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50 Die Gilets sind meist von Piquö oder weißem Cachcmire, mit kleinen ciselirten Goldknöpfchen. Der Luxus in der Wäsche kann bei den Herren wie bei den Damen kaum größere Fortschritte machen. Man trägt die feinsten Battistc von der exquisitesten Arbeit. Feuilleton. Ein neues Rheinlied ist aus der Feder des berühmten Dichters v. L geflossen, oder wenigstens aus dessen Schule unverkennbar hervorgegangen. Wir empfehlen cs allen patrio tischen Freunden der Poesie. Es lautet also: Zum Rheine nicht crgehen's. Bald werden zu bezeugen, Deutschland kraftvoll widerstehen's, Franzosen zurückzuweichen." „Also erfinden, Rheinlied zu singen, Bundesarmee gerüstet; Niemals zur Besiegung umwinden. Ohne Noth Frankreich gebrüstet." „Achtzehnhundert dreizehn daran denken's. Schauen in Mienen, Leipziger Schlacht kränken's, Wieder eben so zu bedienen." Ein freier Mann. Jüngst ging, nach der Erzählung eines englischen Provinzialblattes ein Amerikaner an einer Gcrichtsperson vorbei und rief ihr zu: „Mache einem freien Bürger der Republik Platz, du Esel." Als Ließ nicht gleich geschah, erhob er seine Hand und schlug nach dem Gerichts- dicncr. Deshalb vor Gericht gefordert, gab er folgende Ant worten. „Wer seid Ihr?" „Ein freier Amerikaner." „Euer Stand?" „S clavcnhändlc r." Die Richter vcrurtheiltcn ihn zu einer Geldbuße. Kunst und Frön«,nigkcit. Gewöhnlich beschäftigten sich im Mittelalter die Mönche mit der Kunst und erbauten ihre Klöster und Kirchen. Da sie oft die geistlichen Anstalten des Auslandes besuchten und häufig aus einem Kloster in das andere versetzt wurden, so ist es nicht unwahrscheinlich, daß einige im Orient mit dem Baustyl der Araber vertraut ge worden, und ihn in ihrer Hcimath anwendeten. Dieses erklärt auch die gleiche Ausführung der Gebäude in den verschiedensten und entlegensten Himmelsstrichen, so wie nach dem Uebcrgange der Kunst und Wissenschaft aus der klösterlichen Einsamkeit in die Welt, durch die Brüderschaften der Bauleute und freien Maurer überall auf gleiche Weise gebaut wurde. Thüringen z. B. liefert manche Beispiele einer mit orientalischem Ge schmack gemischten Bauart, wie die Kirche auf dem Pctcrsberge zu Erfurt, zu Bürgelin bei Jena, zu Merseburg in der Vor stadt Reumarkt, die Ruinen des Klosters Paulinzelle u. s. w. Aus dem Kloster Hirschau, wo Künste und Wissenschaften ! blühten, gingen mehre geschickte Künstler hervor. Da von dort zwei Aebte und die ersten Mönche nach Paulinzelle ver setzt wurden, so ist es glaublich, daß Brüder aus demselben den Bau der Kirchen zu Paulinzclle, Erfurt und Bürgelin unternahmen und leiteten. Zur Kritik der Mode. Georg Friedrich Mefferschmidt's Predigt über den Text: „bveminiae sunt viscariuin «liaboli, cs sein die Weiber des Teufels Lcimruthcn," 1615 zu Straß burg gedruckt, enthält folgende Stelle: „Weiters zu größerer Zärtigkeit trägt ssie seiden oder von Gold gestickte Handschuh; zu Winterszeit ein Schluffer von Zobel, den Sommer durch einen Windfahnen oder Muckenschleicher. Was wollen wir nun aber von ihrer Halszierdc erzählen? wie viel ich deren gesehn, welche Kragen tragen, die vielmehr als Karrenräder zu halten seynd? Und ich weiß nicht, wie sie sich dafür zeich nen (bekreuzen) können. Und obschon die Sach mchrcres nicht werth ist, thut es doch noth, Thüren und Pfosten zu erwei tern, sonst können sie nicht hinein. Auch sieht man zwar, daß sie monatlicher solche Kragen formen, verändern und changi- rcn; welche Veränderungen denn oftcrmalcn mehr kosten, als wohl bisweilen ein ganz neues Kleide." Und ich weiß eine Person, die hat für einen dicken Kragen fünfzig Kronen spcn- dirt, ist zwar für einmal genug. Nun fragt sich, ob dieses nicht Wirkungen der Narrheit sein, welche solchen Leuten es dermalen so süß einreden, daß sic sich dürfen bereden, sic stehen desto besser, je mehr sie mit dergleichen parfümirten Bosten aufgezogen kommen," u. s. w. Ital estnisch cs Temperament- Man verhci athct die Mädchen in Italien so früh wie möglich, weil man ihr Tem perament fürchtet. Ein impertinentes Sprichwort sagt: daß eine Jtaliänerin Mutter wird, sobald ihr ein Mann ins Ge sicht sicht. Een Ricscnbanm. Der wahrscheinlich größte Baum der Erde befindet sich bei Acosta in Nordamerika. Er gehört angeblich zur Gattung der Platanen und hat bei einem sieb zehn bis achtzehn Fuß hohen Schaft einen Durchmesser von siebzehn Fuß. Zwölf Mann zu Pferde, behauptet man, haben in der Höhlung des Stammes bequem Platz. Ucbcr dem Stamme theilt sich der Baum in mehre Acstc, deren jeder ein zelne den größten Eichen an Stärke gleichkommt. Die Rinde dieses Baumes ist silberaschfarbig, mit Grün untermischt. Vergleichende Erdkunde. Jemand nennt Kopenhagen das Constantinopel des Nordens, Stockholm das nördliche Neapel, Mecklenburg das deutsche Ungarn, Holstein das deutsche Lhracien. Päpstliches Eoniplimcnt. Man stellte dem Papste Urban VIII. vor, daß er nur seine Truppen dem Kaiser sen den sollte, um Gustav Adolph vor München zu bezwingen, dieser habe ja nur 30,000 Mann. — „Mit nicht Mehreren," ver setzte deri Todfeind des Helden, „hat Alexander der Große einst die Welt erobert." Komische Druckfehler. Manchmal sind die Druckfehler wahre Schicksalswinkc, Winke für das lesende Publikum, für dieKritiker, auch wohl für die Buchhändler. Dcrglcichen'Winkc