde mit der Inschrift: