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Beiblatt zuv Gilpost füe Moden. ^ 46. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. 1841 Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den 28. Oktober 1841. Bor einigen Tagen besuchte ich die Magazine der „ve»x I4u!ls" auf der pia>« <i« In kvnrse Nr. NI, und habe dort Gelegenheit gehabt, die köstlichen Modczeuge zu bewundern, welche in reicher Auswahl daselbst ausgestellt sind, z. B. die doppelten Lcvantines, Merinos von aller Art, Seidenzcuge der mannigfaltigsten Qualität, Persische Atlas, Gros d'hivers, Gros de Tours mit weißen Dessins auf einem Grund von ver schiedenen zarten Farben, mit Blumen besäet, gestrahlt, qua- drillirt, cannelirt u. s. w. u. s. w., ferner die schönen poults «Is >o>«, die Reps, die Foulards, die Pckins und moirirten Pekincts, sowie einfache und andere Sammete von großer Ver schiedenheit. Was die Formen betrifft, so kann ich nichts Besseres thun, als Ihnen einige Toilettcndctails der Madame Lallemand, rus >Is l'Lcliiguier Nr. 34, geben. Zunächst nennen wir die Roben von einfarbigem Cachemire, mit weitem Corsagc und doppeltem sestonnirtcn Shawl, glatten Acrmcln, die Jupe garnirt ntit einer doppelten Reihe fcstonnirtcr Schlei fen. Ausgezeichnet schön war eine Robe von Rep, mit Schnuren nach Art der Paffcmenterie garnirt; das Corsage eng und ge kreuzt, wie die Jupe mit Buffen garnirt. Ferner: die Roben von perlgrauem Atlas, mit Franzen garnirt, das Corsagc ä In Amazone mit Kragen von schwarzem Sammet, die Aermcl glatt mit doppelten Jokey's von Sammet, mit Franzen gar nirt; endlich eine Robe von pouli <Ie soi«, deren Jupe mit fünf Schleifen verziert war; das Corsage aufsteigend, von den Schaltern zu dem Gürtel drapirt; die Aermcl halbweit mit Jokeps und Schleifen garnirt. Aus diesen Einzelnheiten sieht man, daß noch keine großen Weränderungev vorgcgangen sind; was wir von Neuerem ge sehen haben, sind die Redingots der Madame Augustinc, rus Louis le 6ran,l Nr. 27, mit einer Pelerine von Sammet und Sammetrcvers vorn am Leibchen. Die Amazoncnkleidcr mit Parcmcnts und kleiner Pelerine sind sehr beliebt, eben so die Redingots von Wollenstoff, geschlossen durch eine Reihe Knöpfe, welche bis zum untern Theil des Leibchens hcrab- gchcn. Mit Bestimmtheit können wir versichern, daß der Pelz besatz eine große Rolle bei den Garnituren der Roben spielen wird. — Jetzt ein paar Worte über die Hüte. ' Die Hüte, sollte man glauben, seien niemals so anmuthig und geschmackvoll gewesen, als zu dieser Zeit. Man muß gestehen, daß es nichts Hübscheres geben kann, als die mit , Myosotis verzierten Sammethüte; ihre niedrige Form hat einen ganz eigenen Reiz, und der Schnitt, welcher die Wangen, wie ein süßes Geheimniß, halb bedeckt, ist jedesfalls allerliebst. Ich kann Ihnen auch noch die weißen Sammcthüte anempfeh- lcn, mit Marabouts geziert, oder die von grauem gerissenen Sammet mit einem Zweig geschmückt, der auf jeder Seite herabfällt, und inwendig fast ganz mit Spitzen gefüttert, die sich in lange Bärte endigen. Sehr anmuthig sind die Capots von weißem Atlas, mit rosenfarbenem Atlas gefüttert, mit einem Geraniumbouquet an der Seite geschmückt. Man sieht auch viele Capots von Sammet mit Federn, deren Enden in Marabouts gebunden, an die Thräncnwcidenzwcigc der früher» Zeit erinnern. Bei Maurice Beauvais findet man allerliebste Hau ben ü la Uenllüsvre, a In Marquise, und auch die beliebten sogenannten Osil <I« doeuk-Häubchen. Nichts ist eleganter und so gutklcidend, als die kleinen Victoriacoiffüren, dann die Hüte Jean Bart und die Turbans ä jour. Beliebt sind die Coiffüren und Mützchcn von Blonden; die Mode kehrt dabei zu den langen Bärten zurück. Die Herren tragen als Morgenanzug am gewöhnlichsten die Ueberröcke ä In cdsvalier«; sie haben meist nur eine Reihe Knöpfe und breite Schöße. Was die Farbe betrifft, so wählt man englisch Schwarz, russisch Grün, das sogenannte vvrt <is cour und Goldbronce. Die Pantalons haben sich in ihrem Schnitt nicht geändert; sie schließen noch immer eng an den Stiefel an. Die Morgengilets sind von reinem Wollencache« mir mit geschlossenem Shawlkragcn, für die Abendtoilette trägt man Gilets von matelassirter Seide, und von weißem oder chamoisfarbcnem Cachemir, mit offnem Shawlkragcn. Der griechische Paletot hat noch immer den Vorrang. Markt des Lebens. Rubini und Metternich. Nach der Saison in Lon don machte der berühmte Rubini einen kleinen Abstecher nach Wiesbaden, wo sich eine enorme Anzahl von Sommergästen eingefunden hatte. Unter ihnen befand sich auch der Fürst Metternich, der von seinem Schlosse Johannisberg herüber- gereist war, um den Fürsten der Tenore zu hören. Rach einem sehr glänzenden Conccrt näherte sich der Minister dem Sänger, nahm ihn am Arme und ging mit ihm im Kursaal auf und ab. „Mein lieber Rubini," sagte er endlich (er hatte ihn nämlich schon früher in Wien kennen gelernt), „es ist