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Beiblatt zue Gilpost für Moden. ^4. Unter Verantwortlichkeit der Redaktion der Eilpost. I84S. Dteuestes Bulletin -er Moden. Paris, den 7. Januar 1841. Wir können unfern geschmackvollen Leserinnen nichts mehr anempfehlen, als die kleinen Sammctüberwürfe, die sich eine allgemeine Gunst erworben haben. Madame Popelin, in der ruv Vivisnne Nr. 41, kan» deren nicht genug liefern. Wir sehen dieselben bei ihr mit und ohne Capuchon, mit und ohne Aermel, mit und ohne Garnitur. Es herrscht bei dieser Tracht große Freiheit. Doch sind im Allgemeinen die mit Satin von der nämlichen Farbe, wie der Sammet, gefütter ten am beliebtesten. Außerordentlich reizend sind die Passa- ments auf den Satin - und Sammetpeliffcn angebracht; man trägt aber auch Garnituren von ähnlichem Stoff. Die Satin- überwürse, mit weißem Satin gefüttert, trägt man auch wohl mit schwarzen Spitzen garnirt. Die Bournouß bestehen in der Regel aus Eachcmir, eben falls mit Paffamcntcrie geziert; Madame Popelin aber, die darauf sicht, daß ihr Geschmack allen Ansprüchen genüge, fer tigt auch allerliebste Negligäbournouß in Flancl von verschie denen Farben, gefüttert mit blauem, rothcm oder violettem Flancl. Die Sammetshawls, welche dcmungeachtet nicht aus der Mode gekommen sind, trägt man mit einer hohen Franze garnirt, über welche eine schöne Paffamenterie angebracht ist. Was die Abendtoilette betrifft, so ist sie sehr mannigfaltig und reich an Neuigkeiten. Die Tunika's und Doppelrobcn werden immer in Ansehen bleiben, weil nichts besser kleidet, als eben sie. Man sieht viele Roben von weißem Satin, eben so viele von Sammet. Die seltensten, aber auch die aller- elegantesten sind jedenfalls die von brochirtem Pckin. Nicht mindere Sorgfalt wendet man auf die Visitcnhütc und die Abcndcoiffuren. Ihre Form ist gemeiniglich jetzt eng anliegend und niedrig; was sie eben so hübsch, als bequem und comfortable macht. Großes Lob verdient Madame Lasse wegen der von ihr erfundenen Eoiffuren, z. B. der sogenannten Helene, der coilkurs rosiür«, welche prächtig aussehen, dann auch der Neglige-Capots, die Grazie und Einfachheit auf das Bewundernswürdigste vereinen. Die Franzcn aller Art sind überall gebräuchlich. Delislc, in der rn« Vivienne Nr. 33, bietet deren von der größten Vollkommenheit. Er macht auch Franzen, um die Tüll-Jupcn damit zu garniren; ihre Nuancen sind ei» Gemisch von Blau und Weiß, Rosa und Weiß u.s. w. und sind bei jedem Eostum statthaft. Unter mehren fremdartigen Costumcn, welche vorzüglich das Haus Polet in großer Auswahl besitzt, müssen wir eine Robe mit doppelter Jupe, in griechischer Form, hcrvorheben. Sie ist ganz von einfachem Tüll, mit Ponceau- oder Gold- Garnitur. Eine dergleichen Schnur bildet den Gürtel und endigt in sogenannten arabischen Eicheln, zwei andere kleinere Schnuren fassen in graciöscr Drapperie die kleinen Aermel in der Mitte des Arms zusammen. Die Coiffure, welche mit diesem Anzug übereinstimmt, ist von einer Art Spitzen, die auf die Schultern herabfallcn und ebenfalls mit Gold - und Seiden-Eicheln enden. Dazu fügt man noch die Mäntel, Uebcrwürfe, Bournouß, Shawls von allen Arten, u. dergl. Man sieht welche von weißem Cachemire, gefüttert mit blauem französischen Plüche, garnirt mit blauer oder goldener Passa- mcnterie; andere von schwarzem Sammet, mit orangefarbenem Satin gefüttert, mit Besatz; noch andere, für die Heimkehr vom Balle bestimmt, von roscnfarbenem Satin, gefüttert mit weißem Plüche, auf welchem sich kleine schwarze Muster befinden. Der elastische Turban wird nicht mehr getragen, aber des halb ist der Turban überhaupt nicht abgekommen; er hat sich unter einer moderner» Form wieder geltend gemacht, uisd be sonders ist als eine Meisterin in diesem Artikel «Madame Lcjaz, rue iricüelieu Nr. 77, zu nennen. Diese Turbans, bei denen sich Perlen und Gaze durcheinander schlingen, bilden die hinreißendste Coiffure. Die Büschel, welche jede Spitze des Turbans endigen, fallen auf den Hals herab und geben der Dame, welche sich dieses Kopfputzes bedient, das Ansehen halb einer Odaliskc, halb einer Creole. Bei den Herrenmoden ist jetzt eine Rückkehr zu längeren Wintcrröcken am bemerkbarsten; die Taille wird durch zwei große seidene Knöpfe bezeichnet, die Brust ist mit Paffamcn- terie und Schnuren verziert, die Taschen sind nicht mehr so tief, als bei den Paletots. Die Ueberröckc von blauem oder englischschwarzem Tuch, mit Seide gefüttert, sind sehr beliebt und werden den Paletots bei weitem vorgczogen. Die Mäntel aus dem Atelier Robin's, r»e >>euvs-8lli»t->larc Nr.21, kommen immer mehr in Aufnahme. Sic sind auch wirklich das bequemste und zugleich eleganteste Wintercostum, das man sich nur denken kann. Der Capuchon, welcher den Kopf, ja sogar den Hut bedeckt, die seidenen Eicheln, die Paffamenterie in orientalischem Geschmack —> alles das sieht vortrefflich aus. Mit den Acrmcln, die auch angebracht werden können, ver lieren diese Bournouß nichts an ihrem eigenthümlichen Cha rakter und werden dadurch nur noch comfortabler.' Erscheint man en grands tenue, so trägt man jetzt nur schwarze Kleider. Sie haben breite Schöße, aber nicht zu lang.