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Beiblatt zuv Gilpost für Moden. 42. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. l84I. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den 30. September 1841. Der Herbst mit seiner rauhen Manier ist zwar, wie's scheint, noch weit, doch kommt er, wenn auch nur mit ganz kleinen Schritten, näher und näher und sendet einstweilen seine neckischen Vorläufer voraus. Die Mode ist darauf gefaßt und hat schon dafür gesorgt, daß das Nöthige in Bereitschaft ist, was zur Begrüßung des eigentlichen Herbstes dient; Shawls, Mäntel, Schärpen, Roben rc. harren der Dinge, die da kommen werden. Die beliebtesten Schärpen (um auf Einzelnheitcn einzugehen) findet man bei Opigez-Gagelin; hier gicbt cs deren von Sammet in allen Farben, blau, grün, marron, ringsherum und an den Enden große Streifen entweder von ähnlicher, oder entgegengesetzter Farbe, wie der Grund. Aber alles daran ist mit so harmonischer Einfachheit angeordnet, daß diese Tracht eine der hübschesten und bequemsten für die eintretende Saison ist. Der Sammet der Schärpen ist schwer und höchst weich und wird so reichlich genommen, daß um die Taille herum anmuthige Falten fallen können. Uebrigens herrscht bei Dieser Toilette eine ziemlich große Verschiedenheit; einige z. B. sind von Sammet in allen Nuancen mit Streifen von sogenanntem Lacliemirs Ileur <Iv lise, welche die schönsten Cachemirmuster übertreffen. Andere, die ein wenig einfacher sind, haben blauen oder purpurnen oder violetten Grund mit einer Bordüre von Cachemirmuster» und Palmen unten. Mei stens werden sie mit weißem Atlas gefüttert, was sie äußerst elegant macht. Eine Art Schärpen wird bezeichnend 8ans- kareille genannt; es läßt sich der Reichthum der Farben- nuanccn, der Reliefs, der Broderien u. s. w. kaum beschreiben. Sehr gesucht sind auch die vckarpes Uanclarine» von Sammet in allen Farben mit Changcan-Rcflex, unten mit Medaillons, deren Grund goldgelb und mit chinesischen Mustern versehen ist. Für die große Toilette, als Ueberwurf über eine Robe von Pekin oder Brocart, trägt man die egyptischen Schärpen, wo Gold, Sammet, Seide sich in wahrhaft königlicher Pracht mischen. — Jetzt zu den weniger brillanten, aber nicht minder nützlichen Gegenständen. Dahin gehören die Bournouß von perlgrauem Eachemir mit kleiner Pelerine. Sie sind mit Sammetrouleaux's in Form von Schleifen, die allerliebst aus- sehen, umgeben. Ferner die Mäntelchen ü pelerine mit zurück- geschlagenem Kragen und Capuchon, der den Kragen bildet. Eine Fütterung von weißem Atlas und eine Garnitur von Passementerie giebt ihnen einen besondern Reiz. Von den neuen Seidenstoffen sind unter andern zu nennen der Pekin mit satinirten Streifen, der sehr gut zur Halb-Toilette und zu Ueberröcken sich eignet. Der Wollen-Foulard mit persischen, türkischen, arabischen und andern Dessins, schickt sich ebenfalls zu Redingotes, zur Haustoiletle und zu Schlafröcken. Der schottische Cachemire ist eine Mischart von Cachemire und Merino; weniger theuer, als jener und weit schöner, als dieser, ausgezeichnet für Mädchen und junge Frauen. Was die Hüte von Sammet und andern Winterstoffen betrifft, so fangen sie auch schon an, sich zu vervielfältigen, besonders bei der ge schmackvollen Madame Dasse, rus kiclielie» Nr. 38. Hier in Paris müssen noch ein paar Wochen hingehen, ehe man sich ihrer bedient, doch nach Deutschland und vorzüglich Eng land werden sehr viele schon versendet. Markt des Lebens. Zur Geschichte der Handschuhe- Die noch jetzt in Deutschland bei Kindtaufen und in England bei Hochzeiten übliche Sitte, Handschuhe zu schenken, — von Seiten der Ge vattern den Gevatterinen und von Seiten des Brautpaars den Verwandten — war in England ehedem eine sehr kostspie lige. Bei einer adeligen Vermählung im Jahre 1004 betrug die Rechnung für verschenkte Handschuhe nahe an 7000 Thaler. Wcun man übrigens weiß, daß lange Zeit die Handschuhe, mit Ausnahme der Panzerhandschuhe, nur aus Seide, Lein wand und Schaffell gefertigt wurden, so begreift sich, warum alte Exemplare zu den Seltenheiten gehören. Drei der ver- muthlich ältesten von der friedlichen Gattung erschienen vor Kurzem in einer Londoner Rarilätenaucion. Es waren ein Paar, das Heinrich VIII. einem Sir Anthony Denny, ein an deres, das Jacob >. dem Sohn, Eduard Denny, und ein drittes, das die Königin Elisabeth des letzter» Gemahlin zum Geschenk gemacht. Alle drei Paare wurden von einem Ab kömmling der Denny'schen Familie gekauft, und zwar das erste für 38 Pfund 17 Schillinge, das zweite für 22 Pfd. 4 Sch., und das dritte für 2b Pfd. 4 Sch., mithin drei Paar alte Handschuhe für etwa — ü80 Thaler. Die Eisenbahn von London nach Birmingham. Auf den ersten drei Meilen der Bahn werden die Wagen nicht durch Locomotivcn, sondern durch ein Seil ohne Ende ge zogen, das seine Bewegungen von einer außerhalb der Stadt befindlichen fixen Dampfmaschine erhält. Diese eben so son derbare, als sinnreiche Einrichtung hat ihren Grund in einer