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Neuestes Bulletin -er Moden. Paris, den 9. September 1841. Der Glanz der Toiletten hebt sich nun wieder täglich, seid unsere Damen aus den Bädern zurückzukehren anfangen. Die Theater werden schon häufiger besucht und dem aufmerksamen Beobachter kann es nicht entgehen, welche reizende Verände rungen die Mode vorgenommen. Neulich fielen uns in der Opörn cowiqus auf: eine Robe von sogenanntem Marien blauen Mohr, garnirt mit einen Volant yon Spitze und mit Bandschleifcn, welche oberhalb des Volant angebracht waren; das Corsage sehr decolletirt, spitz, mit drei Reihen Spitze gar nirt; die Aermel kurz -r bouMons. Ferner eine Robe von Tarlatane, mit zwei Volants und drüber Goldlacets besetzt; eine Goldschnur siel bis zum untern Theil der Jupe herab; die Aermel ebenfalls kurz. Eine dritte Robe von demselben Stoff war blau und golden brodirt, mit Falten, welche die Broderie trennten; das Corsage decolletirt, um den Hals herum brodirt; kurze Aermel mit zwei Bouillons. Allerliebst waren , zwei Roben von indischem brodirten Mousselinc, deren eine mit einem hohen gleichfalls brodirtem Volant garnirt war. Dazu eine kleine mit Spitzen besetzte Pelerine und auf dieselbe Weise brodirte und garnirte kurze Aermel. Zur andern ge hörte ein Cannezou von brodirtem Mousselin, mit Spitzen be setzt; die Aermel sehr kurz, bouillonirt und garnirt. Jur Toilette zum Ausgehen oder Fahren kann ich rühmen, was ich bei Madame Augustinc, r»e k.o»i, Is Oranll Nr. 27, gesehen habe; nämlich eine Robe von grauem 6ros ü« blapI<-5 mit glatten Aermeln » la äokey; eine andere von indischem Mousselin, garnirt mit mehren kleinen Volants; das Corsage ohne Gürtel, an der Spitze abgerundet, in Epauletten drapirt; Aermel halbweit. Auch die Roben von weißem Mousselin mit Corsage ä coulisse sind jungen unvcrheiratheten Damen sehr zu empfehlen. Die Roben von leichtem Stoff werden gewöhnlich mit dop pelter Jupe getragen; die Aermel sind immer kurz und glatt. Als sehr schön können wir rühmen eine Robe von saphirfar- benem Organdi, garnirt mit sieben Bouillons, welche sich am Corsage und an den kurzen Aermeln wiederholen. Ein Band von hervorstechender Farbe, welches in den Bouillons an gebracht ist, giebt der ganzen Toilette ein sehr originelles Ansehn. Von Hüten haben wir bei Leclöre, rue 6o liivoli Nr. 10, einige sehr schöne gesehen. Besonders empfehlen muß man die köstlichen Capots von paillem Crep n coulisss mit Band und auf der einen Seite mit kleinen Schleifen geziert; andere waren mit einem Rosenkränze geschmückt. Ferner allerliebste Hüte von weißer Seide mit langen Seiten und mit weißen Federn an der einen Seite geziert; sehr gut kleiden auch die von rosenfarbener Seide und dergleichen Federn. Die italieni schen Strohhüte mit sehr langen Seiten, mit einer Spitzen- voilette und einem gelben Federnbouquet geschmückt, sind sehr beliebt; nicht minder die kleinen runden Hüte von Reisstroh mit einem Kranz von Marabouts. Diese Art von Hüten be deckt den Kopf nicht vollständig und läßt die Coiffüre sehen. In den Herrenmoden ändert sich nicht viel; das kommt daher, weil der Herbst den Sommer nachholt und gestattet, noch leichtere Bekleidung zu tragen. Bei Roolf sahen wir sehr schöne Röcke. Die Revers waren sehr breit und glatt auf der Brust; die Schöße außerordentlich weit. Die Gilets werden noch shawlförmig mit kleinen goldenen ciselirtcn Knöpfen getragen. Gilets von weißem Piquö mit goldenen einfachen Knöpfen sind auch beliebt. An den Ueberröcken hat man zwei Reihen Knöpfe und breite Revers. Die Pantalons halbweit, eng auf den Stiefel fallend. Für das Morgennegligs nimmt man sehr weite faltige Beinkleider mit Taschen an den Seiten. Die Hüte haben ihre alte Form beibehalten, cylinderförmig, halbwciter Rand und breite Einfassung. Die Cravatte trägt man viel mit langen Enden, von carrirter Seide. Markt des Lebens. Merkwürdige Naturerscheinung. Aus den Un tersuchungen, die der bekannte Professor Forchhammer nach den letzten in Dänemark statt gehabten Erdcrschütterungcn an gestellt hat, ergiebt sich, daß diese an mehren Orten eine nicht unbedeutende Hebung des Bodens zur Folge gehabt ha ben. Es wäre nicht unmöglich, daß das Meer einmal einen Theil von Dänemark verschlänge, und ihn vielleicht irgend wo anders hinrückte. Mit der See in ihrem Grimm ist nicht zu scherzen. Römische Alterthümcr. Es ist bekannt, daß die Römerinnen des Alterthums in den Kaiserzciten viel auf Putz hielten und darin den heutigen Pariserinnen nicht unähnlich waren. Besonders zeichneten sie sich durch schöne Schmuck sachen aus, die wegen der Sauberkeit ihrer Arbeit sowohl, als wegen ihrer Aechtheit — diese letztere ist bei'm Schmuck heut zutage oft zweifelhaft — noch immer ihren Werth haben.