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Beiblatt zur Gilpost für Moden. ^40. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. L84I. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den 16. September 1841. Das allzuschöne Herbstwcttcr läßt die eigentlichen Herbst moden nicht aufkommen; man ist seit Jahren so wenig an einen guten Herbst, an einen Herbst comm« U tank gewöhnt, daß der dießmalige die Leute in Verwunderung setzt und nur diejenigen, die darauf gerechnet hatten, in diesen Tagen sich durch geschmackvolle Toilette vor der Kälte und Nässe schützen zu dürfen, um unter diesem Schutz in der eleganten Welt neues Gefallen zu erregen, sind unzufrieden mit dem Septem ber, der, wie sie sagen, aus der Rolle gefallen und den Juli spielt. Der arme September! Er hat's gut gemeint, er will uns für die Leiden des Sommers entschädigen, er gönnt uns die warmen wohlthucndcn Sonnenstrahlen, die wir so oft haben entbehren müssen; aber danach fragen die Priesterinnen der Mode nicht; sie wollen von Ersatz und Nachholen nichts wissen, weil sie dadurch in ihren Plänen aufgehalten werden; sie wol len jetzt nicht mehr von der Sonne, sondern von Sammet und Pelzbesatz und warmen neuen Stoffen erwärmt sein. Ihr ein ziger Trost ist noch der Eachemire, der gleichsam über alle Jahreszeiten erhaben ist und unter Indiens heißem Himmel sein Recht eben so gut geltend macht, als unter dem unsrigen und dem kalten Gewölk des Nordens. Vorzugsweise aber spie len die Cachemires eine große Rolle bei Hochzeiten. Es lohnt sich hier bei uns schon deshalb, sich zu verhcirathen, weil man darauf rechnen kann, im Brautkorbe ein paar reizende Shawls zu finden; am ausgezeichnetsten sind diejenigen, welche man in den Magazinen Brousse kauft, ru« liiolwlieu Nr. 82. Wenn sich ein Bräutigam einfallen ließe, seiner Verlobten einen Shawl zu verweigern, der riskirte das größte Unglück. Eine Ehe wäre vielleicht die glücklichste von der Welt gewor den; der Umstand aber, das der Bräutigam fünfhundert Fran ken für einen blauen türkischen Shawl von ausgezeichneter Qualität ersparen wollte, macht ihn zum allcrunglücklichsten Ehemann. Um dieß zu vermeiden, muß er so schnell als mög lich das Versäumte wieder gut machen und die Magazine durchstöbern, z. B. das genannte von Brousse und das <I« I» Caravan«, wo er die verführerischsten Neuigkeiten findet. Doch genug davon. Erlauben Sie mir jetzt, Sie mit einem Ensemble der Toilette, wie es in diesem Augenblicke an der Tagesordnung ist, bekannt zu machen. Beim Lever trägt man ein Eorsel ä la bonn« kemme oder eine von Clemaucon, ru« cie ?ort-!l-Ia1>on, Nr. 8, erfun dene Ceintüre; ein Fichu, Shawl von Battist, mit kleinen Falten garnirt, ähnliche Manschetten am Fichu, eine Haube a la Landmädchen, niedlich garnirt und drei Reihen hoher Spitze ohne Band. Seidene Schuhe mit Grün gefüttert. Für das Neglige zu Hause nimmt man einen Ueberrock von Bat tist mit Spitzen verziert in gekreuzter Form, halbweite Aermel, Gürtel-Schärpe, der Robe ähnlich, Manschetten und ein sei denes Halstuch mit Volants und mit Spitzen besetzt, Schuhe von vergoldetem Leder, Mätzchen von Spitze und Band, Ta schentuch ebenfalls mit Spitzen. Die Toilette zum Ausgehen erfordert ein sogenanntes Eorset babills von Seide aus dem Magazin der Madame Clemancon; eine Robe von glacirtem Taffetas und waffergrüner Farbe, enges Leibchen, vorne herz förmig offen; glatte Aermel, Manschetten, verziertes Taschen tuch, Glacü-Handschuhe, am Gelenk mit ciselirten Knöpfen oder Steinen zusammengehalten, eine Kette a !a cbatslaine, an der das Flacon hängt, Lorgnette und Berloques; Brace lets von Algier, Brache in Mosaik. Ferner: ein Capot von Mad. Ho cguet, rue Niobklieu Nr. 108, in weißem Crep a coulissos, Bandbesatz rings um die Form herum, auf bei den Seiten eine Gruppe von Rosen ä In Taglioni mit Sam metblättern. Das Neglige beim Ausgehn besteht in einer Robe von Foulard, in Form eines Ueberrocks, Corsage und Aermel eng mit Couliffen; die Jupe an der Oeffnung mit drei Schleifen besetzt, Halskragen von Mouffelin und Spitzen, verzierte Manschetten und Taschentuch, Hut von italienischem Stroh mit dunkelftuerfarbigem Sammet besetzt, schwedische Handschuhe. In der Oper erscheint man in einer Robe von Mouffelin, mit drei großen Falten garnirt, abwechselnd von Spitze; Corsage a cveurvroise, Gürtel von Band mit langen Enden; Bracelets, Glacü-Handschuhe, Schärpe von Spitze, mit zarter Farbe gefüttert; Taschentuch mit reicher Broderie; Hut von Crep mit Federn aus dem Magazin Zacharias, rue Molwliou Nr. 102, bei dem man das Bewundernswür digste findet, was man von Federarbeiten haben kann. Markt des Lebens. Der geprellte Geizhals. Ein Magistratsherr aus der Provinz, erzählt eine französische Zeitung, stand in dem Rufe der schmuzigsten Knickerei, welcher er sich auch nicht einmal entäußern konnte, wenn er gegen Damen galant sein mußte. Eines Tags kam er nach Paris und lud drei ihm weitläufig verwandte Damen zu einem Liner in einem Hotel ein. Hier